Erythema exsudativum multiforme
Synonyme: Erythema multiforme, Kokarden-Erythem
Definition
Unter dem Erythema exsudativum multiforme, kurz EEM oder EM, versteht man eine akute Entzündung im oberen Korium, die zu typischen kokardenförmigen Läsionen führt. Man unterscheidet eine Minor- und eine Major-Form.
Ätiologie
Zu den möglichen Auslösern des Erythema exsudativum multiforme gehören:
- Infektionen: Das Erythem tritt am häufigsten nach Infektionen mit dem Herpes-simplex-Virus auf. Seltenere Auslöser sind Streptokokken, Mykoplasmen, Mykobakterien, Pneumokokken, Salmonellen, Staphylokokken und Chlamydien. Pilze (Coccidioides immitis) und Protozoen (Trichomonaden, Toxoplasmen) werden ebenfalls verdächtigt. Ebenfalls wurde ein Auftreten ähnlicher Läsionen im Rahmen von Covid-19-Infketionen beschrieben, allerdings ist ein kausaler Zusammenhang derzeit (2023) noch nicht klar.[1][2][3]
- Arzneistoffe: In selteneren Fällen werden Medikamente als Auslöser beschrieben.[4][1]
- Physikalische Reize: Kälte, UV-Licht, Strahlentherapie
- Maligne Tumoren: Paraneoplastisch kann ein EEM bei Non-Hodgkin-Lymphomen, Leukämien, Multiplem Myelom und Polyzythämie auftreten.
- Andere: Kollagenosen, Vaskulitiden
Häufig bleibt die Ursache der Erkrankung unklar.
Klinik
Prodromi der Erkrankung sind die Symptome einer banalen Infektion. Es kommt dann rasch zu den typischen Effloreszenzen, die aus zwei bis drei konzentrischen Ringen mit zentraler Papel oder Blase bestehen und konfluieren können. So entsteht das Bild trizonaler, schießscheibenartiger Kokarden.
Minor-Form
Bei der Minor-Form findet man vor allem an Handrücken und den Streckseiten der Arme die typischen Läsionen, die häufig im Frühjahr und Herbst rezidivieren.
Major-Form
Wenn zusätzlich eine deutliche Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes und Erosionen an den Schleimhäuten auftreten, spricht man von der Major-Form. Zusätzlich können Fieber und Arthralgien auftreten. Sekundärinfektionen stellen eine häufige Komplikation dar. Es besteht ebenfalls die Gefahr der Symblepharonbildung. Als Folge der Erkrankung können sich narbige Synechien ausbilden.
Das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und die toxische epidermale Nekrolyse (TEN) wurden früher aufgrund von Ähnlichkeiten in der Klinik als schwere Verlaufsformen des Erythema exsudativum multiforme angesehen. Diese Einschätzung gilt mittlerweile als überholt.[5]
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch muss bei ausgeprägten Schleimhautveränderungen an das bullöse Pemphigoid, Pemphigus vulgaris, Lichen ruber und das Sweet-Syndrom gedacht werden.
Diagnose
Die Diagnose wird in der Regel klinisch gestellt. Medikamentenanamnese, Titerbestimmungen von HSV und Mykoplasmen und ggf. Tumorsuche können bei der Ursachensuche hilfreich sein.
Therapie
Besteht der Verdacht auf ein medikamenteninduziertes Erythema exsudativum multiforme, sollte das Medikament abgesetzt werden. Bei leichtem Befall wird zusätzlich lokal mit Kortikosteroiden behandelt, bei ausgeprägtem Verlauf werden orale Glukokortikoide, feuchte Umschläge, Mundspüllösungen, lokale Desinfektiva und breiige Kost verordnet. Um ein Symblepharon auszuschließend, sollte ein augenärztliches Konsil angefordert werden.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Bennardo et al., Erythema Multiforme and COVID-19: What Do We Know? Medicina, 2021
- ↑ Palaia et al., Erythema Multiforma as Early Manifestation of COVID-19: A Case Report. Pathogens, 2022.
- ↑ Puri et al., Erythema Multiforme: A Presentation of COVID-10 Pneumonia. Cureus, 2022
- ↑ Soares et al., Recent Updates in the Treatment of Erythema Multiforme, Medicina (2021)
- ↑ Wetter DA et al.: Erythema multiforme: Pathogenesis, clinical features, and diagnosis. UptoDate, abgerufen am 4.2.2021
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