Aciclovir
Handelsnamen: Aciclobeta®, Zovirax® u. a.
Englisch: Acyclovir
Definition
Aciclovir ist ein Virostatikum mit Wirksamkeit gegen Herpesviren.
Chemie
Die Summenformel von Aciclovir lautet C8H11N5O3, die molare Masse beträgt 225,21 g/mol. Es liegt in Form eines weißen Pulvers vor und ist schwer in Wasser, sehr schwer in Ethanol 96% und praktisch unlöslich in Heptan. Die Substanz löst sich in verdünnten Mineralsäuren und verdünnten Alkalihydroxid-Lösungen.
Aciclovir ist ein Nukleosidanalogon und leitet sich von Guanosin ab, hat aber im Gegensatz zu ihm kein "Zuckeranhängsel" (Ribose).
Wirkmechanismus
Um antiviral zu wirken, muss Aciclovir in die Triphosphat-Form überführt werden. Die erste Phosphorylierung erfolgt selektiv in virusinfizierten Zellen durch die viruscodierte Thymidinkinase, die weiteren durch körpereigene (humane) Enzyme.
In nicht-infizierten Zellen fehlt die spezielle viruscodierte Thymidinkinase und die Aktivierung des Aciclovir ist unwahrscheinlicher.
Aciclovir wird in der Wirkform anstelle des Guaninnukleotids in die DNA des Virus eingebaut. Durch das Fehlen der Ribose können keine weiteren Nucleotide an den Strang synthetisiert werden - es resultiert ein Kettenabbruch. Weiterhin bleibt die viruseigene DNA-Polymerase am Aciclovir fixiert und steht für weitere DNA-Synthesen im Rahmen der Virusreplikation nicht mehr zur Verfügung.
Pharmakokinetik
Die Eliminationshalbwertszeit von Aciclovir beträgt durchschnittlich 2,5 Stunden, die Substanz wird in unveränderter Form fast ausschliesslich renal eliminiert.
Indikationen
Aciclovir ist speziell gegen Herpesviren gerichtet ist. Es wird zur Behandlung von Infektionen mit dem Herpes-simplex-Virus und dem Varizella-Zoster-Virus eingesetzt. Aciclovir ist bei schweren Verläufen einer Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus (z.B. Herpesenzephalitis) anzuwenden, insbesondere auch dann, wenn ein schwerer Verlauf aufgrund einer Immunsuppression zu erwarten ist.
Weiterhin kann Aciclovir die Krankheitsdauer bei Reaktivierungserkrankungen wie dem Herpes zoster verkürzen und die Komplikationsrate verringern.
Die Anwendung von Aciclovir-Creme erfolgt häufig beim Lippenherpes.
Applikationsformen
Aciclovir kann systemisch und lokal appliziert werden. Bei der systemischen Applikationsweise ist die intravenöse Gabe vorzuziehen, da die Bioverfügbarkeit bei peroraler Gabe nur ca. 25% beträgt. Für die orale Gabe ist Valaciclovir, der besser bioverfügbare Ester des Aciclovirs, vorzuziehen.
Eine lokale Applikation erfolgt v.a. in Form von Salben und Cremes bei Lippenherpes.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen sind beim Aciclovir in der Regel selten. Beobachtet werden:
- Nierenfunktionsstörungen durch Auskristallisation der Substanz im Tubulussystem. Auf eine ausreichende Diurese ist daher immer zu achten.
- ZNS-Symptome wie Dysphorie, Abgeschlagenheit, Verwirrungszustände
- allergische Reaktionen
- Eintrocknung und Abschuppung der behandelten Haut (bei topischer Anwendung)
Ein Paravasat sollte möglichst vermieden werden, da Aciclovir gewebeschädigende Eigenschaften hat.