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Diabetes insipidus

Synonyme: Wasserharnruhr, Diabetes spurius
Englisch: diabetes insipidus

1. Definition

Der Diabetes insipidus ist eine relativ selten vorkommende Hormonmangelerkrankung, die durch eine extrem hohe Harnausscheidung (Polyurie) von 5 bis 25 Litern pro Tag und ein dadurch entstehendes Durstgefühl (Polydipsie) charakterisiert ist.

2. Pathomechanismus

Beim Diabetes insipidus kommt es zu einem Ausfall der Osmoregulation. Diese Störung ist durch einen Mangel oder eine unzureichende Wirkung des antidiuretischen Hormons (ADH) gekennzeichnet, der auf einen Defekt des V2-Rezeptors (AVPR2) zurückzuführen ist. Dadurch werden in den distalen Nierentubuli und Sammelrohren keine Aquaporine eingebaut, was zur Folge hat, dass die Harnwege nicht wasserdurchlässig sind, so dass keine ausreichende Wasserrückresorption in den Nieren erfolgt.

3. Klassifikation

Nach Art der Erkrankung unterscheidet man drei verschiedene Typen:

4. Symptome

Klinisch äußert sich der Diabetes insipidus durch die Symptomtrias aus:

  • Asthenurie (Unvermögen der Nieren, konzentrierten Harn zu bilden)
  • Polyurie
  • Polydipsie

Aufgrund der oft ausgeprägten Nykturie kommt es bei Patienten auch zu Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit.

5. Diagnose

5.1. Labordiagnostik

Die Diagnose eines Diabetes insipidus kann mit Hilfe eines Durstversuches, eines Hickey-Hare-Tests oder eines Carter-Robbins-Tests gestellt werden. Um einen renalen von einem zentralen Diabetes insipidus zu unterscheiden, kann im Anschluss an den Durstversuch ein Desmopressin-Test erfolgen.

Der Durstversuch wird zunehmend durch die Bestimmung des Copeptins abgelöst. Die Konzentration von Copeptin korreliert eng mit der Konzentration von ADH und bildet diese zuverlässig ab. Im Gegensatz zu ADH ist Copeptin bei Raumtemperatur sehr stabil. In Studien konnte bereits eine diagnostische Überlegenheit der Copeptinbestimmung im Vergleich mit dem Durstversuch gezeigt werden.[2]

Ferner ermöglicht die Bestimmung von Copeptin die zuverlässige Differenzierung zwischen einem zentralen und einem renalen Diabetes insipidus. In Verbindung mit Serumnatrium als sogenannter CTproAVP-Index kann zusätzlich zwischen einem zentralen Diabetes insipidus und einer primären Polydipsie unterschieden werden.

Die Referenzwerte für die basale Copeptin-Serumkonzentration sind:

  • Normbereich bzw. weitere Diagnostik nötig: 2,6 - 20 pmol/l
  • < 2,6 pmol/l: Diabetes insipidus centralis
  • > 20 pmol/l: Diabetes insipidus renalis

Ausschlaggebend ist der vom ausführenden Labor angegebene Referenzbereich.

5.2. Bildgebung

Zum Ausschluss eines Tumors als Auslöser eines sekundären zentralen Diabetes insipidus ist eine kraniale Bildgebung (MRT, CT) notwendig.

6. Differentialdiagnosen

7. Therapie

Ein Diabetes insipidus ist insofern behandlungsbedürftig, als dass die Polyurie eine schwere Störung des Elektrolythaushalts und eine Dehydratation zur Folge hat.

  • Diabetes insipidus centralis: Behandlung der Grunderkrankung beim sekundären Typ. Verabreichung von Desmopressin (Vasopressin-Analogon), nasal oder oral, ggf. kombiniert mit einem Thiaziddiuretikum.
  • Diabetes insipidus renalis: Die Therapie gestaltet sich schwieriger. Die Gabe von Thiaziddiuretika fördert die Natriumausscheidung. Es kommt zu einer Abnahme des Blutvolumens und gesteigerten Rückresorption von Salzen und Wasser in der Niere.

Experimentelle Studien zeigen, dass Prostaglandine den Einbau von Aquaporinen-2 im Sammelrohr hemmen. Eine Verabreichung von NSAR (Ibuprofen, Indometacin) als Prostaglandinsynthesehemmer kann daher beim Diabetes insipidus renalis in Erwägung gezogen werden, um die Diurese zu vermindern. Hiervon sollte aber bei niereninsuffizienten und alten Patienten Abstand genommen werden.

8. Quellen

  1. Lehnert, Hendrik, Rationelle Diagnostik und Therapie in Endokrinologie, Diabetologie und Stoffwechsel, 2010
  2. Fenske W. et al. A Copeptin-Based Approach in the Diagnosis of Diabetes Insipidus. N Engl J Med 2018; 379:428-439.

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