Kontrazeptivum
Synonyme: Antikonzeptivum, Verhütungsmittel
Englisch: contraceptive
Definition
Bei einem Kontrazeptivum handelt es sich um ein empfängnisverhütendes Mittel, das auf verschiedene Arten wirken kann. Die verschiedenen Kontrazeptiva unterscheiden sich außer in ihrem Wirkmechanismus auch in der Anwendung, die wiederum von den geographischen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten abhängig ist.
Verfügbare Methoden
Barrieremethoden
Bei diesen Methoden erfolgt die empfängnisverhütende Wirkung über eine mechanische Barriere, die den Eintritt des Ejakulats bzw. der Samenzellen in den Uterus und damit die Befruchtung der Eizelle verhindern.
Zu diesen Methoden werden das Präservativ für den Mann bzw. die Portiokappe und das Scheidendiaphragma für die Frau gezählt.
Spermizide
Spermizide sind chemische Mittel, die die Samenzellen bei Kontakt abtöten. Sie kommen in Form von Scheidenzäpfchen als alleiniges empfängnisverhütendes Mittel oder als Gel zusammen mit Portiokappe oder Scheidendiaphragma zum Einsatz.
Hormonelle Kontrazeptiva
Bei den hormonellen Kontrazeptiva handelt es sich um Östrogen- bzw. Gestagenpräparate, die oral oder parenteral verabreicht werden können. Auch eine Kombination von Östrogenen mit Gestagenen in einem Präparat ist möglich.
Wirkmechanismus
Die Wirkung erfolgt auf systemischer bzw. zentralnervöser Ebene durch eine Beeinflussung des hypothalamo-hypophysären Regelkreises. Die erhöhte Östrogen-/Gestagenkonzentration im Plasma führt über einen Feedback-Mechanismus zu einer Senkung der Gonadotropinausschüttung aus der Hypophyse. Als Folge davon wird die Ovulation verhindert, eine Befruchtung ist daher nicht möglich.
Darüber hinaus erfolgt eine Veränderung des Zervixschleimes und des Endometriums sowie eine Hemmung der Tubenmotilität, was die empfängnisverhütende Wirkung noch verstärkt.
Orale Applikation
Für die orale Applikation ist die "Anti-Baby-Pille" (siehe: Orales Kontrazeptivum) zu nennen, welche in verschiedenen Stärken und Präparatkombinationen erhältlich ist. Sie kann also bezüglich Wirkstoff und Dosierung gut auf die entsprechende Patientin abgestimmt werden und erfreut sich nicht zuletzt wegen ihrer zusätzlichen Wirkungen, einfachen Anwendung und Sicherheit großer Beliebtheit.
Parenterale Applikation
Zu den parenteral verabreichten hormonellen Kontrazeptiva gehören die sogenannte Drei-Monats-Spritze, bei der eine entsprechende Hormondosis alle drei Monate durch einen Arzt injiziert wird, sowie die verschiedenen Hormonimplantate, welche unter die Haut im Bereich des Unterarms gelegt werden und für eine definierte Zeit regelmäßig die gewünschte Dosis Hormone freisetzen.
Kontraindikationen
Wie bei allen Medikamenten, zu denen auch hormonelle Kontrazeptiva gehören, gibt es einige Kontraindikationen, wozu zum Beispiel das Rauchen und Thrombophilie gehören.
Vor- und Nachteile
Hormonelle Kontrazeptiva, insbesondere die Pille, werden aufgrund ihrer vielfältigen zusätzlichen Wirkungen, unter anderem die Kontrollierbarkeit des Menstruationsbeginns, Reduktion von Menstruationsbeschwerden sowie in einigen Fällen auch Verbesserung des Hautbildes von vielen Frauen positiv bewertet. Nachteilig sind die möglichen Nebenwirkungen (z.B. Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit) sowie ein erhöhtes Thromboserisiko.
Weitere Kontrazeptiva
Neben den bereits genannten Methoden gibt es noch die Möglichkeit der Empfängnisverhütung über Intrauterinpessare (IUP), Intrauterinsysteme (IUS) und, als sicherstes Mittel die operative Sterilisation bei Männern und Frauen, welche aber unter Umständen irreversibel sein kann.
Pearl-Index
Der Pearl-Index gibt die Sicherheit eines Verhütungsmittels an. Diese Zahl ergibt sich aus der Zahl der ungewollten Schwangerschaften auf 1200 Anwendungsmonate bei richtiger Anwendung, welche durch die Anwendung einer Methode über ein Jahr durch 100 Frauen bestimmt wird. Je höher die Zahl des Pearl Index ist, umso unzuverlässiger ist die entsprechende Verhütungsmethode bzw. das entsprechende Kontrazeptivum.
Zu den sichersten Kontrazeptiva gehören dabei die hormonellen Präparate mit einem Pearl-Index zwischen 0 und 1,5, gefolgt von der Temperaturmethode mit einem Pearl Index von 1 und den mechanischen Kontrazeptiva wie das Präservativ (Pearl-Index: 7 bis 14) und Diaphragma mit Spermizid (Pearl-Index: 4). Am unzuverlässigsten sind Spermizide allein mit einem Pearl-Index von 3 bis 25.