Tobramycin
Handelsnamen: u.a. Bramitob®, Gernebcin®, Tobi®, Tobradex®, Tobramaxin®, Tobramycin® B.Braun, Tobrazid Infecto®
Englisch: tobramycin
Definition
Tobramycin ist ein Antibiotikum, das zur Wirkstoffgruppe der Aminoglykoside gehört.
Chemie
Tobramycin besitzt die Summenformel C18H37N5O9 und eine molare Masse von 467,52 g/mol.
Wirkmechanismus
Tobramycin wirkt bakterizid durch Hemmung der bakteriellen Proteinbiosynthese. Der Wirkstoff bindet an die 30S-Untereinheit der Ribosomen und unterbindet damit die Initiation.
Wirkspektrum
Tobramycin ist ein Breitspektrumantibiotikum. Es ist vor allem wirksam gegen gramnegative Erreger, wie zum Beispiel Pseudomonas aeruginosa. Aussagen zur Empfindlichkeit gegenüber einem bestimmten Erregerstamm sind nur durch Reistenztestung möglich.
Pharmakokinetik
Resorption
Nach oraler Applikation wird Tobramycin kaum resorbiert. Ein möglicher Nutzen ergibt sich bei oraler Gabe nur für die Darmdekontamination. Eine gute Bioverfügbarkeit wird bei parenteraler oder lokaler Applikation erreicht. Des Weiteren ist eine intrathekale Gabe möglich.
Metabolisierung
Eine Biotransformation von Tobramycin findet nicht statt. Tobramycin wird mit einer Eliminationshalbwertszeit von etwa 2 bis 3 Stunden überwiegend renal eliminiert.
Indikation
Anwendung findet Tobramycin bei:
- nosokomialen Infektionen der unteren Atemwege bis zu schweren Pneumonien (primär inhalativ)
- Exazerbation der Mukoviszidose
- SIRS bzw. Sepsis
- Harnwegsinfektionen
- Endokarditis
- Osteomyelitis
- intraabdominellen Infektionen
- Infektionen der Haut und Weichteile
- Infektionen der Augen
Anwendung
Die Applikation von Tobramycin erfolgt intravenös in Form einer Kurzinfusion über 30 bis 60 Minuten mit der erforderlichen Tagesdosis. Ein therapeutisches Drug Monitoring (TDM) mit Bestimmung der Spitzen- und Talspiegel ist zu empfehlen. Die Behandlung mit Tobramycin findet in der Regel im Rahmen einer Kombinationstherapie mit Betalaktamantibiotika statt. Bei Vorliegen einer Niereninsuffizienz sollte eine Dosisreduktion durchgeführt werden.
Bei Infektionen der unteren Atemwege, insbesondere bei Grunderkrankungen wie Mukoviszidose, wird Tobramycin vor allem inhalativ angewendet, weil auf diesem Wege hohe Wirkstoffkonzentrationen im Lungengewebe erreicht werden können.[1]
Nebenwirkungen
Zu den wichtigsten Nebenwirkungen von Tobramycin zählen:
Interaktionen
Von einer gleichzeitigen Behandlung mit weiteren oto- bzw. nephrotoxischen Wirkstoffen sollte abgesehen werden. Ebenso sollten Arzneistoffe, die ebenfalls die neuromuskuläre Blockade fördern (z.B. Anästhetika und Muskelrelaxantien) vermieden werden.
Kontraindikationen
Die Anwendung von Tobramycin ist kontraindiziert bei:
- Unverträglichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder Hilfsstoffen
- schwerer Niereninsuffizienz
- Innenohrschäden
- Myasthenia gravis
- Schwangerschaft und Stillzeit (nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung)
Einzelnachweise
- ↑ Bothra M et al.; Tobramycin for the treatment of bacterial pneumonia in children; (2012) Drug Evaluations; https://doi.org/10.1517/14656566.2012.656090
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