logo Einloggen

ACE-Hemmer

Synonyme: Angiotensinkonversionsenzym-Hemmer, ACE-Inhibitor
Englisch: ace inhibitor

1. Definition

ACE-Hemmer sind eine Gruppe von Antihypertensiva, deren Wirkung auf einer Inhibition des Angiotensin Converting Enzyme (ACE, Kininase II) beruht.

2. Wirkmechanismus

ACE-Hemmer blockieren die Aktivität des Angiotensin Converting Enzyme kompetitiv. Folglich entsteht weniger Angiotensin II aus Angiotensin I, das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System wird in seiner Endstrecke ausgehebelt.

Das ACE ist gleichzeitig auch für den Abbau des Peptidhormons Bradykinin verantwortlich, dessen Präsenz sich aus diesem Grund bei der Anwendung von ACE-Hemmern erhöht. Diese Erkenntnis hilft beim Verständnis von charakteristischen Nebenwirkungen der Substanzgruppe.

3. Wirkungen

ACE-Hemmer haben Wirkungen auf das kardiovaskuläre System und auf die Nieren.

3.1. Kardiovaskuläres System

ACE-Hemmer senken den Blutdruck und verringern somit sowohl die Vorlast als auch die Nachlast des Herzens, ohne dabei die Herzfrequenz zu erhöhen. Daher sind ACE-Hemmer auch sehr gut zur Behandlung der Herzinsuffizienz geeignet.[1]

Auch bei der Behandlung der koronaren Herzerkrankung haben ACE-Hemmer prognostisch günstige Auswirkungen.[2] Durch die Hemmung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems bleibt die Aktivierung des AT1-Rezeptors aus und das ventrikuläre Remodeling wird verhindert. Auch die Akkumulation von Bradykinin spielt hierbei eine Rolle, der zugrundeliegende Mechanismus ist jedoch bislang (2022) nicht geklärt.

3.2. Niere

ACE-Hemmer haben einen nephroprotektiven Effekt, vermutlich indem sie den systemischen Gefäßwiderstand reduzieren und in der Niere zu einer Vasodilation der efferenten Gefäße führen. Dadurch verlangsamen ACE-Hemmer die Progredienz von Folgeerkrankungen der Niere bei Hypertonie und Diabetes mellitus.[3]

Bei Vorliegen von Nierenarterienstenosen, Hypovolämie, schwerer Herzinsuffizienz und/oder hochdosierter Therapie mit (Schleifen-)Diuretika können ACE-Hemmer die Nierenfunktion einschränken. In diesen Fällen sollte die Nierenfunktion genau beobachtet und die Dosis eventuell angepasst werden.

Durch den Blutdruckabfall wird reflektorisch mehr Renin ausgeschüttet, was aber durch die ACE-Hemmung nicht zu einer Blutdrucksteigerung führt.

3.3. Wirkungen bei Langzeittherapie

Bei einer Langzeittherapie mit ACE-Hemmern kehren bei rund 30 bis 40 % der Patienten die Aldosteronlevel wieder zu den Ausgangswerten vor der Therapie zurück oder übersteigen diese zum Teil sogar. Als mögliche Ursache wird unter anderem eine alternative enzymatische Spaltung von Angiotensin I zu Angiotensin II durch die Serinproteasen Chymase oder Kathepsin G diskutiert.

Das Bradykininsystem wird von diesen Enzymen jedoch nicht beeinflusst. Da Bradykinin im Endothel via Freisetzung von NO und PGI2 (Prostacyclin) zu einer Vasodilatation führt, bleiben die antihypertensiven Wirkungen des ACE-Hemmers erhalten, ebenso der bradykininvermittelte antiproliferative Effekt.

siehe auch: Aldosteron-Breakthrough-Phänomen

4. Pharmakokinetik

Bis auf Lisinopril und Captopril sind alle derzeit verfügbaren ACE-Hemmer Prodrugs, da sie in dieser Form besser resorbiert werden. Erst die in der Leber entstehenden Metabolite sind dann als Hemmstoffe wirksam. Die Wirkungsdauer von ACE-Hemmern ist in der Regel länger als ihre Halbwertszeit im Plasma, da der Komplex aus Enzym und Inhibitor sehr langsam dissoziiert.

