Intrakranieller Druck
Synonyme: Hirndruck, Liquordruck, ICP
Englisch: intracranial pressure
Definition
Der intrakranielle Druck ist der Druck, der innerhalb der Schädelhöhle herrscht. Steigerungen des intrakraniellen Drucks führen zu Hirndruckzeichen.
Physiologie
Der Hirnschädel enthält neben dem Gehirn ungefähr 70 ml Liquor cerebrospinalis und 100 ml Blut. Der Schädel verknöchert bereits in den ersten Lebensjahren und lässt somit nur eine minimale Volumenzunahme ohne Drucksteigerung zu. Das Gesamtvolumen der drei Komponenten Gehirn, Liquor und Blut muss daher immer konstant bleiben (Monro-Kellie-Doktrin). Vergrößert sich das Volumen einer Komponente, geschieht das auf Kosten der beiden anderen - andernfalls steigt der Hirndruck. Der intrakranielle Druck ist somit eine dynamische Größe und muss ständig an die Gegebenheiten angepasst werden.
Die Liquorräume kommunizieren indirekt, das intrakranielle Blutvolumen direkt mit extrakraniellen Räumen und ermöglichen innerhalb gewisser Grenzen Volumenverschiebungen ohne Störung der Gehirnfunktionen.
Je langsamer die Druckerhöhung stattfindet, desto symptomärmer bis komplett symptomlos kann eine Druckerhöhung verlaufen. So können 5 bis 10 ml Volumenzunahme (kleines Hämatom oder kleiner, langsam wachsender Gehirntumor) durch eine Liquorverschiebung in den spinalen Liquorraum problemlos kompensiert werden.
Eine Steigerung der Resorption des Liquors im Vergleich zur Produktion kann eine insgesamt beträchtliche, jedoch langsam stattfindende Volumenzunahme auffangen. So können Gehirntumoren symptomlos langsam bis auf eine beachtliche Größe heranwachsen.
Normwerte
Der physiologische intrakranielle Druck wird als Liquordruck im Sitzen gemessen. Er beträgt beim jungen, gesunden Erwachsenen 5 bis 15 mmHg oder umgerechnet 5 bis 20 cm Wassersäule, wobei das Foramen Monroi zum Nullpunkt deklariert worden ist. Der äußerliche Bezugspunkt hierfür ist die Ohrmuschel. Bei Kindern liegt der physiologische intrakranielle Druck zwischen 0 und 10 mmHg.
siehe auch: Liquordruckmessung
Handlungen wie das Husten, Pressen, Niesen etc. erhöhen den intrakraniellen Druck beträchtlich, da der venöse Rückstrom zum Herzen gedrosselt wird. So können kurzfristig tolerierbare Druckspitzen über 50 mmHg zustande kommen.
Als Faustregel gilt, dass ein chronischer Hirndruck über 20 mmHg zu bleibenden Schäden führt und therapiert werden muss.
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