Tumor
von lateinisch: tumor - Schwellung
Synonyme: Geschwulst, Neoplasma, Neoplasie
Englisch: tumor
Definition
Der Begriff Tumor wird in der Medizin in zweierlei Bedeutungen verwendet:
Weitere Bedeutung
Im weiteren Sinn ist ein Tumor eine Schwellung bzw. eine Raumforderung, ohne dass damit eine Aussage über die Natur der Schwellung gemacht wird. Insofern kann mit dem Begriff Tumor eine Entzündung, ein Ödem, eine Zyste oder eine Geschwulst bezeichnet werden. "Tumor" ist eines der 5 Entzündungszeichen nach Galen.
Engere Bedeutung
Im engeren Sinn versteht man unter einem Tumor eine benigne (gutartige) oder maligne (bösartige) Neubildung (Neoplasie) von Körpergewebe, die durch eine Fehlregulation des Zellwachstums entsteht. Bösartige Tumoren werden umgangsprachlich auch als Krebs bezeichnet.
Hintergrund
Tumoren können nahezu alle lebenden Körpergewebe betreffen. Je nach Lokalisation und Funktion des Tumors können sie zu einer Fehlfunktion von Organen mit Beeinträchtigung des Gesamtorganismus bis zum Tod führen. Bösartige Tumoren sind nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in den Industrieländern. Im Jahr 2014 verstarben in Deutschland rund 223.000 Patienten an den Folgen einer bösartigen Tumorerkrankung.[1]
Einteilung
...nach Dignität
Tumoren lassen sich nach ihrem Wachstumsverhalten, insbesondere den Merkmalen des invasiven oder nicht-invasiven Wachstums und der Metastasierung in drei Klassen einteilen:
- Benigne Tumoren sind "gutartig". Sie wachsen in der Regel langsam und verdrängen das umgebende Gewebe lediglich, ohne die Grenzen zu den Nachbargeweben zu überschreiten.
- Semimaligne Tumoren wachsen lokal destruierend und infiltrierend, setzen aber in der Regel keine Metastasen.
- Maligne Tumoren sind "bösartig". Sie wachsen invasiv in das umgebende Gewebe ein und zerstören es. Darüber hinaus setzen sie durch hämatogene oder lymphogene Aussaat Metastasen. Oft lassen sich die Tumorzellen durch eine Therapie nicht vollständig aus dem Körper entfernen. Das verbleibende Gewebe nennt man Residualtumor.
Die Einteilung ist nicht trennscharf - zwischen den einzelnen Formen besteht ein fließender Übergang. Benigne Tumoren können im Laufe ihres Wachstums maligne entarten. In einem komplexen Tumor können benigne und maligne Tumorteile nebeneinander vorliegen.
...nach Wachstumsform
Histologie
Tumoren bestehen aus zwei Komponenten:
- den Tumorzellen bzw. Parenchymzellen, welche die eigentlichen Treiber des Tumorwachstums sind
- dem nichttumorösen Stroma, d.h. Bindegewebe und versorgenden Blutgefässen.
Das unmittelbare histologische Umfeld des Tumors wird auch als Tumormikroumgebung (TMU) bezeichnet. Es spielt eine wichtige Rolle für das Tumorwachstum.
Die Nomenklatur der Tumoren bezieht sich auf den Phänotyp der Tumorzellen. Man unterscheidet:
- Epitheliale Tumoren
- Mesenchymale Tumoren
Maligne Tumoren, die sich von epithelialen Zellen ableiten, heißen Karzinome. Maligne Tumoren mesenchymaler Zellen werden als Sarkome bezeichnet. Diese Bezeichnung leitet sich vom griechischen Wort "sarcos" (= fleischig) ab. Sie enthalten wenig Bindegewebsstroma.
Oft werden Tumoren durch Anhängen des Suffix -om an die Stammzelle benannt.
Genetik
Tumoren verfügen über spezielle genetische Eigenschaften, da sie sich durch zahlreiche Mutationen von normalen Körperzellen unterscheiden. Die Gesamtzahl der erworbenen Mutationen im Erbgut, die ein Tumor im Laufe seiner Entwicklung anhäuft, ist die Tumormutationslast.
Die veränderte DNA des Tumors wird als Tumorgenom bezeichnet. Das Tumorgenom ist die Grundlage für den Phänotyp der Tumorzellen. Es ist nicht statisch, sondern ändert sich bei malignen Tumoren im Laufe der Tumorerkrankung deutlich. Diese Änderungen ziehen meist eine Entdifferenzierung des Tumors nach sich, sodass das Ursprungsgewebe des Tumors schließlich nicht mehr erkennbar ist.
Beispiele
- Gutartige Tumoren
- Bösartige Tumoren
Nomenklatur der Tumoren
Effekte von Tumoren auf den Körper
Sowohl benigne als auch maligne Tumoren können den umgebenden Körper schädigen. Zu den verursachenden Faktoren zählen:
- Druckatrophie umgebender Strukturen durch verdrängendes Wachstum
- Obstruktion (Verlegung) von Lumina
- Bronchusverschluss → Atelektase, Pneumonie
- Ösophagusverschluss → Dysphagie
- Gallengangverschluss → Ikterus
- Darmverschluss → Ileus
- Gewebezerstörung, Ulkusbildung
- Arrosionsblutungen
- Sekundärinfektionen
- Gesteigerte Syntheseaktivität (Hormonproduktion)
- Tumorkachexie: Atrophie des Muskel- und Fettgewebes, Anorexie, Anämie, Schwäche. Vermutlich durch TNF-α und andere Zytokine verursacht.
- Paraneoplastische Syndrome: Darunter versteht man Symptome, die nicht direkt aus der Lokalisation oder der Tumorart zu erklären sind. Bsp: ektopische Hormonproduktion (ACTH, Parathormon, Insulin), Erkrankungen der Nerven und Muskeln (Myasthenie), Hypertrophe Osteoarthropathie (Trommelschlägelfinger, Uhrglasnägel), Thrombophlebitis, usw.
- Ödeme durch Obstruktion von Venen oder Lymphgefässen
um diese Funktion zu nutzen.