Duodenum
von lateinisch: duodecim - zwölf
Synonym: Zwölffingerdarm
Englisch: duodenum
Definition
Das Duodenum ist der sich dem Magen anschliessende, am weitesten oral gelegene Teil des Dünndarmes.
Etymologie
Der Name des Organs geht auf den griechischen Arzt Herophilus zurück, der seine Länge mit der von 12 Querfingern verglich. Die mittelalterliche lateinische Bezeichnung war dementsprechend "intestinum duodenum digitorum", was später zu "Duodenum" verkürzt wurde.
Anatomie
Aufbau
Abschnitte
Das Duodenum hat eine Länge von circa 30 cm, liegt zum größten Teil sekundär retroperitoneal und umschließt hufeisenförmig den Kopf der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Man unterscheidet nach ihrem Verlauf bzw. ihrer Lage vier Teile des Duodenums:
- Pars superior (Oberer Teil, D1): Die Pars superior liegt intraperitoneal und ist ca. 5 cm lang. Sie weist einen erweiterten Anfangsteil, die Ampulla duodeni auf. Diese Erweiterung wird im klinischen Sprachgebrauch auch als Bulbus duodeni bezeichnet. An der folgenden Flexura duodeni superior erfolgt der Übergang in die
- Pars descendens (Absteigender Teil, D2): In diesem Abschnitt mündet der gemeinsame Ausführungsgang von Leber (Ductus choledochus) und Pankreas (Ductus pancreaticus) im Bereich der Papilla duodeni Vateri (Papilla duodeni major) in das Duodenum ein. Durch den retroduodenal verlaufenden Hauptgallengang wölbt sich eine Schleimhautfalte in das Lumen vor, die Plica longitudinalis duodeni. Falls ein kleiner akzessorischer Pankreasgang (Ductus pancreaticus minor) existiert, mündet dieser in die Papilla duodeni minor. An der Flexura duodeni inferior erfolgt der Übergang in die
- Pars horizontalis (Unterer, horizontaler Teil, D3): Dieser Teil wird auch Pars inferior genannt. Er läuft vor der Vena cava inferior und der Aorta abdominalis nach links. Dabei unterkreuzt er die Arteria und Vena mesenterica superior, die hier in den Mesenterialstiel (Radix mesenterii) ziehen. Nach wenigen Zentimetern geht er über in die
- Pars ascendens (Aufsteigender Teil, D4): Der aufsteigende Teil bildet den Übergang zum sich anschließenden Jejunum. Ab der Übergangsstelle, die auch als Flexura duodenojejunalis bezeichnet wird, liegt der Dünndarm wieder intraperitoneal. Hier befinden sich zwei Peritonealfalten, die Plica duodenalis superior (Treitz-Band) und die Plica duodenalis inferior. Sie bilden zwei kleine Bauchfelltaschen, den Recessus duodenalis superior und den Recessus duodenalis inferior.
Krümmungen
Die einzelnen Teile gehen durch charakteristische Krümmungen ineinander über:
- Flexura duodeni superior: zwischen Pars superior und Pars descendens
- Flexura duodeni inferior: zwischen Pars descendens und Pars horizontalis
- Flexura duodenojejunalis: zwischen Pars ascendens und Jejunum (Treitz-Flexur)
Gefäßversorgung
Arterielle Versorgung
Die Stromgebiete des Truncus coeliacus und der Arteria mesenterica superior anastomosieren im Bereich des Duodenums. Aus der Arteria hepatica communis des Truncus coeliacus stammt die Arteria gastroduodenalis, welche folgende Arterien beisteuert:
- Arteria pancreaticoduodenalis superior posterior und Arteria pancreaticoduodenalis superior anterior, deren Rami duodenales die Partes superior und descendens versorgen.
- Arteriae retroduodenales, welche aus der Arteria gastroduodenalis stammen, ziehen zu den dorsalen Anteilen des Duodenums.
Aus der Arteria mesenterica superior stammt die
- Arteria pancreaticoduodenalis inferior, die sich in einen Ramus anterior und einen Ramus posterior verzweigt. Die duodenalen Aufzweigungen dieser Äste versorgen die unteren Abschnitte des Duodenums.
Da beide Arteriae pancreaticoduodenales superiores im Bereich des Pankreaskopfes mit dem Ramus anterior bzw. Ramus posterior der Arteria pancreaticoduodenalis inferior anastomosieren, bilden sie so eine doppelte Gefäßschlinge aus.
Venöser Abfluss
Der venöse Abfluss erfolgt über Venen, die den Arterien des Duodenums folgen und analog benannt werden.
Lymphabfluss
Die Lymphgefäße folgen in gegensinniger Richtung den Arterien. Sie drainieren in die Nodi lymphatici pancreaticoduodenales und die Nodi lymphatici pylorici (obere Duodenalabschnitte) sowie die Nodi lymphatici mesenterici superiores (untere Duodenalabschnitte).
Innervation
Sympathische Innervation
Präganglionäre Nervenfasern erreichen das Ganglion coeliacum über den Nervus splanchnicus major und gelangen nach einer Umschaltung über periarterielle Geflechte zum Duodenum.
Parasympathische Innervation
Präganglionäre Nervenfasern verlaufen im Truncus vagalis posterior. In der Darmwand erfolgt die Umschaltung auf das 2. Neuron.
Histologie
Die Wandstruktur des Duodenums entspricht in ihrem Aufbau den übrigen Darm-Abschnitten; charakteristisch für das Duodenum ist ein starkes Faltenrelief mit Kerckring-Falten, zwischen denen sich histologisch duodenalspezifische Brunner-Drüsen (Glandulae duodenales) erkennen lassen.
Physiologie
Das Duodenum dient der pH-Neutralisierung des sauren Mageninhaltes durch die Beimischung eines Bicarbonat-reichen Sekretes. Daneben wird der Chymus hier mit den Verdauungsenzymen aus Pankreas und Duodenaldrüsen versetzt.
Das Duodenum reguliert über hormonelle Einflüsse die Magenentleerung und -sekretion sowie die Sekretion von Gallen- bzw. Pankreassaft. Zu diesem Zweck sezerniert das Duodenalepithel Sekretin und Cholezystokinin. Die Ausschüttung dieser Hormone wird unter anderem durch den pH-Wert und den Fettgehalt des Chymus gesteuert.
Klinik
Diagnostik
Das Duodenum wird in der Regel endoskopisch durch die Gastroduodenoskopie untersucht. Sie ermöglicht auch die gleichzeitige Entnahme von Gewebeproben suspekter Befunde.
Erkrankungen
Die häufigste pathologische Veränderung des Duodenums ist das Ulcus duodeni. Maligne Tumore des Duodenums (Duodenalkarzinome) werden hingegen relativ selten angetroffen. Weitere Erkrankungen sind:
Im Rahmen eines Arteria-mesenterica-superior-Syndroms oder eines Vena-mesenterica-superior-Syndroms sowie durch andere Ursachen kann es ferner zu einer Duodenalstenose kommen.
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