Faktor VII
Synonyme: Co-Thromboplastin, Prothrombinogen, Gerinnungsfaktor VII
Definition
Faktor VII, auch Proconvertin genannt, gehört zu den in der Leber gebildeten Gerinnungsfaktoren, die für den letzten Syntheseschritt Vitamin K benötigen. Er zählt zu den β-Globulinen. Die aktivierte Form heißt Faktor VIIa bzw. Convertin.
Biochemie
Faktor VII hat eine molekulare Masse von rund 59 kDa. Die Struktur ähnelt jener der Gerinnungsfaktoren IX und X. Sie besteht aus vier Proteindomänen: einer Gla-Domäne, zwei Tandem-Kopien einer EGF-ähnlichen Domäne und einer Trypsin-ähnlichen Peptidase-Domäne am C-Terminus, welche die katalytische Spaltung der Folgefaktoren vollzieht.
Die biologische Halbwertzeit beträgt etwa 2 bis 5 Stunden.
Genetik
Das Gen F7 befindet sich auf Chromosom 13 an Genlokus 13q34.
Funktion
Faktor VII spielt eine wichtige Rolle auf dem sogenannten extrinsischen Weg der plasmatischen Gerinnung. Nach einer Verletzung des Gewebes wird Faktor VII von Gewebsthromboplastin aktiviert (Faktor VIIa) und entfaltet seine Funktion als Serinprotease. Daraufhin bildet das Protein mit Gewebsthromboplastin, Calcium und negativ geladenen Phospholipiden einen Komplex, der die Gerinnungsfaktoren IX und X spaltet und somit aktiviert. Dies führt über Aktivierung weiterer Gerinnungsfaktoren (Gerinnungskaskade) letztlich zur Spaltung von Fibrinogen zu Fibrin und zur irreversiblen Vernetzung von Fibrin.
Hemmung
In vivo hemmt der von Endothelzellen und Thrombozyten gebildete Tissue Factor Pathway Inhibitor (TFPI) den Faktor VIIa.[1]
Klinik
Ein Faktor-VII-Mangel (Hypoproconvertinämie) kann erworben oder angeboren auftreten. Ein erworbener Mangel an (funktionsfähigem) Faktor VII tritt u.a. bei Vitamin-K-Mangel, bei Leukämie oder bei Lebererkrankungen auf. Die angeborene Form wird autosomal-rezessiv vererbt und führt zu einer hereditären hämorrhagischen Diathese. Da die Symptomatik einer Hämophilie ähnelt, wird diese Erkrankung auch als Parahämophilie B bezeichnet.
Labormedizin
Die Faktor-VII-Aktivität kann labormedizinisch bestimmt werden und wird in % der Normalaktivität angegeben. Bei einem Faktor-VII-Mangel sieht man ferner eine verlängerte Prothrombinzeit (PTZ) bzw. einen niedrigen Quick-Wert bei normaler partieller Thromboplastinzeit (aPTT).
Bei Früh- und Neugeborenen ist die Plasmakonzentration vermindert, bei Schwangeren im letzten Trimenon erhöht.
Pharmakologie
Faktor VII ist unter dem Namen Immuseven® als Faktorenkonzentrat (600 IE) verfügbar, das aus menschlichem Plasma gewonnen wird.
Davon abgegrenzt ist Eptacog alfa (NovoSeven®), ein rekombinantes, aktiviertes Faktor-VII-Konzentrat (rFVIIa), das als Ultima ratio bei schweren Blutungen und anderen Spezialindikationen, z.B. Blutungen bei Hemmkörperhämophilie, eingesetzt wird.
Außerdem ist Faktor VII in Prothrombinkomplex-Konzentrat (PPSB) enthalten.
Quellen
- ↑ Alan E. Mast: Tissue Factor Pathway Inhibitor: Multiple Anticoagulant Activities for a Single Protein Arterioscler Thromb Vasc Biol. 2016 Jan; 36(1): 9–14. Published online 2015 Nov 24. doi: 10.1161/ATVBAHA.115.305996 PMCID: PMC4690769 PMID: 26603155