Elastase
Englisch: elastase
Definition
Elastase ist eine Endopeptidase, ein peptidspaltendes Enzym, das unter anderem Elastin spaltet.
Formen
Man unterscheidet zwei verschiedene Formen des Enzyms:
- Pankreaselastase (ELA1, Elastase 1, aus der Bauchspeicheldrüse)
- Granulozytenelastase (ELA2, Elastase 2, in neutrophilen Granulozyten)
Pankreaselastase
Pankreaselastase wird in der Bauchspeicheldrüse zunächst als inaktives Proenzym (Zymogen bzw. Proelastase 1 und 2) gebildet. Nach exokriner Ausscheidung in den Dünndarm wird das Proenzym dort von Trypsin gespalten und dadurch in das aktive Enzym Elastase umgewandelt, welches an der Eiweißverdauung beteiligt ist.
Die Pankreaselastase liegt im Blut zu 90-93% an α2-Makroglobulin bzw. zu 7-10% an α1-Proteinaseinhibitoren (meist α1-Antitrypsin) gebunden vor. Sie wird ausschließlich in den Acinuszellen des Pankreas synthetisiert, wodurch es im Gegensatz zu anderen Parametern keine Interferenz z.B. mit der Parotis (z.B. Amylase) gibt.
Granulozytenelastase
Granulozytenelastase ist eine von neutrophilen Granulozyten gebildete Serinprotease, die Peptidbindungen von Aminosäuren spaltet. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Lyse phagozytierter Partikel, z.B. im Rahmen einer Immunantwort auf pathogene Mikroorganismen in Lunge, Gastrointestinaltrakt, Wunden etc.. Durch die Elastase werden jedoch nicht nur Bakterien zerstört, sondern aufgrund einer relativ unspezifischen Wirkung des Enzyms auch körpereigenes Gewebe geschädigt.
Eine übermäßige Aktivität der Elastase kann zu Gewebezerstörung führen. Dies wird normalerweise von körpereigenen Proteinen verhindert, die Elastase hemmen, extrazellulär v.a. von Alpha-1-Antitrypsin, ferner auch von α2-Makroglobulin, SLPI, etc.
Klinik
Bei bestimmten Erkrankungen, z.B. bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, oder im Rahmen einer Pneumonie, kann eine gesteigerte Elastase-Aktivität in der Lunge zu erheblichen Schäden mit Einschränkung der Lungenfunktion führen (Lungenemphysem).
Bei einem Mangel an Elastase 2 - im Rahmen eines ELA-2-Gendefekts - ist das Immunsystem des Körpers geschwächt. Die betroffenen Patienten leiden typischerweise an rezidivierenden Schleimhautulzerationen, Fieber und zum Teil lebensgefährlichen Infektionen (vgl. Neutropenie).
Labormedizin
Elastase im Serum
Material
Zur Bestimmung der pankreatischen Elastase werden 2 ml Serum benötigt.
Referenzbereich
Der Normwert beträgt < 3,5 mg/ml.
Interpretation
Die Bestimmung der pankreatischen Elastase im Serum kann unter anderem bei Verdacht auf eine akute Pankreatitis oder beim akuten Schub einer chronischen Pankreatitis indiziert sein. Durch eine Schrankenstörung gelangt die Elastase in diesen Fällen in das Serum.
Zudem können erhöhte Werte im Rahmen einer schweren Niereninsuffizienz oder schwerer Lebererkrankungen vorliegen.
Elastase im Stuhl
Da die Pankreas-Elastase unverändert im Stuhl ausgeschieden wird, ist sie diagnostisch gut geeignet für die Beurteilung der exokrinen Pankreasfunktion. Die Bestimmung der Pankreas-Elastase-1 im Stuhl ist der bisher sensitivste Test für die Diagnostik einer exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI).
Parameter | für die Diagnose Pankreatitis | |
---|---|---|
Sensitivität bei... | milder chronischer Pankreatitis | 38% |
moderater chronischer Pankreatitis | 87% | |
schwerer chronischer Pankreatitis | 100% | |
Spezifität | 93% |
Material
Für die Diagnostik wird frischer Stuhl (3 unterschiedliche Proben empfohlen) benötigt. Alternativ kann auch Duodenalsaft verwendet werden.
Referenzbereich
Der Referenzbereich beträgt 200 bis 2.500 µg/g Stuhl, bei 100 bis 200 µg/g Stuhl kann von einer leichten Pankreasinsuffizienz ausgegangen werden. Bei einer schweren Insuffizienz des exokrinen Pankreas liegen die Elastase-1-Werte in einem Bereich von < 100 μg/g.
Interpretation
Eine verminderte Elastase-Konzentration im Stuhl deutet auf eine exokrine Störung des Organs hin:
- chronische Pankreatitis
- Pankreasinsuffizienz
- zystische Fibrose
- Pankreaskarzinom
- Papillenkonkremente
- Papillenstenose
- Mukoviszidose
- Hämochromatose
Hinweise
Der Elastase-Test ist empfindlicher und präziser als der Pankreolauryltest und die Chymotrypsin-Bestimmung. Daher sollte immer der Elastase-Bestimmung im Stuhl der Vorzug gegeben werden. Da im Stuhl in Abhängigkeit von der Nahrungsaufnahme physiologischerweise unterschiedliche Pankreasenzymkonzentrationen anzutreffen sind, sollte eine Bestimmung aus 3 unterschiedlichen Stuhlproben erfolgen. Die Durchführung wird unter Substitution von Pankreasenzymen nicht gestört. Bei der Mukoviszidose zeigen sich schon während der ersten Lebenswochen niedrige Elastasewerte.
Quellen
Laborlexikon.de; abgerufen am 20.02.2021
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