Durstversuch
Synonym: Dursttest
Englisch: fluid deprivation test
Definition
Der Durstversuch ist ein endokrinologischer Funktionstest zum Ausschluss eines Diabetes insipidus.
Durchführung
Während einer zwölfstündigen Flüssigkeitskarenz werden in regelmäßigen zeitlichen Abständen Blut und Urin des Patienten untersucht. Labordiagnostisch werden dabei folgende Parameter bestimmt:
Referenzwerte
- ADH-Serumkonzentration: Der Normwert liegt zwischen 6 und 12 pg/ml
- Plasmaosmolalität: Physiologisch bleibt der Wert < 300 mosmol/kg
- Harnosmolalität:
- Norm: Physiologisch ist nach einem Durstversuch ein Anstieg auf > 300 mosmol/kg zu erwarten. In der Regel liegen die Werte nach 12 Stunden zwischen 900 und 1.200 mosmol/kg
- Pathologisch: Werte < 250 mosmol/kg
Interpretation
Physiologisch steigt die ADH-Konzentration bei Flüssigkeitsmangel messbar an. Durch die vermehrte Wasserretention wird die Plasmaosmolalität konstant gehalten, während die Harnosmolalität ansteigt.
Im Rahmen des Diabetes insipidus centralis unterbleibt die ADH-Ausschüttung, beim Diabetes insipidus renalis ist die ADH-Wirkung aufgrund eines defekten V2-Rezeptors vermindert. Bei beiden Erkrankungsformen bleibt die Harnosmolalität entsprechend der verminderten Wasserretention konstant niedrig, während die Plasmaosmolalität sukzessive ansteigt. Eine Differenzierung beider Diabetes-insipidus-Formen ist durch einen direkt anschließenden Desmopressin-Test möglich.
Aufgrund möglicher Komplikationen der provozierten hypertonen Dehydratation bedarf der Durstversuch der ärztlichen Aufsicht unter stationären Bedingungen.
Alternative
Eine Alternative zum Durstversuch mit Messung des ADH ist die Bestimmung von Copeptin (CT-proAVP) im Serum. Sie wird aufgrund der Unzuverlässigkeit der ADH-Messung mittlerweile von den meisten Laboren präferiert (Stand 2023). In Studien konnte gezeigt werden, dass die Konzentration von Copeptin mit der von ADH korreliert. Ein renaler Diabetes insipidus kann bereits durch eine einzelne Copeptin-Bestimmung ohne Flüssigkeitskarenz zuverlässig erfasst werden.
Im Gegensatz zu ADH ist Copeptin sehr viel länger bei Raumtemperatur stabil. Weitere Vorteile sind die geringere Menge an benötigtem Untersuchungsmaterial sowie die schnelle Verfügbarkeit der Testergebnisse (i.d.R. < 3 Stunden). Neben dem Nachweis von Copeptin empfiehlt sich zusätzlich die Bestimmung von Serumnatrium und Serumkalium für die Berechnung des CTproAVP-Index (Copeptin-Index). Mit seiner Hilfe lässt sich ein partieller Diabetes insipidus centralis von einer primären Polydipsie unterscheiden.
Literatur
- Laborlexikon.de, abgerufen am 23.04.2021
- Christ-Crain, M., Copeptin – Stellenwert in der Diagnostik des Polyurie-Polydipsie-Syndroms. J. Klin. Endokrinol. Stoffw. 13, 142–150 (2020). https://doi.org/10.1007/s41969-020-00106-9