Thrombozytentransfusion
Englisch: platelet transfusion
Definition
Als Thrombozytentransfusion wird die Übertragung von Thrombozyten von einem Spender auf einen Patienten bezeichnet, der aufgrund einer schweren Thrombozytopenie blutet oder Gefahr läuft, eine Blutung zu erleiden. Auch Thrombozytenfunktionsstörungen können durch Thrombozytentransfusionen behandelt werden.
Indikation
Die Indikation zur Thrombozytentransfusion ist Gegenstand vieler Veröffentlichungen und Leitlinien. Numerische Transfusionstrigger können nicht ohne weiteres angegeben werden, da das Blutungsrisiko nicht allein von der Thrombozytenzahl abhängt. Verschiedene Gesichtpunkte spielen eine Rolle:
- ist die Thrombozytopenie chronisch oder akut?
- welche Ursache hat die Thrombozytopenie?
- welche zusätzlichen Blutungsrisiken bestehen?
Grundsätzlich wird heute (2015) ein eher zurückhaltendes Transfusionsregime empfohlen. Bei Thrombozytenzahlen im Bereich von 10.000 - 20.000/µl kommt eine Thrombozytentransfusion in Frage. Ob prophylaktische Thrombozytentransfusionen ohne Blutungszeichen überhaupt Blutungen verhindern, ist nicht eindeutig geklärt.
Bei Massivtransfusionen mit Verdünnungskoagulopathie gehören Thrombozytentransfusionen fest in das Behandlungsschema. Vor operativen Eingriffen wird in der Regel versucht, die Thrombozytenzahl auf Werte um 50.000/µl anzuheben.
Die meisten Thrombozytentransfusionen werden in der Hämatologie und Onkologie durchgeführt, um die durch die zytoreduktive Chemotherapie induzierte Thrombozytopenie zu behandeln.
Durchführung
Normalerweise werden zur Thrombozytensubstitution Thrombozytenkonzentrate verwendet. Diese werden möglichst ABO-kompatibel gegeben, daher muss die Blutgruppe des Patienten bekannt sein. Thrombozytenkonzentrate sind "verderbliche Ware", sie werden bei Raumtemperatur in gasdurchlässigen Beuteln unter ständiger Bewegung gelagert. Nach der Auslieferung sollten sie möglichst bald transfundiert werden. Hierzu wird ein Standard-Transfusionsbesteck verwendet. Nach der Transfusion muss eine Blutbildkontrolle vorgenommen werden, um eine Therapierefraktärität zu erkennen.
Der Rhesusfaktor spielt bei Thrombozytentransfusionen eine untergeordnete Rolle, da Thrombozyten keine Rhesusantigene tragen. Thrombozytenkonzentrate enthalten aber eine Restmenge an Erythrozyten, die bei Rhesus-negativen Empängern zu einer Immunisierung und Bildung von Anti-D führen können. Wenn dies vermieden werden soll, z.B. bei jungen Frauen (Gefahr eines Morbus haemolyticus neonatorum bei einer späteren Schwangerschaft), kann eine Rhesusprophylaxe gegeben werden. Da i.m.-Injektionen bei Thrombozytopenie verboten sind, muss ein spezielles, i.v. verwendbares Produkt eingesetzt werden.
Geschichte
Die ersten Thrombozytentransfusionen wurden von William Duke 1910 beschrieben. Er benutzte für die Transfusion Blut von Patienten, die unter einer Essentiellen Thrombozythämie litten.
Um Thrombozyten zusammen mit anderen Gerinnungsfaktoren zu substitutieren, wurden plättchenreiches Plasma und Warmblutübertragungen eingesetzt.
um diese Funktion zu nutzen.