Schwangerschaftshypertonie
Synonyme: schwangerschaftsinduzierte Hypertonie, SIH, Gestationshypertonie
Definition
Die Schwangerschaftshypertonie ist ein deutlich erhöhter arterieller Blutdruck (Hypertonie), der in der Schwangerschaft auftritt.
- ICD10-Code: O13
Hintergrund
Die Schwangerschaftshypertonie tritt vornehmlich bei Erstgebärenden auf. Als Grenzwerte gelten ≥ 140 mmHg systolisch und ≥ 90 mmHg diastolisch, in Ruhe und in zwei aufeinander folgenden Messungen. Sie beginnt ungefähr nach der 20. SSW und dauert in der Regel bis zur 6. Woche nach der Geburt an.
Besteht gleichzeitig eine Proteinurie, spricht man von einer Präeklampsie.
Therapie
Die Blutdruckeinstellung soll einschleichend („start low, go slow“) erfolgen und Zielwerte von ≤ 135 mmHg systolisch und ≤ 85 mmHg diastolisch erreichen. Bei initialen Werten von > 160 mmHg systolisch und/oder > 110 mmHg diastolisch soll die Einstellung unter stationären Bedingungen erfolgen.
Als Mittel der Wahl im 2. und 3. Trimenon gilt Alpha-Methyldopa. Mittel der zweiten Wahl sind retardiertes Nifedipin (Off-Label-Use; kontraindiziert bei maternaler Aortenstenose) und Metoprolol (kontraindiziert bei schlecht eingestelltem Asthma bronchiale; Gefährdung durch neonatale Bradykardie und Hypoglykämie).
Zur initialen Behandlung einer schweren Hypertonie werden Urapidil, Nifedipin und Dihydralazin eingesetzt.
Aus unterschiedlichen Gründen ist die Verabreichung von Diuretika, ACE-Hemmern, AT1-Antagonisten und allen anderen Antihypertensiva nicht indiziert.
Im 1. Trimenon ist bei allen Wirkstoffen eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung notwendig, da die Datenlage oft unzureichend ist.
Leitlinien
- S2k-Leitlinie Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft (HES): Diagnostik und Therapie, AWMF Registernummer 015 - 018, abgerufen am 25.07.2024