Nosokomialinfektion
von altgriechisch: νοσοκομιον ("nosokomion") - Krankenlager
Synonym: nosokomiale Infektion, Hospitalinfektion, Krankenhausinfektion
Abkürzung: NI
Englisch: hospital acquired infection, healthcare associated infection (HAI), nosocomial infection
Definition
Als Nosokomialinfektion bezeichnet man jede durch Mikroorganismen hervorgerufene Infektion, die in zeitlichem bzw. kausalem Zusammenhang mit einer stationären oder ambulanten medizinischen Maßnahme steht - soweit die Infektion nicht bereits vorher bestand. In der Regel sind Infektionen, die 48h nach Hospitalisierung auftreten, als nosokomial zu werten.
Im erweiterten Sinn sind auch Infektionen, die in Pflegeeinrichtungen erworben werden, Nosokomialinfektionen.
Häufigkeit
Nosokomialinfektionen präsentieren sich am häufigsten in Form einer:[1]
- postoperativen Wundinfektion (24 %)
- Harnwegsinfektion (23 %)
- unteren Atemwegsinfektion (22,0 %, davon 75 % nosokomiale Pneumonie, 25 % Tracheobronchitis)
- Clostridioides-difficile-Infektion (6 %)
- primären Sepsis (6 %)
Die Zahlenwerte sind approximative Angaben.
Risikofaktoren
Besonders prädisponiert für eine Nosokomialinfektion sind Personen mit
- hohem Alter
- langer stationärer Liegedauer
- chronischen Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus)
- Immunsuppression
- Fremdkörpern (Katheter, Venenverweilkanülen, Endotrachealtubus)
Unterscheidung
Man unterscheidet zwei Typen von nosokomialen Infektionen:
- Endogene Infektion (70-80 %): Standortwechsel des Erregers im Patienten selbst (z.B. Beatmungspneumonie, Gasbrand nach OP)
- Exogene Infektion (20-30 %): Übertragung des Erregers von außen auf den Patienten, Kreuzinfektion
Nosokomiale Erreger
Nosokomiale Erreger sind häufig fakultativ pathogener Bestandteil der normalen bakteriellen Flora von Haut, Nasenrachenraum und Darm, d.h. sie entwickeln ihre Pathogenität erst bei Vorliegen von Immunschwäche, Stress oder Standortwechsel (z.B. Escherichia coli aus der Darmflora bei nosokomialen Pneumonien).
Besonders bedeutsam sind multiresistente Erreger (MRE), die ca. 5-10 % aller nosokomialen Infektionen ausmachen (Stand 2017).
Zu den wichtigsten nosokomialen Erregern gehören:
- Bakterien
- Gramnegative Bakterien
- Enterobakterien: Escherichia coli, Enterobacter spp., Klebsiella spp., Proteus spp., Serratia spp. (z.B. Serratia marcescens)
- Pseudomonas spp.: v.a. Pseudomonas aeruginosa
- Acinetobacter spp.: v.a. Acinetobacter calcoaceticus und Acinetobacter baumannii
- Grampositive Bakterien
- Staphylokokken: Staphylococcus aureus (incl. MRSA), Koagulase-negative Staphylokokken (z.B. Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus haemolyticus)
- Streptokokken: Streptococcus agalactiae, Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes
- Enterokokken: Enterococcus faecalis, Enterococcus faecium, Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE)
- Clostridien, v.a. Clostridioides difficile
- Gramnegative Bakterien
siehe auch: ESKAPE
- Viren - Übertragungsweg von Patient zu Patient oder vom Personal auf den Patienten:
- Viren - Übertragungsweg vornehmlich von Patienten auf Personal:
Bei Infektionen des Personals handelt es sich streng genommen nicht um nosokomiale, d. h. "krankheitsbegleitende" Infektionen, sondern um eine Berufskrankheit.
- Pilze
- Sprosspilze (Hefen)
- Candida spp.
- Torulopsis spp.
- Cryptococcus neoformans
- Schimmelpilze
- Aspergillus: Aspergillus fumigatus und Aspergillus niger (häufig bei schlechten Baumaßnahmen)
- Mucor spp.
- Dermatophyten
- Sprosspilze (Hefen)
Übertragung
Man unterscheidet grundsätzlich zwischen:
- Nass- bzw. Pfützenkeime (z.B. Pseudomonas, Legionellen): Übertragung z.B. über Waschbecken und Beatmungsschläuche
- Trocken- bzw. Luftkeime (z.B. Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus aureus): Übertragung durch medizinisches Personal z.B. bei insuffizienter Händedesinfektion, über Kontaktflächen oder über die Raumluft
Die häufigste Infektionsquelle sind "belebte Quellen", sprich Personal, andere Patienten, Besucher. Meist werden die Erreger über die Hände übertragen. Nosokomiale Erreger können sich jedoch auch in unbelebten Reservoiren finden. Dazu zählen z.B. Türklinken, Flaschen, Waschbecken, Eiswürfel, Blumen, etc.
Mögliche Infektionswege sind:
- Kontaktinfektionen: z.B. Händeschütteln
- Schmierinfektionen
- Aerogene Infektionen: Verbreitung in der Luft
- Alimentäre nosokomiale Infektionen: Verbreitung über Nahrungsmittel
- Transmissive nosokomiale Infektionen: Übertragung durch tierische Schädlinge
Meldepflicht
Ein gehäuftes Auftreten von nosokomialen Infektionen muss das medizinische Personal einer Einrichtung dem Gesundheitsamt melden. Das zuständige Gesundheitsamt übermittelt die Informationen über die Landestelle an das Robert-Koch-Institut.[2]
Gegenmaßnahme
Die wichtigste Gegenmaßnahme ist eine gute Hygiene, sprich sorgfältige Desinfektion und Sterilisation. Weiterhin können baulich-funktionelle Maßnahmen sowie organisatorische Maßnahmen hilfreich sein.
Quellen
- ↑ Schneider et al. Nosokomiale Pneumonie, Thoraxchirurgie für den Allgemein- und Viszeralchirurgen, 2017
- ↑ RKI - Nosokomiale Ausbrüche, abgerufen am 14.09.2021
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