Epiretinale Gliose
Synonyme: epiretinale Membran, Macular Pucker
Englisch: retinal gliosis, epiretinal membrane, macular pucker
Definition
Die epiretinale Gliose ist eine Form der Gliose, die sich auf der Netzhautoberfläche, meist im Bereich der Makula abspielt. Dabei entsteht zwischen Glaskörper und Retina eine dünne, faserhaltige Gewebeschicht, die zu einer Faltenbildung und damit zu verzerrten Wahrnehmungen führen kann.
Epidemiologie
Die epiretinale Gliose tritt ab dem 5. Lebensjahrzehnt klinisch in Erscheinung, in der Regel sind erst Menschen ab 75 Jahren betroffen.
Ätiologie
Die epiretinale Gliose tritt meist idiopathisch auf. Sekundär kann sie durch andere Augenerkrankungen oder operative Eingriffe am Auge ausgelöst werden.
Pathogenese
Bei der epiretinalen Gliose siedeln sich auf der epiretinalen Grenzmembran zwischen Netzhaut und Glaskörper Zellen an, die wahrscheinlich aus Astrozyten oder Müller-Zellen der Netzhaut hervorgehen. Sie produzieren Kollagenfasern und kontraktile Fasern, die sich zu einer Membran verdichten und Zugkräfte auf die Netzhaut ausüben.
Risikofaktoren
Symptome
Die Symptome sind abhängig von der Ausprägung der Erkrankung. Eine leichter Befall bleibt meist unbemerkt oder führt zu einer langsamen Abnahme der Sehschärfe. Zusätzlich kann es zum Auftreten von Lichtblitzen und Mouches volantes kommen.
Ausgedehntere Membranen lösen eine Metamorphopsie, ein Zentralskotom oder andere Sehstörungen aus. Bei einem großflächigen Befall ist eine Netzhautablösung mit völligem Sehverlust des betroffenen Auges möglich.
Diagnostik
- Ophthalmoskopie: eventuell Verziehung von Aderhaut und Gefäßen erkennbar
- Optische Kohärenztomografie (SD-OCT)
- Fundusautofluoreszenz (FAF)
- Rotfreie Fotografie: Dokumentation der Membranausdehnung
- Amsler-Gitter: Feststellung von Metamorphopsien
Therapie
Zarte epiretinale Gliosen ohne Tendenz zur Progression erfordern keine Behandlung, sondern lediglich eine regeläßige Kontrolle im Sinne eine Watchful Waiting.
Eine medikamentöse Therapie gibt es zur Zeit (2022) nicht. Eine prophylaktische Wirkung von NSAR wird diskutiert, ist aber nicht gesichert.
Als operatives Verfahren kommt eine transkonjunktivale, nahtlose Pars-plana-Vitrektomie in Frage, bei der die gesamte epiretinale Grenzmembran entfernt wird. Der Eingriff wird in Lokalanästhesie durchgeführt. Mögliche Komplikationen sind intraokuläre Blutungen, erhöhter intraokulärer Druck und die Entwicklung einer Katarakt. Die Indikation zur Operation sollte zurückhaltend gestellt werden, wenn die Sehstörungen noch keine erhebliche Beeinträchtigung darstellen.