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Willebrand-Jürgens-Syndrom

nach dem finnischen Arzt Erik Adolf von Willebrand (1870-1949) und dem deutschen Arzt Rudolf Jürgens (1898-1961)
Synonyme: Angiohämophilie, von-Willebrand-Jürgens-Syndrom, von-Willebrand-Krankheit
Englisch: Von Willebrand disease(vWD)

1. Definition

Unter dem Begriff Willebrand-Jürgens-Syndrom wird eine Gruppe von hämorrhagischen Diathesen zusammengefasst, deren gemeinsames Merkmal eine quantitative oder qualitative Abweichung des von-Willebrand-Faktors ist.

2. Epidemiologie

Das von Willebrand-Jürgens-Syndrom ist eine genetisch bedingte Erkrankung. Erworbene Formen sind beschrieben, jedoch sehr selten. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. Ausprägung und Schwere des Syndroms können sehr unterschiedlich sein. Häufig gibt es auch leichte Verlaufsformen. Das Willebrand-Jürgens-Syndrom tritt vermutlich häufiger auf als die Hämophilie A, wird aber oft nicht oder zu spät diagnostiziert.

3. Formen

Das von Willebrand-Jürgens-Syndrom tritt grob gegliedert in drei Formen auf.

3.1. Typ 1

Beim Typ 1 des von Willebrand-Jürgens-Syndroms liegt ein quantitativer Mangel des Willebrand-Faktors vor. 60 bis 80 % der Fälle entsprechen dem Typ 1. Klinisch zeigen die meisten Patienten jedoch eine milde Symptomatik. Ein nahezu normales Leben ist möglich. Auffälligkeiten entstehen durch die Neigung der Betroffenen zu langanhaltenden Blutungen und Nachblutungen nach operativen Eingriffen, die Ausbildung großflächiger Hämatome und gehäufte Menorrhagien bei weiblichen Betroffenen.

Typ 1 wird autosomal-dominant vererbt, die Penetranz ist variabel.

3.2. Typ 2

Der Typ 2 des von Willebrand-Jürgens-Syndroms ist bei etwa 15 bis 20 % der Betroffenen festzustellen. Charakteristisch ist dabei das Vorhandensein qualitativer Defekte des Willebrand-Faktors.

Dabei können 5 Unterformen des Typs 2 unterschieden werden:

  • Typ 2 A
  • Typ 2 B
  • Typ 2 C
  • Typ 2 M
  • Typ 2 N

Typ 2 A ist darunter am häufigsten anzutreffen. Alle Unterformen außer Typ 2 C werden autosomal-dominant vererbt. Typ 2 C folgt einem autosomal-rezessiven Erbgang.

3.3. Typ 3

Die klinisch am schwersten verlaufende, jedoch auch seltenste Form des von Willebrand-Jürgens-Syndroms ist Typ 3. Die Erkrankten sind homozygot defizient für das betreffende Gen. Typ 3 wird autosomal-rezessiv vererbt.

4. Genetik

Das Gen für den Willebrand-Faktor befindet sich auf dem Chromosom 12 an Genlokus 12p13.3. Verschiedenartige Mutationen führen zu den unterschiedlichen Ausprägungen dieser Gruppe von Erkrankungen.

5. Klinik

Die klinische Symptomatik ist nicht einheitlich. Ein Verdacht sollte sich bei folgenden Symptomen ergeben:

6. Diagnostik

Die wegweisende Diagnostik ist labormedizinisch durchzuführen. Wegweisend sind dabei Standarduntersuchungen der Blutgerinnung wie:

Charakteristische Befunde sind hierbei:

Die Bestimmung der Menge und Aktivität des Willebrand-Faktors wird dabei meistens in speziell ausgerichteten Laboratorien durchgeführt.

Differentialdiagnostisch sind andere hämorrhagische Diathesen auszuschließen.

6.1. Besonderheiten

In unterschiedlichen Situationen (z.B. Kontrazeptiva, Schwangerschaft, Infektionen, Stress) kommt es häufig zur Besserung der klinischen Situation und der Laborwerte, was die Schwierigkeiten bei der Diagnosestellung erklärt.

7. Therapie

Eine Dauertherapie ist meistens nicht notwendig. Vor operativen Eingriffen ist die Gabe von Desmopressin zu empfehlen. Nach einer Desmopressin-Kurzinfusion steigt die Konzentration des Willebrand-Faktors um das bis zu Fünffache.

Bei Typ 2 B wirkt Desmopressin nicht. In diesen und anderen Fällen mit fehlender Wirkung des Desmopressins können für die notwendige Dauer Faktorenkonzentrate verabreicht werden.

Die Empfehlung einer körperlichen Schonung kann in manchen Fällen notwendig sein.

8. Weblinks

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26.08.2024, 12:04
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