Disulfiram
Handelsname: Antabus®
Synonyme: Tetraethylthiuramdisulfid, TETD
Englisch: disulfiram
Definition
Disulfiram ist ein Arzneimittel, das zur Therapie der Alkoholabhängigkeit eingesetzt wird. In Deutschland ist es zur Zeit (2020) nicht zugelassen.
Chemie
Chemisch gesehen handelt es sich bei Disulfiram um Tetraethylthiuramdisulfid (TETD). Es besitzt die Summenformel C10H20N2S4 und eine molare Masse von 296,54 g/mol.
Wirkmechanismus
Disulfiram blockiert in der Leber das Enzym Aldehyddehydrogenase, das beim Alkoholabbau die Umwandlung von Acetaldehyd zu Essigsäure katalysiert. Die Blockade führt bei fortgesetztem Alkoholkonsum zu erhöhten Acetaldehydspiegeln mit typischen Intoxikationserscheinungen (Acetaldehydsyndrom), z.B.:
Die entstehende Abneigung gegen Alkohol soll bei Alkoholkranken im Sinne einer Aversionstherapie helfen. Des Weiteren soll Disulfiram zusätzliche Wirkmechanismen aufweisen (z.B. Hemmung der Dopamin-β-Hydroxylase), die eine Rückfallprophylaxe unterstützen.
Anwendung
Disulfiram ist indiziert im Rahmen eines multimodalen Behandlungskonzeptes bei alkoholabhängigen Personen, bei denen mit anderen Therapieoptionen keine Abstinenz erreicht werden kann.[1]
Des Weiteren wird Disulfiram derzeit (2020) zur onkologischen Behandlung von verschiedenen Malignomen sowie bei Kokainabhängigkeit in klinischen Studien getestet.[2]
Nebenwirkungen
Bei weitergeführtem Alkoholabusus kann Disulfiram zu potentiell letalen Komplikationen führen, z.B. zu Angina pectoris bis hin zum Myokardinfarkt. Der Einsatz von Disulfiram setzt entsprechend eine gute Compliance des Patienten voraus.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind u.a.:
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Disulfiram oder weitere Bestandteile
- Epilepsie
- Psychosen
- schwere kardiovaskuläre Erkrankungen
- Alkoholentzugsdelir
- Lebererkrankungen
- Kinder und Jugendliche < 18. Lebensjahr
Zulassung
Die Herstellung von Disulfiram wurde 2011 von der Firma Nycomed offiziell aus produktionstechnischen Gründen eingestellt. Seit 2013 ist es in Deutschland nicht mehr zugelassen. Eine Anwendung ist nur durch Arzneimittelimport und Off-label-Use möglich.[3]
Quellen
- ↑ S3-Leitlinie Screening, Diagnose und Behandlung alkoholbezogener Störungen, Stand 2016, abgerufen am 06.04.2020
- ↑ clinicaltrials.gov, abgerufen am 06.04.2020
- ↑ Pharmazeutische Zeitung: Alkoholentzug - Wenige Pharmaka zugelassen, 14.02.2018, abgerufen 24.04.2020
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