Beatmungsassoziierte Pneumonie
Synonym: Beatmungspneumonie
Englisch: ventilator-associated pneumonia
Definition
Die beatmungsassoziierte Pneumonie, kurz VAP, ist eine Entzündung des Alveolarraums und/oder des interstitiellen Lungengewebes (Pneumonie), die im Rahmen einer maschinellen Beatmung auftritt. Es handelt sich um eine Nosokomialinfektion.
Hintergrund
Eine Pneumonie wird dann als beatmungsassoziiert klassifiziert, wenn der Patient mindestens 48 Stunden beatmet war.
Epidemiologie
Nach Angaben des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ) am RKI liegt die Inzidenz beatmungsassoziierter Pneumonien im Mittel bei 4,25 Fällen pro 1.000 invasiven Beatmungstagen. Die Inzidenz ist abhängig von der Dauer der Beatmung und in den ersten Beatmungstagen am höchsten.
Ätiologie
Die beatmungsassoziierte Pneumonie kann auf verschiedene Weise entstehen:
- durch Autoinfektion (endogene Infektion) mit gramnegativen Bakterien, die aus dem oberen Respirationstrakt oder dem Gastrointestinaltrakt des Patienten stammen
- durch exogene Infektion mit Hospitalkeimen, die von anderen Patienten oder vom Pflegepersonal übertragen wurden
Unabhängig von ihrer Herkunft gelangen die Keime durch Aspiration in die unteren Atemwege und besiedeln hier die Bronchialschleimhaut. Primär kann dadurch eine beatmungsassoziierte Tracheobronchitis (ventilator-associated tracheobronchitis, VAT) ausgelöst werden. Ob dann tatsächlich eine Pneumonie entsteht, ist abhängig von der Menge und Virulenz der aspirierten Erreger und der Immunabwehr des Patienten.
Risikofaktoren
- Alter > 65 Jahre
- Immunsuppression
- fehlende Schutzreflexe
- vorbestehende COPD
- Langzeitintubation > 48 h
- Reintubation
- Sedierung
Klinik
- eitriges Bronchialsekret
- erhöhte Körpertemperatur > 37,8 °C
- Tachykardie > 100/min
- Typischer Auskultationsbefund
- pulmonales Infiltrat im Röntgenthorax
- Leukozytenzahl > 12.000/μl
Therapie
Patienten mit invasiver Beatmung erhalten eine kalkulierte Antibiotikatherapie. Die Auswahl der Antibiotika sollte anhand des lokalen Erregerspektrums oder des individuellen Resistenzprofils getroffen werden. Die Therapiedauer beträgt im Regelfall 7 bis 8 Tage.[1]
- VAP-Patienten ohne erhöhtes Risiko für Infektionen mit multiresistenten Erregern (MRE) können mit Aminopenicillinen/Betalaktamaseinhibitoren, Cephalosporinen der Gruppe 3a und pneumokokkenwirksamen Fluorchinolonen behandelt werden.
- Bei VAP-Patienten mit erhöhtem Risiko für MRE-Infektionen können als Mono- oder Kombinationstherapie eingesetzt werden:
- Piperacillin/Tazobactam
- Cefepim
- Imipenem
- Meropenem
- Ceftazidim (in Kombination mit einem Antibiotikum, das gegen grampositive Erreger wirkt)
Als Kombinationspartner kommen Aminoglykoside oder pseudomonaswirksame Fluorchinolone in Frage. Bei Verdacht auf eine MRSA-Infektion ist ein Antibiotikum notwendig, das gegen MRSA wirksam ist. Bei Nachweis eines empfindlichen Erregers kann ggf. auf eine Monotherapie deeskaliert werden.
Präventive Maßnahmen
Als präventive Maßnahmen kommen in Frage:
- 45° Oberkörperhochlagerung
- Endotrachealtubus mit supraglottischer Absaugung
- Mundpflege mit aseptischen Lösungen
- Hygienische Händedesinfektion des medizinischen Personals
- kontinuierliche Cuffdruckmessung
Quellen
- ↑ S3-Leitlinie Epidemiologie, Diagnostik und Therapie erwachsener Patienten mit nosokomialer Pneumonie – Update 2017 AWMF-Register-Nr. 020-013
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