Hypernatriämie
Englisch: hypernatr(a)emia
Definition
Von einer Hypernatriämie spricht man, wenn die Konzentration des Serumnatriums über einen Wert von 145 mmol/l steigt.
Ätiologie
Bei einem zu hohen Natriumspiegel kann zwischen einer Hypernatriämie mit Hypovolämie oder mit Hypervolämie unterschieden werden.
Hypovolämische Hypernatriämie
Eine zu hohe Natriumkonzentration mit gleichzeitig vermindertem intravasalen Volumen entsteht durch erhöhte Flüssigkeitsausscheidung, zum Beispiel bei
- chronischen, starken Durchfällen
- Erbrechen
- Diuretikatherapie
- Diabetes insipidus
Zwischen den beiden Formen des Diabetes insipidus kann mittels einem ADH-Tests unterschieden werden. Bei zentralem Diabetes insipidus steigt die Urinosmolalität nach ADH-Gabe an, bei einem renalen jedoch nicht.
Andererseits kann ebenfalls eine zu niedrige Zufuhr an Flüssigkeit zu einer Exsikkose und somit zu einem relativen Natriumanstieg führen.
Hypervolämische Hypernatriämie
Seltener entsteht eine Hypernatriämie durch eine zu hohe Kochsalzzufuhr, entweder alimentär (Trinken von Salzwasser) oder per infusionem (permanente, zu hohe NaCl-Zufuhr). Es resultiert ein zu hoher Serumnatriumspiegel mit gleichzeitig erhöhtem intravasalen Volumen.
Symptome
Die Symptome einer Hypernatriämie sind oft sehr unspezifisch und erschweren die Diagnosestellung. Häufig kommt es zunächst zu einem Schwächegefühl, Ruhelosigkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten. Auf neurologischer Ebene kommt es zu stärkeren Muskeleigenreflexen, muskulären Faszikulationen, Krämpfen und Krampfanfällen.
Diagnose
Deuten die Symptome auf eine Störung des Elektrolythaushaltes hin, erfolgt die Diagnose durch eine Bestimmung der Elektrolytkonzentration, in diesem Fall der des Serumnatriums.
Pseudohypernatriämie
Bei Patienten mit stark vermindertem Eiweiß- oder Lipidgehalt des Plasmas kann, abhängig von der Messmethode, eine Pseudohypernatriämie auftreten. Dieses Phänomen entsteht, wenn die Natriumkonzentration mit einer Vorverdünnung gemessen wird. Dies ist in der Regel bei großen Laborautomaten der Fall. Wird die Natriumkonzentration mit einem POCT-Gerät niedriger bestimmt, bestätigt dies den Verdacht auf eine Pseudohypernatriämie, da POCT-Geräte meistens ohne Vorverdünnung arbeiten.
Therapie
Bei bestehender Grundkrankheit, wie beispielsweise einer Infektion, die zu starken Durchfällen oder Erbrechen führt, muss diese kausal behandelt werden.
Die Behandlung der Hypernatriämie an sich erfolgt symptomatisch durch orale oder intravenöse Flüssigkeitszufuhr. Dabei erfolgt die Volumensubstitution bei einer hypovolämischen Hypernatriämie zum Beispiel mit 5%iger Glukoselösung und 1/3 des Flüssigkeitsdefizites als isotonische Elektrolytlösung. Bei der oft durch unkontrollierte Zufuhr einer Kochsalzlösung resultierenden hypervolämischen Hypernatriämie sollte zunächst die Zufuhr gestoppt, anschließend eine 5%ige Glukoselösung sowie Furosemid verabreicht werden.
Bei der Flüssigkeitssubstitution muss streng auf eine nicht zu rasche Absenkung der Serumnatriumkonzentration geachtet werden. Die Organe, vor allem das Gehirn, adaptieren an die höhere Natriumkonzentration, indem die Zellen ihren Natriumgehalt ebenfalls leicht anheben. Wird die Flüssigkeit nun zu schnell infundiert, kann es zur Diffusion der intravasalen Flüssigkeit (Wasser) ins Zellinnere kommen wodurch ein lebensbedrohliches Hirnödem oder andere Hirnschädigungen entstehen können.