Entamoeba histolytica
Englisch: Entamoeba histolytica
Definition
Entamoeba histolytica ist eine humanpathogene Darmamöbe und Auslöser der Amöbiasis.
Morphologie
Morphologisch sind zwei Entwicklungsstadien von Entamoeba histolytica zu unterscheiden:
- Trophozoiten: Die vegetative Form der Amöbe
- Magna-Form: Eine 20–60 μm große, invasive Form, die Erythrozyten phagozytieren kann.
- Minuta-Form: Kleinere, nicht-invasive Form
- Zysten: Aus der vegetativen Form entstehende, bekapselte Ruheform. Die infektiöse Zyste erscheint mikroskopisch 4-kernig.
Genetik
Das Genom von Entamoeba histolytica ist vollständig sequenziert. Es besteht aus rund 20 Mio. Basenpaaren, die wahrscheinlich mehr als 8.000 Gene kodieren.
Infektion
Der klassische Infektionsweg ist die fäkal-orale Übertragung durch kontaminiertes Trinkwasser oder verunreinigte Lebensmittel. Auch eine sexuelle Übertragung durch oral-anale Sexualpraktiken ist möglich.
Die Infektion verläuft in der Mehrheit der Fälle asymptomatisch (ca. 90%). In den restlichen Fällen findet man invasive Verläufe. Dabei verlässt der Parasit das Darmlumen und dringt in das Gewebe ein, was dann zu klinischen Symptomen führt.
siehe auch: Amöbiasis
Besiedelung
Nach der oralen Aufnahme der Erreger verlassen diese im Dünndarm die Zystenhülle (Exzystierung) und nehmen ihre vegetative bewegliche Amöbenform an. Dabei entstehen aus jeder Zyste im Regelfall 8 Trophozoiten, die in das Kolon einwandern. Dort siedeln sie sich auf der Schleimhaut an und ernähren sich als Kommensale von Bakterien und Nahrungsresten. Diese Aktivität erzeugt beim Wirt keine Symptome, die Trophozoiten vermehren sich jedoch und bilden Zysten, die vom Wirt ausgeschieden werden.
Auf einen zur Zeit (2019) noch nicht bekannten Stimulus hin durchdringen die Amöben die Schleimschicht und heften sich an die Epithelzellen der Dickdarmschleimhaut. Dabei kommt es zu einer Wandlung von der Minuta- zur Magna-Form. Sie kann noch Jahre nach der primären Infektion auftreten. Die Amöben binden mit einem Lektin an Galactose- und N-Acetylgalactosamin-Reste der Glykoproteine auf der Zellmembran der Epithelzellen. Mit Hilfe verschiedener lytischer Enzyme, u.a. Lipasen und Proteasen, perforieren sie den Epithelverband und wandern in die Submukosa ein, wo sie kleinere Blutgefäße arrodieren. Daraus resultieren Tenesmen, herdförmige Nekrosen und Ulzerationen der Darmwand sowie Blutbeimengungen in der Faeces. Auf dem Blutweg können die Amöben auch andere Organe erreichen.
Durch die infektbedingten Zellnekrosen werden Phagozyten angezogen, die von den Trophozoiten aufgenommen und verdaut werden. Dabei werden die lytischen Enzyme dieser Abwehrzellen freigesetzt und verstärken im Sinne einer Kettenreaktion die Gewebseinschmelzung.
Komplikationen
Eine relativ häufige Komplikation ist die hämatogene Streuung der Amöben in die Leber mit Befall der Leberparenchymzellen und daraus resultierender Nekrotisierung befallenen Gewebes (Leberabszess). Darüber hinaus kann es in etwa 0,5% der Fälle zur Entwicklung eines toxischen Megakolons kommen.
Diagnostik
Die intestinale Amöbiasis kann durch mikroskopischen Direktnachweis der Trophozoiten oder Zysten im Stuhl oder im Rektalabstrich diagnostiziert werden. Die Magnaformen der Amöben phagozytieren Erythrozyten und erscheinen so als sich lebhaft bewegende Riesenzellen - pathognomonisch für die Amöbiasis vom invasiven Typ. Sie sind jedoch nur in frischem Nativstuhl nachweisbar. Die Sensitivität der Stuhluntersuchung wird mit max. 70% angegeben.
Alternativ zur Mikroskopie kann ein Nachweis der Koproantigene erfolgen. Seine Empfindlichkeit ist vergleichbar mit der der Mikroskopie.
Die PCR ist das Untersuchungsverfahren mit der größten Sensitivität und gibt die größte diagnostische Sicherheit. Sie ermöglicht noch den Nachweis von einer Amöbe in einem Gramm Stuhl.
Bei einem extraintestinalen Amöbenbefall kann der Erreger serologisch mit nahezu 100%iger Sensitivität nachgewiesen werden, meist per ELISA. Allerdings lassen sich durch den Antikörpernachweis keine Aussagen darüber treffen, ob eine abgelaufene oder floride Infektion vorliegt. Eine Serokonversion ist jedoch beweisend.
Prophylaxe
Um die Infektionskette zu unterbrechen, sollte in betroffenen Regionen vom Verzehr ungegarter Lebensmittel abgesehen werden. Die beachtliche Tenazität der infektiösen Zysten gewährleistet eine Übertragung durch Fliegen, Schaben und kontaminierte Hände. Gekühlt überleben inaktive, infektiöse Zysten Monate. Thermische Behandlung mit 60 °C über eine Minute und länger eliminiert die Zysten.
Epidemiologie
Enteamoeba histolytica kommt in tropischen und subtropischen Regionen am häufigsten vor.
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