Nasennebenhöhlen
Synonym: Sinus paranasales
Englisch: paranasal sinus
Definition
Die Nasennebenhöhlen sind luftgefüllte, paarige Aussackungen der Nasenhöhle, die mit respiratorischem Epithel ausgekleidet sind. Sie befinden sich zwischen den beiden Knochenplatten (Tabula externa und interna) einiger Schädelknochen und pneumatisieren sie dadurch. Anatomisch werden die Nasennebenhöhlen der inneren Nase und damit dem Atmungsapparat zugeordnet.
Anatomie
Beim Menschen findet man folgende Nasennebenhöhlen:
- Sinus frontalis (Stirnhöhle)
- Sinus maxillaris (Kieferhöhle)
- Cellulae ethmoidales (Siebbeinzellen)
- Sinus sphenoidalis (Keilbeinhöhle)
Je nach Drainageweg unterscheidet man zwischen dem vorderen und dem hinteren Kompartiment:
Vorderes Kompartiment
Das vordere Kompartiment besteht aus Sinus frontalis, Sinus maxillaris und den vorderen Ethmoidalzellen. Sinus maxillaris und die vorderen Ethmoidalzellen drainieren in das Infundibulum ethmoidale, das medial durch den Processus uncinatus begrenzt wird. Das Infundibulum mündet über den Hiatus semilunaris in die Nasenhöhle. Der Sinus frontalis mündet über seinen Ausführungsgang direkt in den mittleren Nasengang oder indirekt über das Infundibulum ethmoidale. Die Gesamtheit der Ausführungsgänge des vorderen Kompartiments und deren knöcherne Begrenzung werden als ostiomeataler Komplex bezeichnet.
Hinteres Kompartiment
Das hintere Kompartiment besteht aus dem Sinus sphenoidalis und den posterioren Ethmoidalzellen. Es drainiert über den Recessus sphenoethmoidalis in den oberen Nasengang.
Physiologie
Die Hauptaufgabe der Nasennebenhöhlen wird kontrovers diskutiert. Zum einen verringern sie das Schädelgewicht, da durch die Hohlraumbildung Knochenmaterial eingespart wird. Zum anderen sorgen sie durch ihren Anschluss an die Nasenhöhle auch für eine Konditionierung der Atemluft.
Fünf Faktoren fällt eine Schlüsselrolle bei der Aufrechterhaltung der normalen Funktion der Nasennebenhöhlen zu:
- Ungehinderte Durchgängigkeit der Nasenhaupthöhle bis in den Nasenrachenraum
- Durchgängigkeit der natürlichen Öffnungen zu den Nasennebenhöhlen
- Ungestörte Funktion des Flimmerapparates (Flimmerepithel)
- Qualität und Quantität des Nasensekrets
- Aufrechterhaltung der Sterilität in den Nasennebenhöhlen (Stickstoffmonoxid)
Normvarianten
Normvarianten können durch Verengung von Ausflusstrakten akute und chronische Entzündungen begünstigen sowie intraoperative Komplikationen verursachen. Zu den wichtigsten anatomischen Varianten zählen:
- Septumdeviation: einfach oder S-förmig konfiguriert. Oft konkavseitig von einer Hyperplasie der mittleren Nasenmuschel begleitet. Mögliche Folgen sind Riechstörungen und eine beeinträchtigte Belüftung der Nasenhaupt- oder Nasennebenhöhlen.
- Concha bullosa: Pneumatisation der mittleren Nasenmuschel. Kann zur Obstruktion des mittleren Nasengangs führen.
- Agger-nasi-Zellen: vorderste Ethmoidalzellen, die wie supraorbitale Ethmoidalzellen den Ausflusstrakt des Sinus frontalis einengen können
- Haller-Zellen: infraorbitale Ethmoidalzellen, die wie Varianten des Processus uncincatus das Infundibulum ethmoidale verlegen können
- Onodi-Zellen: kraniolateral des Sinus sphenoidalis gelegene Ethmoidalzellen. Enge Lagebeziehung zum Nervus opticus und zur Arteria carotis interna.
Radiologische Diagnostik
Konventionelle Röntgendiagnostik
Bei der radiologischen Diagnostik der Nasennebenhöhlen spielt die konventionelle Röntgenuntersuchung nur noch eine untergeordnete Rolle. Sie kommt lediglich zur Beurteilung des Sinus maxillaris oder Sinus frontalis im Rahmen einer Rhinosinusitis zur Anwendung.
Computertomographie
Bei unkomplizierten entzündlichen sowie traumatischen Veränderungen ist die Computertomographie (CT) die Methode der Wahl. Weiterhin wird sie ergänzend zur Magnetresonanztomographie (MRT) bei neoplastischen Prozessen eingesetzt, um eine ossäre Beteiligung darzustellen.
Meistens ist eine native Bildgebung ausreichend. Bei Verdacht auf eine entzündliche oder tumoröse Beteiligung von Nachbarstrukturen kommt eine kontrastmittelgestützte CT als Alternative zur MRT in Frage.
siehe Hauptartikel: Nasennebenhöhlen-CT
Magnetresonanztomographie
Die MRT wird bevorzugt eingesetzt, um neoplastische oder unklare Weichteilbefunde der Nasennebenhöhlen zu beurteilen und eine Infiltration angrenzender Strukturen nachzuweisen. Meist wird dabei Kontrastmittel verabreicht. Die Untersuchungsprotokolle beinhalten i.d.R. dünnschichtige Sequenzen in T1- und T2-Wichtungen sowie fettgesättigte Sequenzen (z.B. STIR). Diffusionsgewichtete Sequenzen helfen bei der Unterscheidung zwischen Tumorgewebe und entzündlichen Veränderungen.
PET-CT
Nach Resektion oder Bestrahlung neoplastischer Prozesse der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen hilft die PET-CT bei der Differenzierung zwischen Tumorresiduum, Rezidiv und posttherapeutischen Veränderungen.
Erkrankungen
Zu den Erkrankungen der Nasennebenhöhlen zählen unter anderem:
- Entzündungen
- Akute Rhinosinusitis (ARS)
- Chronische Rhinosinusitis (CRS) incl. Polyposis nasi und Mukozelen
- Pilzinfektionen: z.B. Myzetom
- Granulomatose mit Polyangiitis
- Frakturen: z.B. Le-Fort-Frakturen, Blow-out-Fraktur
- Benigne Neoplasien: z.B. Osteom, Papillom
- Maligne Neoplasien: Plattenepithelkarzinome, Adenokarzinome, adenoidzystische Karzinome, Ästhesioneuroblastome, sinunasale undifferenzierte Karzinome, sinunasale neuroendokrine Karzinome
Podcast
Bildquelle
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