Primäre Polydipsie
Englisch: primary polydipsia
Definition
Als primäre Polydipsie bezeichnet man einen gesteigerten Flüssigkeitskonsum ohne Grunderkrankung.
Hintergrund
Exzessive Wasserzufuhr führt über eine Abnahme der Serum-Osmolalität zu einer physiologischen Hemmung der ADH-Sekretion und damit zu einer vermehrten Wasserausscheidung mit dem Urin. Eine primäre Polydipsie geht somit oft mit einer (sekundären) Polyurie einher.
Ätiologie
Im Kleinkindalter ist die primäre Polydipsie eine häufige Ursache der Polyurie. Beim Erwachsenen kann die primäre Polydipsie psychische Ursachen haben (z.B. Schizophrenie, manische Phase einer bipolaren Psychose, Anorexia Nervosa), medikamentös bedingt sein (Mundtrockenheit durch anticholinerg wirkende Substanzen, z.B. Psychopharmaka) oder in sehr seltenen Fällen auf organischen Läsionen beruhen.
Differentialdiagnostik
Bei vorliegender Polydipsie und Polyurie (Polyurie-Polydipsie-Syndrom) ist der Ausschluss eines Diabetes insipidus (centralis und renalis) wichtig. Dazu wird entweder ein Durstversuch mit anschließender ADH-Messung durchgeführt oder die Copeptin-Serumkonzentration gemessen. Letztere erlaubt auch ohne Flüssigkeitskarenz eine zuverlässige Differenzierung zwischen einem Diabetes insipidus renalis und centralis. Zur Abgrenzung einer primären Polydipsie von einem Diabetes insipidus centralis erfolgt wiederum eine Stimulation mittels hypertoner Kochsalzlösung und anschließender Copeptin-Messung.
Therapie
Bei einer psychogenen primären Polydipsie ist ggf. eine Psychotherapie oder psychiatrische Behandlung indiziert.
Literatur
- Christ-Crain, Copeptin – Stellenwert in der Diagnostik des Polyurie-Polydipsie-Syndroms, Journal für Klinische Endokrinologie und Stoffwechsel, 2020