Indirektes okuläres Trauma
Synonym: Angiopathia retinae traumatica
Englisch: Purtscher's retinopathy
Definition
Unter einem indirekten okulären Trauma versteht man ein Trauma bzw. eine Schädigung der Retina, die nicht durch direkte Verletzung der Retina zum Beispiel durch einen Schlag oder eine Gesichtsschädelfraktur entstanden ist. Es handelt sich beim indirekten okulären Trauma in der Regel um Durchblutungsstörungen, die durch Traumata an anderen Stellen im Körper verursacht werden.
Ätiologie
Man bezeichnet das indirekte okuläre Trauma als indirekt, da es entsteht ohne dass es zu einer direkten Gewalteinwirkung auf die Orbita kommt. Das okuläre Trauma der entsteht auf dem Boden anderer, zum Auge mitunter weit entfernter Gewalteinwirkungen. Die Entstehung indirekter okulärer Traumata ist wichtig zu wissen, da sie häufig verkannt bzw. nicht daran gedacht wird. Aufgrunddessen sind Angaben der prozentualen Häufigkeit nicht genau anzugeben. Indirekte okuläre Traumata basieren auf einer Verletzung außerhalb des Auges, mitunter nicht einmal in der Nähe des Auges, welche Einfluss auf die Retina nimmt und zu einer Schädigung führt. Dies geschieht über Blut- und Nervenbahnen.
Pathogenese
Es gibt verschiedene Wege der Pathogenese des indirekten okulären Trauma. So kann es im Rahmen einer Fraktur eines Röhrenknochens zu einer Fettembolie kommen. Dabei gelangen Fettpartikel aus dem Knochenmark durch die Verletzung des Knochens in die Blutgefäße des Knochens und werden über den Blutstrom weitertransportiert. Diese Fettpartikel können sich überall ablagern. Beschrieben wurde es erstmals als Ablagerung der Fettpartikel in der Lunge mit konsekutiver Lungenembolie. Je nach Größe der Fettpartikel können diese aber auch weitere Strecken zurücklegen und sich in den Gefäßen der Retina ablagern. Und in Analogie zur Lunge kommt es dann auch hier zu einer Embolie. Das bedeutet, die kleinen Gefäße der Retina werden durch den Fettpartikel verschlossen, Blut kann nicht mehr zirkulieren und das dahinter liegende Gewebe stirbt ab. Eine weitere Ursachen stellen Verletzungen des Thorax dar. Auch hier kann es, wenn auch selten, zu einer Fettembolie kommen. Viel häufiger führen diese jedoch durch einen plötzlichen Druckanstieg, der sich ausbreitet, zu einer okulären Schädigung. Der Druckanstieg im Thorax bedingt einen intravasalen Druckanstieg, welcher nicht nur auf die Gefäße des Thorax beschränkt bleibt, sondern wie eine Druckwelle weitergeleitet wird. So erreicht dieser plötzlich ansteigende intravasale Druck auch das Auge und führt hier zu Schäden im Sinne von Gefäßrupturen oder eines Gefäßspasmus. Die Folge ist in allen Fällen eine akute Ischämie der Netzhaut (Retina).
Ursachen
- Thoraxverletzungen
- Autounfälle mit Verletzungen und Kompression durch den Sicherheitsgurt
- Frakturen langer Röhrenknochen
- Fettembolien
- Gefäßspasmus
Symptomatik
Die Symptome können sofort oder mit einer Verzögerung (Latenz) von 3-5 Tagen auftreten. Die Patienten klagen über Sehstörungen und einen plötzlichen Verlust des Visus.
Diagnostik
Neben der Diagnostik ist die Anamnese nach stattgehabten, erst kurze Zeit zurückliegenen Unfällen und Verletzungen enorm wichtig. In der Untersuchung des Auges (Fundusdiagnostik) zeigen sich intraretinale Blutungen und sogenannte Cotton-wool-Herde.
Therapie
In der Regel wird das ganze konservativ behandelt. In der Mehrzahl der Fälle bilden sich die Blutungen und die Visusminderung von selbst zurück. Dies kann 5-7 Wochen dauern. Bei einigen Patienten kommt es nicht zu einer Restitutio ad integrum und ein Gesichtsfeldausfall oder eine Sehstörung bleiben bestehen.
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