Komplex
von lateinisch: complecti - umfassen, zusammenfassen, vereinigen
Definition
Ein Komplex stellt einen zusammenfassenden Oberbegriff für eine Ansammlung verschiedener Dinge unter einem bestimmten Gesichtspunkt dar. Dabei kann es sich um so „greifbare“ Dinge wie Proteine und Moleküle, aber auch um gedankliche Konstrukte zur Einordnung in ein verständliches Schema handeln. Es ist ein sehr umfassender Begriff.
Reale Komplexe im menschlichen Körper
Zu den Komplexen auf molekularer Ebene gehören zum Beispiel die chemischen, welche aus einem Zentralatom und seinen Liganden bestehen (Metallkomplex). Das bekannteste Beispiel in medizinischen Kreisen dürfte wohl das Häm des Hämoglobins darstellen, in welchem sich vier Pyrrolringe um ein zentrales Eisenatom scharen.
In der Biochemie kennt man Komplexe vor allem von der Zusammenlagerung von mehreren Proteinen zu einer funktionellen Einheit, wie zum Beispiel bei den Komplexen der Atmungskette.
Ein weiteres bekanntes Beispiel ist der Antigen-Antikörper-Komplex des Immunsystems. Er umfasst alles vom Antikörper mit seinen verschiedenen Ketten über Paratope und Epitope bis hin zum erkannten Antigen. Hierbei kann der Komplex natürlich auch aus mehreren Antigenen an einem Antikörper bestehen (einige kommen ja als Polymere vor) oder aber aus mehreren Antikörpern an einem Antigen – es ist eben ein Sammelbegriff für verschiedene Gebilde aus einem „Baukasten“.
Aber auch viele Medikamente wirken, indem sie sich an bestimmte Strukturen des Körpers anlagern und mit ihnen Komplexe bilden – so verbindet sich Heparin mit Antithrombin III, um zusammen weitere Gerinnungsfaktoren (die übrigens auch als Protein-Komplexe wirken können) in den Komplex einlagern und so inaktivieren zu können.
Komplexe als fiktives Konstrukt
Allerdings können Komplexe auch dazu benutzt werden, komplizierte und/oder vielschichtige Sachverhalte in eine strukturierte Ordnung zu bringen, die es erlaubt, Vergleiche anzustellen und auf Diagnosen übertragen werden kann.
Die Psychologie macht sie sich sehr häufig zu Nutzen, um unter einem bestimmten Aspekt Denkstrukturen und Überzeugungen zusammenzufassen, die zu spezifischem, von der Norm abweichendem Verhalten führen können, ohne dass die betroffenen Patienten dies als solches wahrnehmen – wie es zum Beispiel beim Ödipus- oder Napoleon-Komplex der Fall ist.