HELLP-Syndrom
Englisch: HELLP syndrome
Definition
Das HELLP-Syndrom ist eine schwerwiegende Komplikation der Präeklampsie. Sie ist gekennzeichnet durch eine Kombination aus:
- Hämolyse (H)
- Erhöhung der Leberenzyme (EL= Elevated liver enzymes)
- Thrombozytopenie (LP= low platelet count)
- ICD-10-Code: O14.2
Epidemiologie
Symptome
Neben den bereits genannten Symptomen kommt es zu rechtsseitigen Bauchschmerzen (Leberkapselschmerz), starker Übelkeit und neurologischen Symptomen wie Augenflimmern, Doppelbildern und erhöhter Lichtempfindlichkeit.
Labordiagnostik
Im Rahmen einer Spätgestose können folgende Laborbefunde vorliegen:
- 24-Stunden-Sammelurin: Gesamteiweiß im Urin ↑
- Retentionswerte: erhöht
- Leberwerte: GOT, GPT und Bilirubin sind erhöht
- Blutbild: Hämatokrit ↑, Thrombozyten ↓
- Hämolyseparameter: Haptoglobin ↓, LDH ↑
- Gerinnungsfaktoren: AT-III ↓, Fibrinogen ↓, Quick-Wert ↓, PTT ↑ und D-Dimere ↑
- Gesamteiweiß im Serum ↓
- keine Hypoglykämie (Differenzialdiagnose Schwangerschaftsfettleber)
- CRP-Anstieg vor Beginn der Symptome möglich
Differentialdiagnosen
Therapie
Aktuelle Studien (Stand 2017) geben Hinweise darauf, dass die Gabe von Glukokortikoiden wie Methylprednisolon oder Dexamethason eine zeitweise Remission bewirken können. Als kausale Therapie steht jedoch nur die Beendigung der Gravidität durch eine Sectio caesarea zur Verfügung. Bis dahin erfolgen Monitoring und Managment:
- Therapie arterieller Hypertonie, wie bei der Präeklampsie, mit Betablockern und Alpha-Methyldopa
- Prophylaxe von maternalen Krampfanfällen und zur Neuroprotektion des Feten mittels intravenöser Magnesiumsulfat-Gabe
- ggf. Gabe von Glukokortikoiden vor der Entbindung zur Induktion der Lungenreifung des Feten
- Thrombozytentransfusionen nur bei Blutungskomplikationen und bei geplanter Sectio caesarea (Ziel > 50.000/µl)
Komplikationen
Mögliche Komplikationen sind Leberruptur, Gehirnblutung, akutes Nierenversagen (ANV), vorzeitige Plazentalösung (Abruptio placentae), Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC), Lungenödem und Netzhautablösung.
Durch die meist ausgeprägte Thrombozytopenie muss eine Periduralanästhesie streng abgewägt werden, da das Risiko für ein spinales epidurales Hämatom besteht.
siehe auch: Gestose
Quellen
- ↑ Renz-Polster, Krautzig; "Basislehrbuch Innere Medizin", Urban & Fischer Verlag München, 5. Auflage 2013, Seite 635
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 08.06.2021