Burkholderia cepacia
von lateinisch: cepa - Zwiebel
Synonym: Burkholderia-cepacia-Komplex
Englisch: Burkholderia cepacia complex(BCC)
Definition
Zum Burkholderia cepacia-Komplex, kurz BCC, werden verschiedene Bakterienspezies bzw. Genomovare aus der Gattung Burkholderia gezählt. Es handelt sich um gramnegative, Katalase-produzierende Stäbchenbakterien, die als fakultativ pathogene Keime besonders bei Patienten mit zystischer Fibrose als Erreger von pulmonalen Infekten gefürchtet sind.
Mikrobiologische Eigenschaften
Der Burkholderia-cepacia-Komplex besteht aus mehr als einem Dutzend verschiedener Spezies. Es handelt es sich um gerade bzw. leicht gebogene, gramnegative Stäbchen. Durch ihre polare Begeißelung sind die Keime beweglich. Sie haben einen aeroben Stoffwechsel, sind katalase-positiv und zählen, wie die eng verwandten Pseudomonaden, zu den sogenannten Nonfermentern, das heißt dass sie nicht zur Gärung befähigt sind.
Ihr natürliches Habitat ist einerseits die unbelebte Umwelt, dort findet man sie in Böden und in Gewässern. Darüber hinaus kolonisieren sie aber auch Tier und Mensch. Einige BCC-Spezies wurden zunächst als Krankheitserreger bei Pflanzen beschrieben, bevor man ihre humanpathogene Bedeutung erkannte.
Taxonomie und Geschichte
Pseudomonas cepacia wurde erstmals 1950 durch den amerikanischen Pflanzenpathologen Walter Burkholder als Erreger der Zwiebelschalenfäule beschrieben. 1992 von Yabuuchi et. al veröffentlichte Analysen der ribosomalen RNA führten zur Abgrenzung von der ursprünglichen Gattung Pseudomonas und zur Etablierung der neuen Gattung Burkholderia.
Seit Mitte der 1990er Jahre fiel zunehmend eine Heterogenität unter vermeintlichen Burkholderia cepacia-Isolaten auf. Weitere taxonomische Studien konnten zeigen, dass es sich bei den Isolaten tatsächlich um verschiedene Spezies handelt. Man spricht daher heute vom so genannten Burkholderia-cepacia-Komplex, der folgende Spezies umfasst:
- Burkholderia cepacia
- Burkholderia multivorans
- Burkholderia cenocepatia
- Burkholderia stabilis
- Burkholderia vietnamiensis
- Burkholderia dolosa
- Burkholderia ambifaria
- Burkholderia anthina
- Burkholderia pyrrocinia
Rolle als Krankheitserreger
Als opportunistische Krankheiterreger rufen Bakterien des Burkholderia-cepacia-Komplex nur bei abwehrgeschwächten Patienten Infektionen wie beispielsweise Harnwegsinfekte, Septikämien, Arthritiden oder Pneumonien hervor.
Bei Patienten mit zystischer Fibrose kann es neben einer asymptomatischen Kolonisation zu einer chronischen Infektion der Atemwege mit rezidivierendem Fieber und Gewichtsverlust kommen, wodurch wiederholt stationäre Aufnahmen erforderlich werden.
Die schwerste Verlaufsform der Infektion wird auch als Cepacia-Syndrom bezeichnet und wurde erstmals 1980/81 in Toronto bei einer Epidemie unter Mukoviszidose-Patienten beschrieben. Hierbei kommt es zu einer schweren Exazerbation der chronischen pulmonalen Symptomatik einhergehend mit Fieber, Gewichtsverlust, Bakteriämie und Leukozytose. Die rapide Verschlechterung der Lungenfunktion führt zu einer hohen Letalität bei diesem Krankheitsbild.
Prävention
Obwohl es sich bei Burkholderia-Spezies um Umweltkeime handelt, ist davon auszugehen, dass BCC-Erreger besonders bei Mukoviszidose-Patienten durch Tröpfcheninfektion von Patient-zu-Patient übertragen werden.
Mit BCC-kolonisierte Patienten sollten daher bei stationären Klinikaufenthalten in Einzelzimmern isoliert und von anderen Patienten mit zystischer Fibrose getrennt werden. In Mukoviszidose-Ambulanzen sollte ebenfalls die Terminvergabe und die Raumbelegung unter Berücksichtigung des BCC-Trägerstatus erfolgen.
Diese Kontakteinschränkungen gelten auch für den privaten Bereich der Patienten. So werden Patienten die mit Bakterien des Burkholderia-cepacia-Komplex besiedelt sind, dazu angehalten, bei Unterhaltungen mit anderen Mukoviszidose-Patienten einen Abstand von mindestens einem Meter einzuhalten. Auch von der Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder Freizeiten sollte abgesehen werden.
Die mit diesen Maßnahmen einhergehende soziale Isolation ist für BCC-besiedelte Mukoviszidose-Patienten oftmals mit einem großen Leidensdruck verbunden.
Therapie
Die Therapie von Burkholderia-cepacia-Infektionen erfordert aufgrund zahlreicher primärer Resistenzen eine antibiotische Kombinationstherapie. Als kalkulierte Initialtherapie kann beispielsweise mit Ceftazidim und Tobramycin begonnen werden. Bei Nicht-Ansprechen der Therapie kann alternativ oder zusätzlich Meropenem, Doxycyclin, Cotrimoxazol oder Chloramphenicol verabreicht werden.
Literatur
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