Histoplasmose
Synonyme: Retikuloendotheliale Zytomykose, Darling-Krankheit, Amerikanische Histoplasmose, Kleinzellige Histoplasmose, Klassische Histoplasmose
Englisch: histoplasmosis, cave disease, Darling's disease, reticuloendotheliosis, spelunker's lung
Definition
Die Histoplasmose ist eine systemische Mykose, die durch eine Infektion mit dem dimorphen Pilz Histoplasma capsulatum ausgelöst wird.
ICD-Klassifikation
ICD-10-Codes:
- B39.-: Histoplasmose
- B39.0: Akute Histoplasmose der Lunge durch Histoplasma capsulatum
- B39.1: Chronische Histoplasmose der Lunge durch Histoplasma capsulatum
- B39.2: Histoplasmose der Lunge durch Histoplasma capsulatum, nicht näher bezeichnet
- B39.3: Disseminierte Histoplasmose durch Histoplasma capsulatum
- B39.4: Histoplasmose durch Histoplasma capsulatum, nicht näher bezeichnet
- B39.5: Histoplasmose durch Histoplasma duboisii
- B39.9:Histoplasmose, nicht näher bezeichnet
Epidemiologie
Die Histoplasmose tritt vorwiegend in trockenen Gebieten, vor allem im mittleren Westen der USA, aber auch in Indien, Afrika, der Karibik, Australien sowie in Lateinamerika auf. In diesen Gebieten kommt der Pilz saprophytär als Myzel im Boden vor. Die Häufigkeit der Erkrankung liegt bei etwa 500.000 Fällen pro Jahr. Importierte Infektionen in Deutschland sind selten.[1] Da der Erreger häufig in Höhlen zu finden ist (z.B. durch Verbreitung über Fledermäuse) sind Höhlenarbeiter häufig betroffen.
Übertragung
Aus dem Myzel des Erregers gehen Konidien (Pilzsporen) hervor, die im Boden zu finden sind. Sie werden vom Menschen über Inhalation von kontaminiertem Staub aufgenommen.
Pathogenese
Die Inkubationszeit nach Inhalation der Konidien beträgt 7-21 Tage; eine Disseminierung der Infektion ist noch bis zu zwei Jahre später möglich. Im Respirationstrakt erfolgt die Phagozytose durch die Alveolarmakrophagen, wobei der Pilz nicht sicher inaktiviert werden kann.
In den Alveolarmakrophagen vermehrt sich Histoplasma capsulatum als Sprosspilz (durch Sprossung). Dadurch bilden sich kleine granulomatösen Entzündungsherde, in denen das Abtöten der Erreger im Rahmen einer zellvermittelten Immunreaktion möglich ist.
Verlauf und Symptome sind vom Zustand des Patienten und möglicher bestehender Erkrankungen abhängig. Bei abwehrgeschwächten Patienten (z.B. bei AIDS Patienten) kann es durch die Phagozyten zu einer Streuung der Erreger in andere Organe, insbesondere in die retikuloendothelialen Organe (z.B. Leber, Milz), kommen. Die Ausbildung von granulomatösen Reaktionen an der Haut ist möglich.
Symptome
Ein asymptomatischer Verlauf ist häufig. Die Inhalation von erregerhaltigem Staub kann zu einer akuten, aber auch zu einer chronischen Pneumonie führen. Je nach Zustand des Patienten unterscheiden sich die Manifestationen und die möglichen Symptome.
Akute Histoplasmose
Sie tritt häufig bei Rauchern oder bestehender Lungenerkrankung auf.
- allgemeines Krankheitsgefühl
- grippeartige Beschwerden
- Fieber
- Husten
- Thoraxschmerzen
- manchmal Erythema nodosum oder Erythema multiforme
Chronisch pulmonale Histoplasmose
Sie betrifft häufig ältere Menschen und ähnelt klinisch und radiologisch einer Lungentuberkulose.
Disseminierte Histoplasmose
Sie entsteht bei ausgeprägter Immunschwäche.
- Fieber
- Panzytopenie
- Eosinophilie
- Pneumonie
- Hepatitis
- Hepatosplenomegalie
- Infiltrate der Haut
- Endokarditis
- Meningitis
- Ulzera der Schleimhaut im Verdauungstrakt
- Infiltration der Nebennieren
Diagnose
Möglich ist der direkte kulturelle Erregernachweis u.a. aus Biopsaten, Sputum, Blut, bronchoalveolärer Lavage. Die Anzucht ist jedoch nur unter speziellen Bedingungen in Speziallaboren möglich und dauert mehrere Wochen. Schnellere Nachweismethoden sind die PCR mit anschließender Sequenzierung und die Detektion unter Verwendung von DNA-Sonden.
Der serologische Antikörpernachweis kann ca. fünf Wochen nach Infektion in Speziallabors erfolgen. Angewendete Methoden sind hier Western-Blot, Komplementbindungsreaktion und Immundiffusionstests.
Der mikroskopische Nachweis kann bei chronischen und generalisierten Formen versucht werden. Früher wurde bei epidemiologischen Untersuchungen in Endemiegebieten auch ein Histoplasmin-Hauttest eingesetzt, der jetzt (2018) nicht mehr verfügbar ist.
Therapie
Die hämatogene Streuung bei immunsupprimierten Patienten mit Befall von Milz, Knochenmark, Leber und Lymphknoten kann letal enden, wenn sie nicht frühzeitig behandelt wird.
Die Histoplasmose erfordert eine antimykotische Therapie, meist mit Itraconazol (v.a. bei der chronischen Form). In schweren Fällen wird Amphotericin B, seltener Voriconazol eingesetzt.
Einzelnachweise
- ↑ Meyer CG: Tropenmedizin: Infektionskrankheiten. 2. Auflage, 2007. ecomed Medizin Verlag
Quellen
- Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten, 2011. Robert Koch Institut
- Raselli C, Reinhart W, Fleisch F: Histoplasmose: ein ungewöhnliches Feriensouvenir. DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift 2013; 138(07): 313 - 316 DOI: 10.1055/s-0032-1332870
- Darai G et al.: Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen: Erreger, Symptome, Diagnose, Therapie und Prophylaxe. 4. Auflage, 2012. Springer Verlag
- Kayser et al.: Taschenlehrbuch Medizinische Mikrobiologie. 13. Auflage, 2014. Thieme Verlag
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