Streptococcus pyogenes
Synonym: S. pyogenes
von griechisch πύον ("pyos") - Eiter
Definition
Streptococcus pyogenes ist ein zur Gruppe der A-Streptokokken gehörendes, grampositives Bakterium, das beim Menschen Infektionskrankheiten wie Scharlach, Tonsillitis, nekrotisierende Fasziitis oder Erysipel auslösen kann.
Eigenschaften
Streptococcus pyogenes ist grampositiv, fakultativ anaerob und β-hämolysierend. Die Bakterien sind rundlich und haben eine Größe von etwa 0,6 bis 1 µm. Streptococcus pyogenes ist unbeweglich und bildet keine Endosporen. Auf Blutagar entstehen grauweißlich-schleimige Kolonien.
Eine zur Identifzierung beitragende Eigenschaft ist die Empfindlichkeit von β-hämolysierenden A-Streptokokken gegenüber Bacitracin. Da Streptococcus pyogenes durch Bacitracin gehemmt wird, ist der Bacitracin-Test eine günstige Alternative zur Serotypisierung (Lancefield-Klassifikation).
Vorkommen
Streptococcus pyogenes findet sich bei 5 bis 15% aller Menschen als Teil der Normalflora, vor allem im oberen Respirationstrakt, ohne dass Infektionszeichen auftreten.[1]
Pathogenitätsfaktoren
Einige Stämme von Streptococcus pyogenes besitzen eine Polysaccharidkapsel aus Hyaluronsäure, die eine Phagozytierung durch Immunzellen erschwert.
Zellwandständige Virulenzfaktoren sind:
- C-Polysaccharide
- F-Proteine, die zu den Adhäsinen gehören
- M-Proteine
Virulenzfaktoren, die vom Bakterium in den Extrazellulärraum sezerniert werden, sind:
- Hyaluronidase
- Desoxyribonukleasen (A, B, C und D), auch Streptodornasen genannt
- Streptolysin O
- Streptolysin S
- C5a-Peptidase
- Erythrogene Toxine (A, B, C)
Klinik
Streptococcus pyogenes löst Infektionen der oberen Atemwege, der Haut und der Weichteile aus. Da im Gegensatz zu Staphylokokken abkapselnde Fibrinwälle vom Erreger enzymatisch aufgelöst werden, findet oft eine schnelle Ausbreitung im Gewebe statt.
Eine Manifestation der Toxinwirkung von Streptococcus pyogenes ist der Scharlach. Weitere Erkrankungen, die durch Streptococcus pyogenes ausgelöst werden sind:
Nicht-eitrige Folgeerkrankungen, wie postinfektiöse Glomerulonephritis, Chorea minor, rheumatisches Fieber und kutane leukozytoklastische Vaskulitis sind ernste Komplikationen bei Haut- und Racheninfektionen. Dabei handelt es sich um Autoimmunerkrankungen, die auf den Homologien zwischen dem M-Protein der Streptokokken und Zellmembranen von Muskel- und Bindegewebszellen basieren. Ungefähr 2 bis 3 Wochen nach einer akuten Infektion richten sich die gebildeten Antikörper gegen die eigenen Organe.
Therapie
Eine rechtzeitige Antibiotikatherapie ist bei einer Infektion mit Streptococcus pyogenes besonders wichtig, um Folgeerkrankungen zu verhindern. Streptokokken reagieren empfindlich auf Penicilline. Bei Penicillinallergie können Makrolidantibiotika eingesetzt werden. Die Resistenz gegen diese Wirkstoffklasse nimmt jedoch zu. Impfstoffe sind nicht bekannt.
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 12.05.2021
Quellen
- ↑ Streptococcus pyogenes and Streptococcal Disease. Todar's Online Textbook of Microbiology, abgerufen am 2.4.2022