Retinaler Venenverschluss
Englisch: retinal vein occlusion
Definition
Unter einem retinalen Venenverschluss versteht man den Verschluss einer Vene der Retina (Netzhaut). Man spricht im Oberbegriff auch von einer sogenannten vaskulären Netzhauterkrankung. Der Verschluss kann sowohl ein zentrales Gefäß (Vena centralis retinae) oder ein venöses Nebengefäß dieser Zentralvene betreffen.
Das arterielle Korrrelat ist der Zentralarterienverschluss (ZAV).
Einteilung
Je nachdem, ob die Zentralvene selbst oder einer ihrer intraokulären Äste verschlossen ist unterscheidet man:
- Zentralvenenverschluss (ZVV)
- Venenastverschluss (VAV)
Ätiologie
Die häufigste Ursache eines retinalen Venenverschlusses ist ein Thrombus, der sich im Gefäß bildet und das Gefäß teilweise, also partiell, oder komplett verschließt. Der Thrombus kann eingeschwemmt werden. Das bedeutet, aus einem Thrombus in einem anderen Gefäßabschnitt wird thrombotisches Material mit dem Blut weitergeleitet, bleibt an einer Engstelle stecken und verschließt das Gefäß.
Auch die Zirkulation selbst ist in der Vene kann gestört sein. Dies kann geschehen, indem durch Kalkablagerungen im Rahmen einer Arteriosklerose veränderte benachbarte Arterien die Venen komprimieren. Hinsichtlich der Lokalisation des Thrombus kann man sagen, dass die Thromben, die zu einem Verschluss der Zentralvene führen, sich in Höhe der Lamina cribrosa befinden, wohingegen die Thromben bei Verschlüssen der Nebenvenen an den arteriovenösen Schnittstellen liegen.
Epidemiologie
Der retinale Venenverschluss nimmt nach der diabetischen Retinopathie den zweiten Rang der vaskulären Netzhauterkrankungen ein. Eine Zunahme der Erkrankung ist durch eine steigende Zunahme an arterieller Hypertonie und Diabetes mellitus, die Grundfaktoren in der Genese der retinalen Venenverschlüsse sind, zu verzeichnen. Auch bestimmte Formen des Glaukoms sowie die retinale Vaskulitis können retinale Venenverschlüsse nach sich ziehen.
Formen
Bei den retinalen Venenverschlüssen wird zwischen einer ischämischen und einer nicht ischämischen Form unterschieden.
Symptomatik
Das Problem der Erkrankung liegt im späten Auftreten von Symptomen. Erst wenn neben der Retina auch die Papille oder die Makula beiteiligt sind, bemerken die Patienten Visusminderungen (Sehverschlechterungen), wegen derer sie den Arzt konsultieren.
Diagnostik
In der klinischen Untersuchung der Retina zeigen sich bei einem retinalen Venenverschluss in allen Quadranten der Retina Blutungen, welche punkt- oder streifenförmig sein können. Zudem fallen gestaute Venen auf, welche eine deutlichere Schlängelung zeigen als im Normalzustand. Des weiteren zeigen sich Cotton-Wool-Herde und oft ein Ödem der Retina. Auch Papillenödeme sind möglich. Bei vorliegendem Verschluss eines Nebengefässes findet sich zumeist eine Einblutung in einem bis maximal zwei Quadranten der Netzhaut. Man spricht dann vom hemisphärischen Venenastverschluss. Je nach Alter des Verschlusses kann man mitunter auch Lipidablagerungen erkennen. Die Fluoreszenzangiographie dient zur weiteren Differenzierung des Verschlussausmaßes.
Therapie
Die Therapie der Wahl im Akutstadium besteht in der Gabe von blutverdünnenden Medikamenten entsprechend INR/Quick-Wert. Im Verlauf können Laserbehandlungen zum Einsatz kommen, wenn entweder der Visusverlust bei parallel bestehendem Makulaödemdauerhaft reduziert ist oder es durch den Verschluss zur Ausbildung neuer Gefäße (Neovaskularisation) gekommen ist. Zudem müssen die zugrunde liegenden Erkrankungen therapiert werden.