Norovirus-Gastroenteritis
Synonym: Norovirus-Infektion
Englisch: norovirus-related gastroenteritis, infectious diarrhea, norovirus infection
Definition
Die Norovirus-Gastroenteritis ist eine Durchfallerkrankung, die durch eine Infektion mit Noroviren hervorgerufen wird.
Übertragung
Noroviren werden sowohl direkt durch Kontaktinfektion von Mensch zu Mensch übertragen, als auch indirekt über kontaminierte Gegenstände. Sie sind hoch kontagiös, so dass schon weniger als 20 der temperaturstabilen Viruspartikel ausreichen können, um eine Erkrankung auszulösen. Die Ausscheidungen der Erkrankten (Stuhl, Erbrochenes) enthalten eine Vielzahl von Viren und sind die wichtigste Infektionsquelle. Die Erkrankten scheiden auch noch Viren aus, wenn die klinischen Symptome abgeklungen sind.
Der gängigste Weg ist die orale Aufnahme der Viren über verunreinigte Lebensmittel oder kontaminiertes Wasser. Ungekochte Lebensmittel stellen ein höheres Risiko dar. Mangelnde Hygiene bei der Nahrungszubereitung (z.B. von Salaten) ist dabei die wichtigste Übertragungsursache. Die Viren können jedoch auch in der Atemluft durch feine Aerosole übertragen werden, beispielsweise wenn Ausscheidungen in der Toilette heruntergespült werden.
Epidemiologie
Als Haupterreger der akuten Gastroenteritis ist das Norovirus Schätzungen zufolge verantwortlich für bis zu 200.000 Todesfälle pro Jahr. Schwere Verläufe treten bei Kindern und älteren Personen (> 65 Jahre) auf. Der Erkrankungsgipfel findet sich in den kühleren Monaten des Jahres. Chronische Infektionen werden bei immunsupprimierten Menschen (z.B. nach Organtransplantation) beobachtet.[1]
Pathogenese
Noroviren führen nach einer Infektion zur Schädigung der Mikrovilli des Dünndarms und lösen dadurch eine Malabsorption aus. Folge ist eine wässrige Diarrhö. Durch die Einwirkung des Virus kommt es auch zu Veränderungen der Magenmotilität, wodurch Übelkeit und Erbrechen hervorgerufen werden.
Das Norovirus ist eine der häufigsten Ursachen für eine virale Gastroenteritis. Noroviren weisen eine hohe Kontagiosität und Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltbedingungen auf. Daher sind insbesondere in der kalten Jahreszeit epidemieartige Ausbrüche der Norovirus-Gastroenteritis üblich.
Klinik
Nach der Infektion vermehren sich Noroviren vor allem im Dünndarm. Nach ca. 1-2 Tagen treten die ersten Symptome in Form einer akuten Gastroenteritis auf, die etwa 1-3 Tage anhält. Kardinalsymptome der Norovirus-Gastroenteritis sind:
Zusätzlich bestehen in den meisten Fällen Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und subfebrile Temperaturen. In Einzelfällen kann es zu einem Geschmacksverlust kommen. Der Krankheitsverlauf ist nach akutem Beginn in der Regel selbstlimitierend. Jedoch sind bei Kindern, alten Menschen und Immunsupprimierten schwere Verläufe mit ausgeprägter Dehydratation und Elektrolytverlusten möglich, die im Extremfall zum Tod führen können.
Diagnostik
Die Noroviren können mittels PCR und Immunoassays aus Stuhlproben nachgewiesen werden. Der genetische Nachweis ist heute (2019) weit verbreitet und wird als Goldstandard betrachtet. Er kann allerdings auch bei symptomlosen Patienten nach Abklingen der Erkrankung noch Tage oder Wochen später positiv sein.
Im Rahmen von Ausbrüchen ist es nicht notwendig, bei allen Patienten eine Diagnostik zu veranlassen. Wenn von 10 Patienten mit Gastroenteritis auf einer Station 3 Norovirus-positiv sind, ist davon auszugehen, dass die anderen auch eine Norovirus-Infektion haben.
Eine Virusisolierung aus Stuhlproben ist in Referenzlaboratorien möglich, jedoch aufgrund der hohen Kosten nicht praktikabel.
Therapie
Die Therapie erfolgt symptomatisch durch Rehydratation und eventuell Ausgleich der Elektrolytverluste. Eine spezifische antivirale Therapiemöglichkeit besteht nicht.
Prophylaxe
Eine Impfung gegen Noroviren ist zur Zeit (2016) nicht verfügbar. Erste Impfstoffkandidaten befinden sich jedoch in frühen Phasen der klinischen Prüfung.
Wichtig ist es, durch entsprechende hygienische Maßnahmen (Isolationszimmer, getrennte Nasszelle für Patienten mit Durchfall, sorgfältige Händedesinfektion des medizinischen Personals, hygienischer Umgang mit infektiösem Stuhl und Erbrochenem, Tragen eines Mundschutzes) die weitere Ausbreitung der Noroviren zu unterbinden.
Bei Ausbrüchen muss sofort ein strukturiertes Ausbruchsmanagement eingeleitet werden.
Meldepflicht
Der Nachweis von Noroviren im Stuhl ist meldepflichtig nach § 7 Infektionsschutzgesetz (Labormeldepflicht). Bei zwei oder mehr Fällen, bei denen der Verdacht auf einen epidemiologischen Zusammenhang besteht, ist eine infektiöse Gastroenteritis meldepflichtig nach § 6 IfSG (Arztmeldepflicht).
Quellen
<references>
- ↑ Bányai K et al. Viral gastroenteritis, The Lancet Volume 392, Issue 10142, P175-186, July 14, 2018, abgerufen am 08.07.2019
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