Bacteroidaceae
Definition
Unter dem Begriff Bacteroidaceae versteht man eine Bakterienfamilie, die sich aus gramnegativen, nicht sporenbildenen, anaeroben Stäbchen zusammensetzt.
Klassifikation
Von der Familie Bacteroidaceae existieren zahlreiche Genera, wobei jedoch nur Bacteroides, Prevotella, Porphyromonas und Fusobacterium humanpathogene Bakterien enthalten.
Bedeutung im menschlichen Organismus
Nach der Nahrungsumstellung von Milch auf Fleisch und Gemüse sind die Bacteroides Arten die häufigsten Bakterien der Darmflora. Sie sind verantwortlich für die Colonization resistance.
Im Darm produzieren sie das für die Ernährung der Enterozyten des Darmepithels wichtige Butyrat sowie Glukuronidasen, die in der Leber glucuronidierte und damit inaktivierte Medikamente wieder deglukuronidieren, so dass diese wieder resorbiert werden können. Aus diesem Grund kann eine Schädigung der Darmflora durch Antibiotika zu Problemen führen.
Die Bakterien lassen sich ebenfalls auf anderen Schleimhäuten (z.B. auf den Bronchien, den Nasennebenhöhlen) nachweisen.
Pathogenese
In der Regel handelt es sich bei einer Infektion mit den Bacteroidaceae um eine endogene Infektion, wobei Mischinfektionen häufig vorkommen.
Bei einigen Stämmen ist die Produktion eines extrazellulären Enterotoxins möglich, welches zu Diarrhoe führen kann.
Klinik
Akute Verlaufsformen der Infektion sind selten, subakute und chronische Verlaufsformen werden häufiger beobachtet. Die Infektion imponiert durch die Ausbildung eines schlecht riechenden, nekrotisierenden Abszess. Man unterteilt die Infektion anhand der Klinik in drei Gruppen.
Ursprung in der Mundhöhle
Eine Infektion, die von der Mundhöhle ausgeht, kann zu Lungenabszessen und nekrotisierenden Pneumonien führen.
Ursprung im Urogenitalsystem
Eine vom Urogenitalsystem ausgehende Infektion imponiert durch Tubenabszesse, Ovarialabszesse sowie Douglasabszesse; Beckenbodenphlegmone und eine Endometritis sind ebenfalls möglich. Die Infektion mit Bacteroidaceae bei vorzeitigem Blasensprung kann zur Puerperalsepsis führen.
Ursprung im Gastrointestinaltrakt
Ein vom Gastrointestinaltrakt ausgehende Infektion kann zu subphrenischen Abszessen, zu Peritonealabszessen und zu Retroperitonealabszessen führen.
Nachweis
Die Tatsache, dass die Bacteroidaceae zur normalen Schleimhautflora gehören, stellt ein großes Problem dar. Der Nachweis einer Infektion erfolgt mikroskopisch. Bei der Entnahme einer Probe muss darauf geachtet werden, dass spezielle Anaerobier-Transportmedien verwendet und die Proben so schnell wie möglich ins Labor gebracht werden.
Das mikroskopische Bild kann einen Hinweis auf die Spezies liefern, die endgültige Diagnose erfolgt jedoch durch die Gaschromatographie und durch biochemische Untersuchungen.
Therapie
Die Abszesse werden chirurgisch gespalten. Gleichzeitig erfolgt eine antibiotische Therapie, wobei häufig Metronidazol, Clindamycin und Chloramphenicol verwendet werden.
um diese Funktion zu nutzen.