ACE-Hemmer werden in der Regel renal eliminiert. Einige Substanzen (Spirapril, Fosinopril) werden zusätzlich auch extrarenal eliminiert.

5. Indikationen

Für ACE-Hemmer bestehen grundsätzlich folgende Indikationen.

  • Essentielle Hypertonie
  • Herzinsuffizienz (NYHA I bis IV)
  • Prophylaxe des Herzinfarkts und des Schlaganfalls sowie kurzzeitige Nachbehandlung[4]
  • Behandlung von Nierenerkrankungen bei Hypertoniepatienten mit Diabetes mellitus Typ II und beginnender Nephropathie

Zu beachten ist, dass derzeit nicht alle ACE-Hemmer für alle Indikationen zugelassen sind. Nähere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

6. Nebenwirkungen

Zu den häufigen Nebenwirkungen der ACE-Hemmer zählen:

Nur gelegentlich oder selten auftretende Nebenwirkungen sind:

7. Kontraindikationen

Kontraindiziert sind ACE-Hemmer bei:

8. Warnhinweise

Vorsicht ist geboten bei:

9. Substanzen

Es sind mehr als 10 verschiedene Einzelsubstanzen verfügbar, die sich hauptsächlich in ihren pharmakokinetischen Daten unterscheiden.

Wirkstoff Tagesdosis (mg) Gabe (Tag) Eliminations-
HWZ (h)
Eliminationsweg Wirkdauer bei 1x Gabe (h)
Benazepril 10-20 (max. 40) 1 18 > renal (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)* bis 24
Captopril 12,5-25
(max. 50)
2 1-2 > renal (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)* bis 12
Cilazapril 1,25-2,5 (max. 5) 1 40 > renal (Kreatinin-Clearance < 60 ml/min)* bis 18
Enalapril 5-10
(max. 40)
1 35 > renal (Kreatinin-Clearance < 80 ml/min)* bis 18
Fosinopril 5-20 1 12 renal / hepatisch bis 24
Imidapril 2,5-10 1 24 renal / hepatisch (Kreatinin-Clearance < 80 ml/min)* bis 24
Lisinopril 5-20 1 30 > renal (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)* bis 24
Moexipril 7,5-15
(max. 30)
1-2 14 > renal / hepatisch (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)* bis 24
Perindopril 4-8 1 30 > renal (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)* bis 24
Quinapril 10-20 1-2 26 > renal (Kreatinin-Clearance < 60 ml/min)* bis 24
Ramipril 2,5-5
(max. 10)
1 15 > renal (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)* bis 48
Spirapril 3-6 1 1 renal / hepatisch (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)* bis 24
Trandolapril 1-2
(max. 4)
1 20 > renal (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min)* bis 24
* Dosisanpassung erforderlich

10. Pharmakoökonomie

Mit 6,02 Milliarden DDD zu lasten der GKV waren ACE-Hemmer im Jahr 2021 die Arzneimittelgruppe, die am häufigsten gegen Hypertonie verordnet wurde, sowie eine der meistverordneten Arzneimittelgruppen überhaupt auf dem deutschen Markt. Diese Zahl beinhaltet sowohl Monopräparate als auch Kombinationspräparate. Im Vergleich zum Vorjahr ging das Verordnungsvolumen um -0,5% zurück. Der mit Abstand häufigste ACE-Hemmer in Deutschland war Ramipril mit 4,78 Milliarden DDD.[5]

11. Geschichte

ACE-Hemmer wurden erstmals in den 1960er-Jahren entwickelt, als man beobachtete, dass Peptide im Speichel der Schlange Bothrops jararaca (Jararaca-Lanzenotter) hemmend auf das Angiotensin Converting Enzyme (ACE) wirken. Als Ausgangssubstanz für die Entwicklung der ACE-Hemmer diente das im Toxinsekret enthaltene Nonapeptid Teprotid. Es hat einen ausgeprägten antihypertensiven Effekt, lässt sich jedoch nur intravenös verabreichen, was seinen Nutzen stark einschränkt.

