Streptomycin
Handelsname: Strepto-Fatol®
Synonyme: 5-(2,4-Diguanidino- 3,5,6-trihydroxy- cyclohexoxy)- 4-[4,5-dihydroxy- 6-(hydroxymethyl)- 3-methylamino- tetrahydropyran-2-yl]oxy- 3-hydroxy-2-methyl- tetrahydrofuran- 3-carbaldehyd, Streptomycin A
Englisch: streptomycine
Definition
Streptomycin ist ein von Streptomyceten-Bakterien gebildetes Antibiotikum. Es wird u.a. als Kombinationspräparat bei der Tuberkulose angewendet.
Geschichte
Die erste Isolation von Streptomycin erfolgte im Jahr 1943 durch die Wissenschaftler Selman Waksman, Albert Schatz und Elizabeth Bugie an der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey. Waksman erhielt für diese Errungenschaft 9 Jahre später den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 1952.
Chemie
Streptomycin hat die Summenformel C21H39N7O12 und eine molare Masse von 581,57 g/mol. Strukturell gesehen handelt es sich um ein Antibiotikum aus der Klasse der Aminoglycoside.
Synthese
Ausgangspunkt der Darstellung ist ein Molekül Glucose. Es kommt zu einer enzymatischen Modifikation der Monosaccharide, in dessen Anschluss diese zu jeweils einem Disaccharid verbunden werden. Im einem weiteren Reaktionsschritt entstehen Trisaccharide. Die Pharmaindustrie stellt Streptomycin bis heute ausschließlich auf biotechnologischem Wege mit der Bakteriensorte Streptomyces griseus her.
Anwendung
Streptomycin wird parenteral als Sulfatsalz angewendet.
Wirkmechanismus
Streptomycin verfügt über ein äußerst breites Wirkungsspektrum. Insbesondere gram-negative bakterielle Krankheitserreger werden durch das Aminoglycosid-Antibiotikum zerstört. An den 70S-Ribosomen der Prokaryonten wird jeweils die 30S-Untereinheit durch ein Molekül Streptomycin gehemmt. Die normalerweise stattfindende Bindung der Aminoacyl-tRNA an die dafür vorgesehene Akzeptorstelle wird verhindert. Eine weitere Translation unterbleibt. Dadurch kommt es zur Bildung von Proteinen mit fehlerhafter Aminosäure-Sequenz. Diese Nonsens-Proteine können vom Bakterium nicht verwendet werden, so dass es schließlich abstirbt. Damit wirken Aminoglykosid-Antibiotika bakterizid.
Anwendungsgebiete
- Tuberkulose
- Tularämie
- Pest
- Brucellose
- Endokarditis durch Streptokokken oder Enterokokken
Je nach Erkrankung wird Streptomycin ggf. mit anderen Antibiotika, wie z.B. Penicillin (bei Endokarditis) oder Tetracyclinen (bei Brucellose) kombiniert.
Nachteile
Aufgrund der hohen Wirkungsbreite entstehen oft Resistenzen.
Nebenwirkungen
- Durchfall
- Blähungen
- Schäden am Gehör
- Nierenschäden
Aminoglykoside komplexieren das Phosphatidylinositolbisphosphat PIP2, das als sich als Vorläufermolekül des 1,4,5-Inositoltrisphosphates IP3 in der Zellmembran von Haarzellen und Tubulusepithelien der Niere befindet, und unterbinden so die Signaltransduktion in diesen Zellen. Damit verursachen Aminoglykoside reversible Schäden an der Niere (Nephrotoxizität) und irrversible Schäden am Gehörorgan (Ototoxizität).
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