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Stuhluntersuchung

Synonym: Stuhldiagnostik

1. Definition

Als Stuhluntersuchung wird meistens die Untersuchung von Stuhl auf Durchfallerreger bezeichnet, d.h. eine mikrobiologische Diagnostik. Im weiteren Sinne können auch andere diagnostische Verfahren gemeint sein, zum Beispiel die Untersuchung auf Parasiten, Blut im Stuhl oder die Bestimmung der pankreatischen Elastase.

Grundlage der Stuhluntersuchung ist eine Stuhlprobe bzw. ein Stuhlausstrich.

2. Makroskopische Diagnostik

Die Betrachtung des Stuhls mit bloßem Auge, die Koproskopie, wird heute (2022) von Ärzten nur noch selten durchgeführt. Sie kann jedoch bereits wertvolle Hinweise auf Erkrankungen liefern. Beurteilt werden u.a. Stuhlfarbe, Stuhlform, Stuhlkonsistenz und Stuhlmenge. Unterscheiden lassen sich zum Beispiel Teerstuhl, Fettstuhl, Bleistiftstuhl und Blutauflagerungen.

3. Mikroskopische Diagnostik

Die mikroskopische Untersuchung des Stuhls bezeichnet man ebenfalls als Koproskopie. Sie dient dem Nachweis von intestinalen Parasiten. Diese Untersuchung wird erregerabhängig mit oder ohne Anreicherung durchgeführt.

4. Mikrobiologische Diagnostik

Die mikrobiologische Stuhluntersuchung, die Stuhlkultur, hat eine sehr niedrige diagnostische Sensitivität (2-5%). Darüber hinaus sind Diarrhöen häufig selbst limitierende Krankheitsbilder, die nur symptomatisch therapiert werden, die Erregeridentifizierung hat somit keine wesentliche, therapeutische Relevanz.

Für Krankenhauspatienten existiert ein Schema für Stuhlkulturen, das auch in Studien validiert wurde (sog. modifizierte drei-Tage-Regel):

Stuhlkulturen werden nur untersucht auf Erreger (außer Clostridioides difficile)

  1. bei Patienten mit ambulant erworbener Diarrhö (Beginn < 72 h nach Krankenhausaufnahme)
  2. bei Patienten mit im Krankenhaus aufgetretener Diarrhö (> 72 h nach Aufnahme) und
    1. Alter >= 65 Jahre und Komorbidität*
    2. HIV-Infektion
    3. Neutropenie (< 0,5 x 10^3/µl)
    4. Verdacht auf nosokomiale Epidemie (Ausbruch)
  3. Andere Symptome von Enteritisinfektionen als Durchfall (z.B. Fieber, Arthritis)

Es werden maximal 2 Stuhlkulturen pro Patient untersucht. Diese Regel gilt nicht für Erreger der Antibiotika-assoziierten Diarrhö, also vor allem Clostridioides difficile!

* Komorbidität: Jede vorbestehende Erkrankung, die zu dauerhaft eingeschränkten Organfunktionen führt, z. B. Leberzirrhose, COPD, fortgeschrittene Niereninsuffizienz, chronisch-entzündliche Darmerkrankung, Hemiparese.

4.1. Diagnostische Eingrenzung

Abhängig von der Symptomatik kann eine Eingrenzung der in Frage kommenden Erreger zur gezielten Diagnostik erfolgen:

Syndrom/Organ Leitsymptome Inkubationszeit Typische Erreger
Gastroenteritis Vorwiegend Übelkeit, Erbrechen, weniger Durchfälle Stunden Lebensmittelvergiftung (Enterotoxine) durch S. aureus (Staphylokokkenenterotoxikose), B. cereus, C. perfringens, toxinbildende E. coli
Gastroenteritis Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopf- und Gliederschmerzen 12 h bis 3 Tage Rotaviren, Noroviren
Enteritis (Dünndarm) Wässrige Durchfälle, große Stuhlvolumina 1 bis 3 Tage Enterotoxinbildende E. coli, Alle Enteritiserreger, V. cholerae, DD: Chron. Entzündl. Darmerkrankungen
Colitis, Dysenterie (Dickdarm) Kleine Stuhlmengen, Krämpfe, Blut- und Schleimbeimengungen 1 bis 3 Tage Salmonellen, Shigellen, Campylobacter, Yersinien, C. difficile, Invasive E. coli, Entamoeba histolytica, DD: Chron. Entzündl. Darmerkrankungen

4.2. Anamnestische Hinweise

  • Antibiotikatherapie: Im Krankenhaus ist eine Colitis durch C. difficile die wahrscheinlichste Ursache einer Diarrhoe. Auch bei Neuaufnahmen oder Übernahmen sollte man eine vorhergehende Antibiotikagabe in Betracht ziehen. Diese kann auch einige Zeit (Wochen) zurückliegen.
  • Nahrungsmittel: die meisten Durchfallerreger werden mit der Nahrung aufgenommen, z.B. Salmonellen durch nicht durchgegartes Hühnerfleisch und Eiprodukte (Kartoffelsalat!). Wenn hier keine Hinweise bestehen, ist eine entsprechende Erkrankung unwahrscheinlich.
  • Reiseanamnese: Reisediarrhö wird häufig durch enterotoxin-bildende Escherichia coli ausgelöst, die Inkubationszeit ist kurz (< 1 Tag), die Erkrankung dauert in der Regel 1-3 Tage. Ein Auftreten von Diarrhöen mehrere Tage nach der Heimkehr oder eine längere Dauer sprechen eher für andere Krankheitserreger, z. B. Giardia lamblia oder Entamoeba histolytica.
  • Kontagiosität: Rota- und Noroviren sind hoch ansteckend. Das heisst, in der Umgebung des Patienten müssten entsprechende Fälle aufgetreten sein (Schulen, Kindergärten?) oder ein Kontakt zu anderen symptomatischen Patienten stattgefunden haben.

5. Sonstige Diagnostik

6. Durchführung

Für den Nachweis von Erregern im Stuhl, die durch Lebensmittel akquiriert werden, geht man wie folgt vor:

  • Probenmenge: Nuss-großes Stück, oder 5 ml Stuhl
  • Verpackung in einem geeigneten Transportmedium

Wenn der Transport innerhalb 1 Stunde nicht gewährleistet ist, kann die Stuhlprobe max. 24 Stunden bei 4°C lagern. Im Normalfall müssen/sollten 3 im Wochenabstand aufeinander folgende Stuhlkulturen negativ sein.

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27.11.2022, 12:58
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