Der erste oral verfügbare Wirkstoff war Captopril, das Anfang der 1980er Jahre als Arzneimittel zugelassen wurde. Kurz darauf folgte der Wirkstoff Enalapril.

12. Weblinks

  1. ACE-Hemmer in Wikipedia, mit ergänzendem Wissen
  2. ACE-Hemmer und kardiovaskuläre Ereignisse - Abstract in PubMed
  3. ACE-Hemmer und Stroke - Abstract in PubMed
  4. ACE-Hemmer und KHK - Abstract in Pubmed
  5. ACE-Hemmer und Typ1 Diabetes
  6. ACE-Hemmer und Herzinsuffizienz - Volltext im JAMA
  7. ACE-Hemmer bei chronischer Niereninsuffizienz - Volltext in Annals of Internal Medicine

13. Literatur

14. Quellen

  1. Rekha Garg et al.: Overview of Randomized Trials of Angiotensin-Converting Enzyme Inhibitors on Mortality and Morbidity in Patients With Heart Failure JAMA. 1995;273(18):1450-1456. doi:10.1001/jama.1995.03520420066040
  2. Heart Outcomes Prevention Evaluation Study Investigators, Yusuf S1, Sleight P, Pogue J, Bosch J, Davies R, Dagenais G.N: Effects of an angiotensin-converting-enzyme inhibitor, ramipril, on cardiovascular events in high-risk patients. Engl J Med. 2000 Jan 20;342(3):145-53.
  3. Tazeen H. Jafar et al: Progression of Chronic Kidney Disease: The Role of Blood Pressure Control, Proteinuria, and Angiotensin-Converting Enzyme Inhibition: A Patient-Level Meta-Analysis Ann Intern Med. 2003;139(4):244-252. DOI: 10.7326/0003-4819-139-4-200308190-00006
  4. PROGRESS Collaborative Group: Randomised trial of a perindopril-based blood-pressure-lowering regimen among 6,105 individuals with previous stroke or transient ischaemic attack. Lancet. 2001 Sep 29;358(9287):1033-41.
  5. Wolf-Dieter Ludwig, Bernd Mühlbauer, Roland Seifert (2023): Arzneiverordnungs-Report 2022, Springer-Verlag GmbH, Berlin

Sophie Deckardt
Peer reviewed am 30.08.2022 von Sophie Deckardt

Empfehlung

Shop News Jobs CME Flexa Piccer
NEU: Log dich ein, um Artikel in persönlichen Favoriten-Listen zu speichern.
A
A
A

Teilen Was zeigt hierher Versionsgeschichte Artikel erstellen Discord
Emrah Hircin
Arzt | Ärztin
Dr. Frank Antwerpes
Arzt | Ärztin
Philipp Ohland
Student/in der Humanmedizin
Jonas Autenrieth
Apotheker/in
Dr. rer. nat. Fabienne Reh
DocCheck Team
Fiona Walter
DocCheck Team
Salar Ahmad
Arzt | Ärztin
Dr. rer. nat. Janica Nolte
DocCheck Team
Abdulmalek Karaghool
Arzt | Ärztin
Bijan Fink
Arzt | Ärztin
Dr. med. Ibrahim Güler
Arzt | Ärztin
Diese Funktion steht nur eingeloggten Abonnenten zur Verfügung
Letzter Edit:
15.10.2024, 16:38
1.114.970 Aufrufe
Nutzung: BY-NC-SA
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...