Kaliumsparendes Diuretikum
Englisch: potassium-sparing diuretic
Definition
Kaliumsparende Diuretika sind eine Gruppe von Medikamenten, die harntreibend (Diuretikum) wirken und dabei den Organismus zu vermehrter Ausscheidung von Natrium und verminderter Ausscheidung von Kalium veranlassen.
Wirkmechanismus
Bei den kaliumsparenden Diuretika lassen sich zwei Wirkmechanismen unterscheiden, die jeweils auf die epithelialen Natriumkanäle (ENaCs) zielen. ENaCs sorgen in den Sammelrohren der Niere für die passive Rückresorption von Natriumionen.
Hemmung der ENaC-Expression
Aldosteronantagonisten hemmen die Wirkung von Aldosteron, in dem sie statt des Mineralkortikoids an die intrazellulären Aldosteron-Rezeptoren binden. Dadurch vermindern sie die Expression von ENaCs im Sammelrohr. In der Folge wird die Natriumrückresorption deutlich reduziert, die Kaliumausscheidung hingegen vermindert.
Direkte ENaC-Hemmung
Aldosteron-unabhängige kaliumsparende Diuretika wirken im spätdistalen Tubulus und in den proximalen Abschnitten der Sammelrohre. Dort hemmen sie die ENaCs. Durch den verminderten Natriumeinstrom in die Tubulusepithelzellen wird die Austauschgeschwindigkeit der Natrium-Kalium-Pumpe auf ihrer basalen (dem Blutkapillaren zugewandten) Seite vermindert. Dadurch wird effektiv Kalium eingespart, der Einfluss auf die Diurese des Natriums ist klein.
Substanzen
Aldosteronantagonisten
Vertreter aus der Gruppe der Aldosteronantagonisten sind:
ENaC-Hemmer
Als Aldosteron-unabhängige kaliumsparende Diuretika werden eingesetzt:
Beide Substanzen werden ausschließlich per os gegeben und sind in Deutschland nur als Kombinationspräparate erhältlich, meist mit Thiaziden (z.B. Dytide®, Moduretik®).
Indikationen
Meistens werden kaliumsparende Diuretika in Kombination mit einem Thiaziddiuretikum zur Therapie einer arteriellen Hypertonie angewendet. Dadurch soll einer Hypokaliämie unter Thiaziden vorgebeugt werden. Im Gegensatz zu einem Thiaziddiuretikum und einem Schleifendiuretikum kann ein kaliumsparendes Diuretikum auch mit einem Herzglykosid kombiniert werden. Weitere Indikationen sind u.a.:
- Ödeme kardialer, renaler und hepatischer Genese (wenn verminderte Kaliumausscheidung erwünscht ist)
- Lithium-induzierter renaler Diabetes insipidus
Nebenwirkungen
Kaliumsparende Diuretika können prinzipiell zu einer Hyperkaliämie führen. Eine Anwendung zusammen mit ACE-Hemmern, Sartanen und Kaliumpräparaten sollte daher auf jeden Fall vermieden werden.
Gelegentlich kann es unter der Therapie mit kaliumsparenden Diuretika zu unspezifischen gastrointestinalen Nebenwirkungen kommen (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö). Weitere möglichen Nebenwirkungen sind u.a.:
- metabolische Azidose
- Schwindel, Kopfschmerzen
- Muskelkrämpfe
- Überempfindlichkeitsreaktionen
- Folsäuremangel bzw. megaloblastäre Anämie (Triamteren)
Kontraindikationen
- schwere Leberfunktionsstörung
- Hypovolämie
- Hyponatriämie
- Hyperkaliämie
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Vorsicht bei Niereninsuffizienz
Wechselwirkungen
- Blutdrucksenkende Pharmaka (z.B. Betablocker, Nitrate, Vasodilatatoren, Barbiturate, trizyklische Antidepressiva, Alkohol): additive Wirkung
- Digitalis: verstärkte Digitaliswirkung
- Kalium, ACE-Hemmer: erhöhter Kaliumspiegel
- NSAR: verminderte diuretische und antihypertensive Effekte
- Lithium, Cyclophosphamid, 5-Fluorouracil, Methotrexat: verminderte renale Elimination mit verstärkter Wirkung und Toxizität der genannten Substanzen
- orale Antidiabetika: verminderte Wirkung der oralen Antidiabetika
um diese Funktion zu nutzen.