HELLP-Syndrom
Englisch: HELLP syndrome
Definition
Das HELLP-Syndrom ist eine schwerwiegende Komplikation der Präeklampsie. Sie ist gekennzeichnet durch eine Kombination aus:
- Hämolyse (H)
- Erhöhung der Transaminasen (EL= Elevated liver enzymes)
- Thrombozytopenie < 100 G/l (LP= low platelet count)
Epidemiologie
Ätiologie
Die genaue Ursache des HELLP-Syndroms ist unbekannt. Als multifaktorielle Genese werden u.a. folgende Faktoren diskutiert:
- gestörte Plazentation mit endothelialer Dysfunktion
- immunologische Fehlregulation
- genetische Prädisposition
- systemische Entzündungsreaktion
In vielen Fällen entwickelt sich das HELLP-Syndrom im Rahmen einer Präeklampsie. Es kann jedoch auch isoliert auftreten, ohne vorherige Blutdruckerhöhung oder Proteinurie.
Symptome
Neben den bereits genannten Symptomen kommt es zu rechtsseitigen Bauchschmerzen (Leberkapselschmerz), starker Übelkeit und neurologischen Symptomen wie Augenflimmern, Doppelbildern und erhöhter Lichtempfindlichkeit.[3] Weiterhin tritt bei vielen Patientinnen eine Hypertonie auf.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen sind hepatische Blutungen, Leberrisse und -rupturen, Gehirnblutungen, akutes Nierenversagen (ANV), vorzeitige Plazentalösung (Abruptio placentae), disseminierte intravasale Gerinnung (DIC), Lungenödem und Netzhautablösung.[4]
Durch die meist ausgeprägte Thrombozytopenie muss eine Periduralanästhesie streng abgewogen werden, da das Risiko für ein spinales epidurales Hämatom besteht.
Labordiagnostik
Im Rahmen eines HELLP-Syndroms können folgende Laborbefunde vorliegen:[5]
- Transaminasen: GOT und GPT mind. 2- bis 3-fach ↑
- Hämolyseparameter: Haptoglobin ↓ mit guter Korrelation zur klinischen Symptomatik
- Bilirubin ↑ (> 1,2 mg/dl)
- Fragmentozyten im Differenzialblutbild (in 50–80 %)
- Proteinurie: Gesamteiweiß im Urin ↑ (> 300 mg/d)
- Blutbild: Hämatokrit ↑ (> 38 %), Thrombozyten ↓ (< 100 G/l)
- Hämoglobin > 14 g/dl als Hinweis auf Präeklampsie.
Die Laborparameter sollten initial alle 6 bis 8 Stunden kontrolliert werden.
Differentialdiagnosen
Therapie
Aktuelle Studien (Stand 2025) geben keine Hinweise darauf, dass die Gabe von Glukokortikoiden wie Methylprednisolon oder Dexamethason eine zeitweise Remission bewirken kann. Zur Therapie des HELLP-Syndroms sind Kortikoide daher nicht geeignet und sollten postpartal nicht angewendet werden.[1]
Als einzige kausale Therapie steht nur die Beendigung der Gravidität zur Verfügung. Bis dahin erfolgen eine Klinikeinweisung mit konstantem Monitoring und Management:
- Therapie arterieller Hypertonie, wie bei der Präeklampsie, mit Betablockern (Labetalol, Metoprolol), Nifedipin (off-label) und Alpha-Methyldopa ("start low, go slow")
- Prophylaxe von maternalen Krampfanfällen und zur Neuroprotektion des Fetus mittels intravenöser Magnesiumsulfat-Gabe
- ggf. Gabe von Glukokortikoiden vor der Entbindung zur Induktion der Lungenreifung des Fetus
- Thrombozytentransfusionen, wenn die Thrombozytenzahl < 50.000/µl, insbesondere bei Blutungskomplikationen und bei geplanter Sectio caesarea (Ziel > 50.000/µl)
siehe auch: Gestose
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 S2k Leitlinie (Stand Juli 2024): Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft: Diagnostik und Therapie, abgerufen am 01.12.2025
- ↑ Rath W et al. HELLP-Syndrom oder akute Schwangerschaftsfettleber: eine differenzialdiagnostische Herausforderung. Geburtsh Frauenheilk 2020; 80: 499–507
- ↑ PTAheute.de: Neue Leitlinie zu Schwangerschaftshypertonie (26 Sep 2024), abgerufen am 01.12.2025
- ↑ Orphanet: HELLP-Syndrom, abgerufen am 01.12.2025
- ↑ Labor Deutscher Platz Leipzig MVZ GmbH: LaborInfo 127.3 (Stand: 01/2020) : Labordiagnostische Trias bei HELLP-Syndrom, abgerufen am 01.12.2025