(Weitergeleitet von Gehirntumor)
Synonym: Gehirntumor
Englisch: brain tumor
Hirntumor ist eine Sammelbezeichnung für gutartige oder bösartige Tumoren, die vom Gehirngewebe ausgehen. Im weiteren Sinn werden alle Tumoren, die innerhalb der Schädelhöhle wachsen, als Hirntumore bezeichnet - einschließlich der Metastasen extrakranieller Tumoren.
Hirntumoren wachsen in einem geschlossenen Raum, der Schädelhöhle, die der Expansion des Tumors und den Ausweichbewegungen der Nachbargewebes enge Grenzen setzt. Bei Hirntumoren ist daher nicht nur die direkte Zerstörung des Gewebes durch das Tumorwachstum, sondern auch die Umgebungsreaktion ein wichtiger Faktor:
Nach dem Aufbrauchen der intrakraniellen Reserveräume steigt der Hirndruck exponentiell an (Monro-Kellie-Doktrin). Dies macht sich klinisch durch die Hirndruckzeichen bemerkbar. Im weiteren Verlauf kann es zu charakteristischen Massenverschiebungen (z.B. Midlineshift), Herniationen und Einklemmungssymptomen kommen.
Eine Einteilung der Hirntumoren kann man nach der WHO–Klassifikation der Tumoren des Nervensystems vornehmen, die auf der von Zülch und Wechsler 1986 erstellten Aufteilung basiert. Ihre Grundlage ist die lichtmikroskopische Histologie der Raumforderungen. Verfeinert wird diese Einteilung zunehmend durch immunzytochemische, immunhistologische und molekulargenetische Untersuchungen des Gewebes. Dadurch kann eine Therapie noch besser angepasst werden.
Nach ihrer Lokalisation kann man Hirntumoren grob unterteilen in:
Diese Unterscheidung ist insofern von Bedeutung, dass infratentorielle Tumoren in einem sehr beengten Raum, der hinteren Schädelgrube, wachsen.
Nach ihrer Dignität lassen sich Hirntumore nach dem WHO-Schema pathohistologisch in vier Gruppen einteilen:
Die meisten Tumoren wachsen langsam, weshalb das Gehirn die Volumenzunahme relativ lange ohne Funktionsausfälle tolerieren kann. Erst bei einer Dekompensation werden Raumforderungen symptomatisch. Sie äußern sich unter anderem durch folgende Symptome:
Hirndruckzeichen bei infratentoriellen Tumoren häufiger und früher auf.
Ungefähr 2/3 aller Gehirntumoren werden zuerst durch die neurologische Symptomatik auffällig. Diese kommt durch direkte Destruktion von Nervengewebe oder durch Begleiterscheinungen des Tumors wie mechanischer Druck, perifokales Ödem oder Tumoreinblutungen zustande.
Die Symptomatik gibt Hinweise auf die Lokalisation der Tumoren:
Als Differentialdiagnosen kommen vor allem andere intrakranielle Raumforderungen oder neurodegenerative Erkrankung in Betracht, z.B.
Im Vordergrund stehen bildgebende Verfahren, mit denen die Lokalisation und Ausdehnung des Tumors bestimmt werden kann. Dabei kommen immer häufiger auch aus den Schichtaufnahmen errechnete 3D-Darstellungen zum Einsatz.
Zusätzlich kommen EEG und Liquordiagnostik in Frage.
Die Therapie von Hirntumoren ist meist diffizil. Sie muss dem Patienten und seiner Tumorart individuell angepasst werden. Grundsätzlich bestehen folgende Möglichkeiten:
Fachgebiete: Neurochirurgie, Neurologie, Onkologie
Diese Seite wurde zuletzt am 15. Juli 2018 um 17:41 Uhr bearbeitet.
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