Carbapenem
Definition
Carbapeneme sind Antibiotika aus der Gruppe der Betalaktame.
Chemie
Carbapeneme weisen im Gegensatz zu anderen Betalaktamen im Fünfring des Beta-Laktams ein Kohlenstoff-Atom statt Schwefel auf. Ursprünglich wurde die Leitsubstanz der Carbapeneme, das Thienamycin, aus dem grampositiven Bakterium Streptomyces cattleya isoliert. Da Thienamycin jedoch im Organismus instabil ist, werden die heute gebräuchlichen Carbapeneme synthetisch hergestellt.
Wirkmechanismus
Wie alle Betalaktame wirken auch Carbapeneme auf den letzten Schritt der Peptidoglykan-Synthese, welche dem Aufbau der bakteriellen Zellwand dient. Durch Bindung an die Transpeptidase (PBP: penicillin-binding protein) können die fertigen Peptidoglykan-Monomere nicht mehr mit bereits bestehenden Peptidoglykanketten quervernetzt werden. Bei der Zellteilung des Bakteriums kommt es somit durch die Instabilität der Membran zu der Bildung eines nicht überlebensfähigen, zellwandlosen Sphaeroblasten. Carbapeneme besitzen demnach eine bakterizide Wirkung.
Wirkspektrum
Carbapeneme sind gegen ein große Zahl pathogener grampositiver und gramnegativer Bakterien wirksam, nicht jedoch gegen Chlamydien und Mykoplasmen. Darüber hinaus erfassen sie viele an Mischinfektionen beteiligte Anaerobier.
Anwendungsgebiete
Carbapeneme sind Reserveantibiotika. Ihre Anwendung ist bestimmten, schwer beherrschbaren Infektionszuständen vorbehalten. Bei unkritischem Einsatz werden Resistenzen gefördert und Nebenwirkungen provoziert. Durch das breite Wirkungsspektrum haben Carbapeneme einen massiven Einfluss auf die Darmflora des Menschen. Weiterhin können sich gegen Carbapeneme resistente Bakterien unter der Therapie stark anreichern und so zu sekundären Infektionen führen. Sie werden eingesetzt zur Behandlung von schweren Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa, Enterobakterien, Staphylokokken und Streptokokken. Desweiteren wirken sie gegen Cyanobakterien.
Gängige Indikationen für den Einsatz von Carbapenemen sind:
- Resistenzen gegen andere verfügbare Betalaktame
- Schwere nosokomiale Infektionen durch unbekannte Erreger, insbesondere bei Nichtansprechen auf die übliche kalkulierte Antibiotikatherapie
- Schwerwiegende Mischinfektionen (z.B. Peritonitis mit Eitererregern und Anaerobiern)
siehe auch: Carbapenemasen
Quellen
- ↑ Nicht abschließende Liste von multiresistenten bakteriellen Krankheitserregern (Stand 2021). RKI Stand 15.01.2021, abgerufen 07.03.2023
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