Englisch: retinoblastoma
Das Retinoblastom ist eine maligne Neoplasie der Retina. ICD-10-Code: C69.2
Im Kindesalter ist das Retinoblastom der am häufigsten vorkommende Tumor des Auges. Das Retinoblastom manifestiert sich in den meisten Fällen vor dem 3. Lebensjahr. Es können sowohl beide Augen betroffen sein, als auch ein Auge mehrere Tumoren aufweisen.
Das Retinoblastom ist eine genetisch bedingte Neoplasie. Voraussetzung für die Manifestation des Retinoblastoms ist die Inaktivierung beider Allele des Retinoblastom-Gens. Die Inaktivierung erfolgt durch Deletion oder Mutation in Keimzellen (Chromosom 13 q14) oder somatischen Zellen der Retina.
Etwa ein Zehntel der Retinoblastome entstehen durch vererbte Keimbahnmutationen (familiäres Retinoblastom). Die Mehrheit der Fälle tritt jedoch sporadisch durch somatische Mutationen bzw. Neumutationen in den Keimzellen auf. Neu auftretende Mutationen in der Keimbahn werden autosomal-dominant vererbt.
Mutationen in Keimzellen führen dazu, dass alle retinalen Zellen ein erhöhtes Entartungsrisiko aufweisen. In Fällen mit Keimzellmutation treten Retinoblastome daher häufig multilokulär (an mehreren Stellen der Netzhaut) auf, während bei somatischen Mutationen bestimmter Zellen eines Netzhautareals häufig ein unilokuläres Retinoblastom entsteht. Jedoch ist zu beachten, dass Ausnahmen von dieser Regelmäßigkeit vorkommen können.
Für die humangenetische Beratung ergeben sich aus der Art des Retinoblastoms und der Familienanamnese wertvolle Hinweise für die Beratung:
Eine detaillierte und definitive Beratung sollte stets in Zusammenarbeit mit dem Augenarzt durch den erfahrenen Humangenetiker erfolgen. In diesem Rahmen ist eine weitergehende Gendiagnostik möglich.
In der überwiegenden Zahl der Fälle wird das Retinoblastom spät erkannt, wenn das Tumorwachstum bereits beträchtliche Teile des Glaskörpers verdrängt hat. In diesem Stadium fällt den Eltern betroffener Kinder eine Leukokorie (weisse Pupille, Katzenauge) auf.
Ein im zentralen Bereich der Netzhaut einwachsendes Retinoblastom kann sekundär zum Strabismus führen.
Weiter fortgeschrittene Prozesse fallen durch therapieresistente Entzündungen des Auges und erhöhten Augeninnendruck auf.
Ein Retinoblastom ensteht selten auch im Corpus pineale und führt dann zu einer vorrangig neurologischen Symptomatik.
Die Diagnose erfolgt durch den Augenarzt, die Diagnostik umfasst dabei:
Eine Biopsie ist kontraindiziert (Metastasierung).
Kleine Tumoren können nach Diagnosestellung bei zentraler Lage lokal bestrahlt oder bei peripherer Lage mittels Kryotherapie verödet werden.
Größere Tumoren erfordern die Enukleation des Auges mit einer ausgiebigen Resektion des Nervus opticus. Wahlweise kann vor einer Enukleation eine primäre Chemotherapie (u.a. mit Vincristin und Carboplatin) zur Verkleinerung der Tumormasse versucht werden. Bei erfolgreicher Verkleinerung kann die weitere Therapie ähnlich wie bei kleinen Tumoren erfolgen.
Erfolgreich therapierte Patienten sollten regelmäßig nachuntersucht und bei Auftreten verdächtiger Befunde schnellstmöglich therapiert werden. Bei einem Teil der Patienten entwickeln sich sowohl Retinoblastome des anderen Auges oder des Corpus pineale als auch unabhängig davon andere maligne Neoplasien (v.a. Sarkome).
Die Mortalität des Retinoblastoms liegt bei adäquater Therapie unter 10%. Die Prognose wird ungünstig durch die Größe des Tumors, Differenzierung und Befall des Sehnerven verschlechtert.
Fachgebiete: Augenheilkunde, Onkologie
Diese Seite wurde zuletzt am 15. November 2017 um 20:53 Uhr bearbeitet.
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