(Weitergeleitet von Zystische Fibrose)
von lateinisch: mucus - Schleim, viscidus - zäh, klebrig
Synonyme: zystische (Pankreas-)Fibrose, cystische Fibrose, Fibrosis cystica, CF
Englisch: mucoviscidosis; cystic fibrosis
Die Mukoviszidose ist eine Erbkrankheit aus der Gruppe der Stoffwechselstörungen. Sie verursacht die Produktion eines zähen Sekrets durch die exokrinen Drüsen.
Mit einem Erkrankungsrisiko von 1:2.500 unter Neugeborenen und einer Heterozygotenhäufigkeit von etwa 1:25 in der deutschen Bevölkerung ist die Mukoviszidose die zweithäufigste hereditäre Stoffwechselstörung nach der Hämochromatose.
Die Ursache der Erkrankung besteht in einer Trinukleotiddeletion innerhalb eines Gens auf dem Chromosom 7, das für einen Chlorid-Transporter (Cystic Fibrosis Transmembrane Regulator, CFTR) kodiert. Die Literatur beschreibt verschiedene Defekte innerhalb dieses Gens, von denen der häufigste das Fehlen der Aminosäure Phenylalanin an Position 508 ist (ΔF508-Mutation).
Die Sekretion von Chloridionen in das Sekret ist damit nicht mehr möglich, da der partiell funktionsfähige Rezeptor nicht in die apikale Zellmembran von Epithelzellen der Drüsengänge eingebaut, sondern dem proteolytischen Abbau zugeführt wird. Sekrete werden damit viskös, da keine osmotisch wirksamen Chloridionen vorhanden sind und können nicht mehr ungehindert abfließen.
Die Mutationen des CFTR-Gens führen außerdem zu einer verstärkten Expression von ENaC, einem epithelialen Natriumkanal. Auf diese Weise werden zusätzlich osmotisch aktive Natriumionen in die Epithelzellen befördert, was das Problem der erhöhten Sekretviskosität verstärkt.
Eine Loss-of-Function-Mutation im Gen des Chloridkanals ORCC kann ebenfalls zur Symptomatik einer Mukoviszidose führen.
Die Symptome der zystischen Fibrose betreffen alle exokrinen Drüsen, besonders die Glandulae bronchiales mit der Folge einer chronischen Bronchitis und die Glandulae intestinales mit Malabsorptionserscheinungen (unter anderem Steatorrhö und Vitaminmangel).
Die Abflussbehinderung im Bereich des Pankreas- beziehungsweise Gallengangs führt zu exokriner Pankreasinsuffizienz, Ikterus und schließlich zur cholestatischen Leberzirrhose.
Lebenslimitierend sind die rezidivierenden Infektionen der Atemwege, bei Neugeborenen stellt man häufig einen Mekoniumileus fest.
Zu den möglichen Komplikationen der Mukoviszidose gehören: Pneumothorax, Pneumonie, Cor pulmonale, Leberzirrhose, DIOS, Pankreatitis, Diabetes mellitus, Arthritis, Osteoporose und Fertilitätsstörungen.
Seit September 2016 ist in Deutschland ein Neugeborenenscreening auf Mukoviszidose verpflichtend. Für die endgültige Diagnosestellung ist darüberhinaus mindestens ein klinischer Hinweis und der Nachweis einer CFTR-Funktionsstörung notwendig.
Als klinischer Hinweis gilt eines der oben beschriebenen Symptome oder ein an Mukoviszidose erkranktes Geschwisterkind. Der Nachweis einer CFTR-Funktionsstörung erfolgt durch:
Dem Neugeborenenscreening dienen immunreaktives Trypsin (IRT) und Pankreatitis-assoziiertes Protein (PAP) als Marker - sie detektieren eine perinatale Pankreasschädigung. Außerdem findet eine molekulargenetische Untersuchung auf die 31 häufigsten Mutationen satt. Zu beachten ist, dass Patienten mit einem Mekoniumileus falsch-negative IRT-Werte liefern können.
Die Mukoviszidose ist zur Zeit (2019) nicht heilbar, aber durch therapeutische Maßnahmen in ihrem Verlauf beeinflussbar:
Des Weiteren besteht die Möglichkeit einer mutationsspezifischen Therapie mit so genannten CFTR-Korrektoren. Diese Behandlung kann die symptomatische Therapie nicht ersetzen, jedoch die Symptomatik eindämmen und die Lebensqualität verbessern.
Im Endstadium der Erkrankung kommt nur noch eine Organtransplantation in Frage. Gentechnische Therapie befinden sich zur Zeit (2019) noch im Stadium der Grundlagenforschung. Dabei soll durch einen Vektor (beispielsweise Liposomen oder apathogene Viren) gesundes Erbmaterial in betroffene Zellen geschleust werden.
War die Lebenserwartung von Mukoviszidosepatienten vor einigen Jahrzehnten noch sehr gering, so ist heute durch eine konsequente Therapie auch eine Lebenserwartung von 40+ durchaus realistisch.
Fachgebiete: Pneumologie
Diese Seite wurde zuletzt am 7. Januar 2021 um 13:24 Uhr bearbeitet.
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