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Synonyme: Sehverschlechterung, Visusverschlechterung, Visusstörung
Bei einer Visusminderung handelt es sich um eine akut oder langsam progredient auftretende Verminderung der optimalen Sehschärfe (Visus) bis hin zum Visusverlust.
Die Sehschärfe ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, z.B. vom Zustand der Pupille, der Brechkraft der Linse sowie der Umgebung des anvisierten Gegenstandes (Licht, Form, Farbe, etc.). Für eine Visusminderung sind folgende Faktoren hauptverantwortlich:
Es gibt eine Vielzahl an möglichen Ursachen einer Visusminderung, wobei eine gewisse Abnahme der Sehschärfe im Alter unter anderem aufgrund der geringeren Elastizität und Brechkraft der Linse physiologisch ist. Die folgende Gliederung ist nicht trennscharf, da einige Ursachen sich in mehrere Kategorien einordnen lassen.
Refraktionsanomalien sind die häufigste Ursache einer Visusminderung. Diese Form der Visusminderung lässt sich aber auch am einfachsten korrigieren.
Eine degenerativ bedingte Visusminderung entsteht durch meist altersbedingte Gewebeveränderungen des dioptrischen Apparats oder der Retina.
Ein Augeninnendruck über 21 mmHg wird auch als okuläre Hypertension bezeichnet. Sie entsteht meist durch verstärkte Produktion oder verminderten Abfluss des Kammerwassers.
Vaskulär bedingte Visusminderungen entstehen durch pathologische Veränderungen der Gefäße, welche das Auge und den Sehnerven versorgen.
Neurologisch bedingte Visusminderungen haben häufig ebenfalls vaskuläre Ursachen. Da sie aber nicht unmittelbar das Auge betreffen, werden sie hier eingeordnet.
Metabolisch bedingte Visusminderungen entstehen durch Stoffwechselstörungen. Die häufigste Ursache ist der Diabetss mellitus.
Die Wahrnehmung einer Visusminderung ist interindividuell sehr unterschiedlich. Manche Patienten schildern eine Sehverschlechterung als erhebliche Reduktion des Sehvermögens, obwohl der Visus in der Untersuchung nicht oder nur gering verändert ist. Umgekehrt gibt es Patienten, die eine erhebliche Visusminderung subjektiv nicht bemerken. Klinisch ist vor allem die Unterscheidung zwischen schmerzloser und schmerzhafter Visusminderung relevant. Begleitsymptome können je nach Erkrankung zum Beispiel Kopfschmerzen, Parästhesien, Kaumuskelschmerzen oder weitere neurologischen Symptome sein.
Je nach Ursache kann die Visusminderung plötzlich auftreten oder chronisch verlaufen. Dabei kann ein Visusverlust nur die Fernsicht, die Nahsicht oder beides betreffen. Desweiteren sind Lücken im Gesichtsfeld (Skotome) möglich. Auch das Verzerrtsehen mit einem Auge (Metamorphopsie) oder die anfallsweise Wahrnehmung von Schleiern, Nebel oder Farbringen um Lichter kann als Visusminderung bezeichnet werden.
Bei einigen Erkrankungen findet sich eine isolierte Visusminderung in der Nacht (Nyktalopie).
Eine Visusminderung muss immer abgeklärt werden, insbesondere wenn sie plötzlich auftritt. Zu den möglichen Untersuchungsmethoden zählen u.a.:
Der genaue Einsatz dieser Techniken richtet sich nach der Verdachtsdiagnose.
Tritt die Sehverschlechterung plötzlich ein und betrifft nur das Lesevermögen, muss eine Akkomodationsstörung in Betracht gezogen werden. Bei Patienten ab dem 40. Lebensjahr tritt eine langsame Sehverschlechterung für das Nahsehen ein (Presbyopie). Bei älteren Menschen muss man bei einer Sehverhschlechterung für die Nähe und Ferne an ein Katarakt, die oft mit Blendungserscheinungen einhergeht, oder eine Makulaadegeneration denken.
