Cystinose
Synonyme: Zystinose, Amindiabetes, Bürki-Rohner-Cogan-Syndrom, Abderhalden-Fanconi-Syndrom, Lignac-Syndrom
Englisch: cystinosis
Definition
Die Cystinose ist eine genetisch bedingte Speicherkrankheit, bei der es zu einer Anreicherung von Cystin in bestimmten Organen kommt. Grund hierfür ist eine Störung der Transportmechanismen, die Cystin aus den Lysosomen befördern. Insbesondere die Niere ist von der pathologischen Akkumulation des Disulfides betroffen.
Epidemiologie
Die Cystinose tritt mit einer Inzidenz von 1:60.000- 200.000 Lebendgeburten auf. Weltweit sind nur etwa 2.000 Fälle bekannt.
Ursache
Cystinose entsteht aufgrund einer Mutation des Gens CTNS, das auf Chromosom 17 lokalisert ist. Dieses Gen codiert Cystinosin, einen lysosomalen Cystintransporter.
Alle Formen der Cystinose folgen einem autosomal-rezessiven Erbgang.
Pathophysiologie
Das nicht effektiv abtransportierte Cystin lagert sich insbesondere in folgenden Organen ab:
Durch die Beteiligung der Niere entwickelt sich ein DeToni-Debré-Fanconi-Syndrom. Die Ausscheidung von Kalium, Bikarbonat, Wasser, Glukose, Phosphat und Aminosäuren ist gesteigert, was zu einem Minderwuchs, einer renalen Azidose und zu einer Vitamin D-resistenten Rachitis führt.
Symptome
Infantile nephrotische Form
Die ersten Lebensmonate verlaufen meistens symptomfrei. Die erkrankten Kinder weisen einen Pigmentmangel auf und sind phänotypisch durch ausgeprägt blaue Augen und dünne strohblonde Haare auffällig.
Zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat, manchmal auch etwas später, treten unspezifische Krankheitszeichen, wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Fieber auf. Zusätzlich kommt es zu folgenden Symptomen:
Nicht selten sieht man schwere Stoffwechselentgleisungen mit Dehydratation, Azidose und Hypokaliämie. Eine Hypothyreose ist möglich, wird jedoch eher selten beobachtet. Die Nieren werden durch eine interstitielle Fibrose und Sklerose schwer geschädigt, im Laufe der Zeit entwickelt sich eine Niereninsuffizienz.
Adulte Form
Einige Formen der Cystinose treten erst im Erwachsenenalter auf, sie verlaufen ungleich milder und nur langsam progredient. Diese Fälle werden häufig nur als Zufallsdiagnose entdeckt.
Diagnostik
Nachweis der Cystinkonzentration in Hautfibroblasten, Lymphknoten und Lymphozyten sowie in der Rektumschleimhaut. Bei der Untersuchung mit der Spaltlampe sieht man Zystinkristalle in der Cornea. Bei der Spiegelung des Augenhintergrundes erkennt man die Retinopathie.
Im Rahmen der Pränataldiagnostik kommt das Anlegen einer Amnionzellkultur oder der direkte Nachweis mit Hilfe einer PCR in Frage.
Therapie
Die Erkrankung kann nur symptomatisch behandelt werden. Die Therapie besteht in der Gabe von Vitamin D und Phosphat, um der Rachitis entgegen zu wirken. Bei Bedarf werden Elektrolytstörungen ausgeglichen.
Die Gabe von Cysteamin in Form von Cysteaminbitartrat verringert die intrazelluläre Cystin-Konzentration. Cysteamin reichert sich innerhalb der Lysosomen an und reagiert dort mit Cystin zu Cystein bzw. einem Cystein-Cysteamin-Komplex. Durch die regelmäßige Gabe kann so die Menge an lysosomalen Cystin gesenkt werden, was zu einem längeren Erhalt der Nierenfunktion und zu einem verbesserten Körperwachstum führt. Augentropfen, die Cysteamin enthalten, dienen der Behandlung der Cystinablagerungen in der Cornea.
Da es bei einer Cystinose auch zu Carnitinverlusten kommen kann, ist auch eine Carnitinsupplementation sinnvoll.
Eine manifeste Niereninsuffizienz wird durch eine Hämodialyse, ggf. auch durch eine Nierentransplantation behandelt.
Prognose
Die Prognose ist von der Verlaufsform abhängig. Die infantile Form führt unbehandelt in der Regel in der ersten Lebensdekade zum Tod. Konsequent behandelt ist die Prognose deutlich besser, da die Nierenfunktion lange Zeit erhalten bleiben kann. Bei der adulten Form bestehen keine wesentlichen Einschränkungen.
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