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Normalflora

Synonym: natürliche mikrobielle Flora, physiologisches Keimgemisch, Standortflora, kommensale Flora, Microbiota, Mikrobiom, Kolonisationsflora
Englisch: human microbiome

1. Definition

Der Begriff Normalflora beschreibt die Gesamtheit aller Mikroorganismen, welche die inneren und äusseren Körperoberflächen kolonisieren. Mikroorganismen der Normalflora leben zwar auf Kosten des Wirtes, schädigen diesen in der Regel jedoch nicht.

siehe auch: Keimbesiedelung

2. Vorkommen

Die Normalflora ist auf Haut und Schleimhäuten lokalisiert, welche im ständigen Austausch bzw. Kontakt mit der Aussenwelt stehen.

Lokalisationen der Normalflora:

Lokalisationen ohne Normalflora (steril):

3. Aufbau

Die Normalflora wird zum grössten Teil von Bakterien gebildet. In der Gesamtheit kommen Anaerobier viel häufiger als Aerobier im Mikrobiom vor. So schätzt man, dass der menschliche Körper von rund 1014-15 Bakterienzellen besiedelt ist (im Vergleich: 1012-13 Körperzellen), wobei eine Grosszahl verschiedener Arten gezählt werden kann. In einem geringen Mass findet man auch Hefepilze, sowie apathogene Parasiten.

Die Zusammensetzung der Flora ist stark von Faktoren wie der Genetik, dem Alter, dem Geschlecht, sowie der Ernährung abhängig.

Die erste Kolonisation, nach den sterilen uterinen Bedingungen, findet während der Geburt im Geburtskanal statt. Anschliessend werden v.a. bei der Entwöhnung, der Zahnentwicklung sowie zu Beginn und beim Ende der Ovarialfunktion eine Änderung der Normalflora beschrieben.

3.1. Gastrointestinaltrakt

In der Normalflora des Gastrointestinaltraktes sind mehr als 400 verschiedene Keimarten beschrieben.

3.2. Haut

Die Hautflora ist v.a. in Bereichen mit hoher Feuchtigkeit stark ausgeprägt (Axilla, Perineum, Interdigitalräume).

Als typische Hautkeime findet man überwiegend:

3.3. Nasen-Rachenraum

Im Nasen-Rachenraum findet man ein Keimgemisch aus obligaten Anaerobiern (90-95%), sowie zu einem geringen Teil aus Aerobiern (z.B. Neisserien, Staphylokokken, Hefen). In einem ml Speichel finden sich bis zu 109 Keime.

3.4. Urogenitaltrakt

Im Urogenitaltrakt findet sich nur in der distalen Urethra eine gewisse Schleimhautflora (-104 Keime pro ml, vor allem Koagulase-negative Staphylokokken und Enterokokken). Die Harnblase, die Ureteren und die Nieren sind steril.

Vaginal findet sich die sogenannte Döderlein-Flora, welche zu rund 80% aus Laktobakterien (Döderlein-Stäbchen) gebildet wird. Staphylokokken und Streptokokken sind zu einem geringeren Anteil vorhanden. Die Gesamtzahl der Keime in der vaginalen Flora beläuft sich auf 105 - 109 Keime pro ml.

4. Biofilm

Der Biofilm kann als spezielle Form der Normalflora erwähnt werden. Einige Bakterien bilden eine Schleimschicht als Matrix, in welche sie selbst eingebettet und so geschützt sind. Als täglich anzutreffenden Biofilm soll der Zahnbelag erwähnt werden. In einem Biofilm findet sich ein hohe Konzentration von Keimen, sowie deren bakteriellen Metaboliten.

5. Nutzen

Bei der Normalflora handelt es sich um einen mikroökologischen Verbund zwischen Wirt und Mikroorganismus. Das Mikrobiom dient als Schutz vor Infektionen pathogener Keime, der Stimulation des Immunsystems, sowie dem Metabolismus. Durch die hohe Besiedlungsdichte übernehmen die Keime der Normalflora eine Platzhalterfunktion, welche es pathogenen Erregern unmöglich macht, sich einzunisten. Es entsteht eine gewisse Kolonisationsresistenz. Durch die Produktion von antimikrobiellen Substanzen können fremde Erreger zusätzlich bekämpft werden.

Da gewisse Keime der Normalflora über Mikrotraumas in den menschlichen Organismus eindringen können, lösen sie eine gewisse Immunreaktion aus. Dies hält das Immunsystem auf einem gewissen Level.

Durch Produktion gewisser Metaboliten und Vitaminen (z.B. Vitamin K) wirken sie beim Metabolismus des Organismus mit.

6. Klinik

Als Opportunisten können die Errreger in gewissen Situation wie z.B. einer Immunschwäche, trotz ihres eigentlich apathogenen Charakters, zu Infektionen o.ä. führen.

Die Gabe von Antibiotika kann die natürliche Normalflora stören bzw. zerstören, was zu einer Selektion antibiotika-resistenter Keime, oder einer verstärkten Einnistung pathogener Keime führen kann.

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