Bei heftigen Schmerzen findet sich oft ein Glaukomanfall im Rahmen einese Winkelblockglaukoms, bei dem die Patienen auch über Übelkeit klagen können. Eher moderate Kopfschmerzen finden sich bei leichten Augeninnendruckerhöhungen, bei einer Uveitis sowie bei inadäquat korrigierten Refraktionsfehlern. Bei der Neuritis nervi optici treten vor allem retrobulbäre Schmerzen auf. Auch eine Keratokonjunctivitis sicca kann zur Visusminderung führen, die meist von einem Fremdkörpergefühl und Schmerzen begleitet wird.
Verzerrungen sind ein typisches Symptom von Erkrankungen der Makula. Bei plötzlichem Auftreten muss man an eine Blutung denken. Insbesondere bei Patienten über 50 Jahren ist eine altersbezogene Makuladegeneration wahrscheinlich, bei Patienten unter 50 Jahren eine Chorioretinopathia centralis serosa, die oft mit einer Mikropsie verbunden ist. Wenn ein Diabetes mellitus als Vorerkrankung vorliegt, kann auch ein Makulaödem vorliegen. Weitere möglichen Ursachen sind ein Netzhautforamen, eine epiretinale Membran oder eine starke Myopie.
Schmerzlose Sehphänomene sind zum Beispiel wandernde Flecken (Spinnen, Fliegen), die vor allem vor einem hellen Hintergrund gesehen werden. Ursächlich sind dann Glaskörpertrübungen. Wird ein ganzes "Spinnennetz" beschrieben, liegt manchmal eine Glaskörperabhebung vor. Auch Lichtblitze können dann auftreten, wobei man dann an Netzhautforamina denken und eine Netzhhautablösung ausschließen muss.
Eine plötzliche, beidseitige Erblindung kann bei einem Schlaganfall mit Beteiligung der Sehrinde vorkommen, aber auch bei Intoxikationen oder hypertensiver Krise. Bei einer plötzlichen akuten Erblindung muss man auch an einen Zentralarterienverschluss denken, insbesondere wenn kardiovaskuläre Risiken oder Symptome einer Arteriitis temporalis vorliegen. Ähnliche Beschwerden treten bei der anterioren ischämischen Optikusneuropathie auf. Bei jungen Patienten ist eine Neuritis nervi optici denkbar, typischerweise mit stark reduziertem Visus und afferenter Pupillenstörung bei sonst normalem Augenbefund. Wenn eine Erblindung langsam auftritt, ist eine Netzhautablösung oder Glaskörperblutung wahrscheinlich.
Leitsymptom | Charakteristik | Mögliche Diagnosen |
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Erblindung | Plötzlich und beidseitig |
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Plötzlich einseitig mit Kopfschmerzen, Kauschmerzen |
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Schmerzlos |
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Schmerzhafte Visusminderung | Heftige Schmerzen im Auge |
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Mäßige Augenschmerzen |
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Mit Kauschmerzen und Parästhesien der Kopfhaut |
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Mit mäßigen retrobulbären Schmerzen bei Augenbewegungen und afferenter Pupillenstörung |
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Mit mäßigen, bei Akkomodation zunehmenden retrobulbären Schmerzen |
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Schmerzlos | Akut, in der Nähe |
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Intermittierend |
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Chronisch, in der Ferne |
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Chronisch, in der Nähe |
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Chronisch, in dere Nähe und Ferne |
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Lücken im Gesichtsfeld |
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Verzerrtsehen mit einem Auge | Akut |
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In einigen Tagen entstanden |
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Seit Wochen |
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Nachtblindheit |
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Anfallsweise Wahrnehmung von Schleiern, Nebel oder Farbringen um Lichter |
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Mouches volantes |
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Plötzlicher einseitiger roter Schleier |
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Schmerzlose Lichtblitze, Rußregen, Vorhang von unten/oben |
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Blendungsgefühl bei Sonneneinstrahlung |
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Die Therapie einer Visusminderung ist abhängig von ihrer Ursache. Bei den weit verbreiteten Refraktionsanomalien und anderen Visusminderungen ist eine Sehhilfe die Therapie der Wahl.
Fachgebiete: Augenheilkunde
Diese Seite wurde zuletzt am 6. April 2020 um 15:02 Uhr bearbeitet.
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