(Weitergeleitet von Diarrhoe)
von griechisch: dia - hindurch; rheos - Fluss
Synonyme: Durchfall, Durchfallerkrankung, Diarrhöe, Diarrhoe, Diarrhoea
Englisch: diarrhea
Eine Diarrhö besteht bei mehr als 3 Entleerungen eines zu flüssigen Stuhls pro Tag. Das Stuhlgewicht muss hierbei über 250 Gramm liegen. Die Diarrhö ist ein Symptom und keine eigenständige Krankheit.
Das Symptom der Diarrhö kann nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden.
Durch fehlende Resorption von Elektrolyten oder fehlerhafte Sekretion von Elektrolyten kommt es aus osmotischen Gründen zur Bindung einer den im Darmlumen verbleibenden Menge an Elektrolyten angemessenen Menge Wasser. Dieses Wasser wird mit ausgeschieden. Sekretorischer Durchfall kann durch Bakterien und deren Toxine, Viren und Protozoen ausgelöst werden. Auch Medikamente können zu sekretorischen Durchfällen führen.
Bei Malabsorption und Maldigestion (beispielsweise im Rahmen von Gallensäuremangel, Zöliakie, tropischer Sprue, Pankreasinsuffizienz, Fructoseintoleranz und Kurzdarm) wirken die unverdauten Nahrungsbestandteile osmotisch und bewirken eine Verflüssigung des Stuhls. Charakteristisch für die malassimilatorische Diarrhö ist die geringe Menge an Elektrolyten bei hoher Osmolarität des Stuhls.
Eine meist durch psychische Auslöser hervorgerufene Fehlsteuerung und Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems führt zu einer überschnellen Entleerung des Darmes. Deswegen wird diese Diarrhö auch als hypermotile Diarrhö bezeichnet. Durch Störungen der Motorik des Darmes kommt es nicht zur ausreichenden Eindickung des Stuhls im Darm. Es resultiert eine Diarrhö. Auch im Rahmen einer Thyreotoxikose werden Diarrhöen gehäuft beobachtet.
Kennzeichen der exsudativ-entzündlichen Diarrhö sind Schleimhautdefekte, die zu einem Verlust osmotisch wirksamer Substanzen führen. Diese Form der Diarrhö sieht man z.B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Sie tritt auch bei invasiven Darminfektionen (EHEC) auf.
Aufgrund der komplexen Abläufe im Gastrointestinaltrakt können Diarrhöen durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst werden:
Die diagnostische Aufklärung einer chronischen Diarrhö stellt aufgrund der Vielfalt der möglichen Ursachen oft eine Herausforderung dar. Als diagnostische Verfahren kommen unter anderem in Frage:
Mit der Erhebung der Anamnese können wichtige Hinweise auf die Ursache der Diarrhö gewonnen werden, insbesondere durch die Frage, welches Symptom neben der Diarrhö führend ist.[1]
Führendes Begleitsymptom | Möglicher Auslöser |
---|---|
Bauchschmerzen | Darmadhärente Mikroorganismen, Zytotoxin-produzierende Erreger |
Nausea | Bakterielle Exo- oder Endotoxine |
Fieber | Invasive Mikroorganismen (Salmonellen, Shigellen, Amöben, EHEC) |
siehe Hauptartikel: Anamnese bei Diarrhö
Die Bestimmung der Endomysium-Antikörper und Transglutaminase-Antikörper dient dem Screening auf Zöliakie bzw. Sprue. Aus ihrem Nachweis ergibt sich die Indikation für eine Biopsie. Sind beide Laborwerte normal, ist eine Zöliakie unwahrscheinlich.
Die Therapie ist abhängig von der auslösenden Ursache. Eine unkomplizierte Diarrhö muss nicht unbedingt medikamentös therapiert werden. Wichtiger ist vor allem bei stärkeren Formen des Durchfalls der Ausgleich des Wasser- und Elektrolytverlustes.
Dies erfolgt bestenfalls durch Rehydratationslösungen. Eine optimale Zusammensetzung auf 1 Liter Wasser ergibt sich bei Zugabe von
Es werden zu diesem Zweck auch fertig angemischte Präparate (z.B. Dinatriumhydrogencitrat) angeboten, die nur noch in Wasser aufgelöst werden müssen. Eine brauchbare Alternative für den Hausgebrauch stellen Fruchtsäfte dar, die in der Regel auch sehr gut den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust ersetzen können. Unterstützend wirkt die Aufnahme von Quellstoffen. Als Hausmittel wird oft die Kombination von Cola und Salzstangen empfohlen - die Wirksamkeit ist allerdings umstritten.
Als Medikament kommt das synthetische Opioid Loperamid und der Enkephalinaseinhibitor Racecadotril unter sorgfältiger Beachtung der Kontraindikationen in Frage.
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Gastroenterologie
Diese Seite wurde zuletzt am 2. Dezember 2021 um 00:57 Uhr bearbeitet.
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