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Sweet-Syndrom

nach dem amerikanischen Dermatologen Robert Douglas Sweet (1917–2001)
Synonym: akute febrile neutrophile Dermatose
Englisch: sweet's syndrome, acute febrile neutrophile dermatosis

1. Definition

Als Sweet-Syndrom bezeichnet man eine seltene Erkrankung ungeklärter Ätiologie, bei der grippeähnliche Symptome sowie schmerzhafte Papeln der Haut auftreten. Die Erkrankung ist durch ein Ödem sowie eine Infiltration der Dermis mit neutrophilen Granulozyten gekennzeichnet.

2. Geschichte

Das Sweet-Syndrom wurde erstmals im Jahr 1964 durch den Dermatologen Robert Douglas Sweet beschrieben.

3. Ätiologie

Je nach Ätiologie unterscheidet man verschiedene Formen des Sweet-Syndroms:

3.1. Klassischer oder idiopathischer Typ

Beim klassischen oder idiopathischen Typ ist die Ursache ungeklärt. Dieser Typ betrifft in erster Linie Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren.

3.2. Paraneoplastischer Typ

In etwa 20 % der Fälle ist ein Malignom ursächlich für das Sweet-Syndrom. Am häufigsten ist das Sweet-Syndrom mit einer akuten myeloischen Leukämie (AML) oder einem myelodysplastischen Syndrom assoziiert. In seltenen Fällen tritt die Erkrankung bei urogenitalen Malignomen auf.

3.3. Infektionsassoziierter Typ

Das Sweet-Syndrom kann im Anschluss an eine Infektion auftreten. Häufig assoziierte Infektionen sind beispielsweise:

3.4. Autoimmuner Typ

Das Sweet-Syndrom wird im Zusammenhang mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen beobachtet, wie beispielsweise rheumatoider Arthritis, Sarkoidose, Hashimoto-Thyreoiditis oder systemischem Lupus erythematodes (SLE). Es kann auch bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (insbesondere Morbus Crohn) auftreten.

3.5. Medikamenten-induzierter Typ

Der Medikamenten-induzierte Typ macht etwa 5 % der Sweet-Syndrome aus. Die Veränderungen der Haut treten typischerweise sieben bis acht Tage nach der erstmaligen Einnahme des Medikamentes auf. Ein Medikamen­ten-in­duziertes Sweet-Syn­drom ist am häufigsten nach der Behandlung mit einem Granulozyten-Kolonie stimulierenden Faktor (G-CSF) zu beobachten. Weitere Medikamente, die ein Sweet-Syndrom verursachen können, sind beispielsweise:

4. Pathogenese

Der genaue Pathomechanismus des Sweet-Syndroms ist derzeit (2022) noch nicht vollständig geklärt. Die Genese ist vermutlich multifaktoriell. Es existieren verschiedene Hypothesen. So vermutet man unter anderem, dass das Sweet-Syndrom eine Überempfindlichkeitsreaktion auf ein auslösendes bakterielles oder virales Antigen bzw. Tumorantigen ist.

Man geht davon aus, das G-CSF, Interferon-gamma, Interleukin-1, Interleukin-3, Interleukin-6 und Interleukin-8 eine wichtige Rolle in der Pathogenese des Sweet-Syndroms spielen.[1]

5. Klinik

Das Sweet-Syndrom ist zu Beginn typischerweise durch ein grippeähnliches Prodromalstadium mit Abgeschlagenheit, Fieber und Arthralgien gekennzeichnet. Die Symptome treten in der Regel drei bis sieben Tage vor dem Einsetzen der Hautveränderungen auf.

An der Haut bilden sich rötlich-livide Papeln, die druckdolent sind und im Verlauf zu Knoten und Plaques konfluieren. Die Veränderungen der Haut können den Eindruck von Bullae erwecken, da die Dermis aufgrund eines ausgeprägten entzündlichen Ödems durchscheinend wirkt. Die Hautveränderungen finden sich insbesondere im Gesicht, am Hals, am Rumpf sowie an den Streckseiten der Arme und Beine.

Beim Sweet-Syndrom bestehen keine Ulzerationen und es kommt nicht zur Vernarbung der Läsionen.

Extrakutane Symptome des Sweet-Syndroms sind:

In seltenen Fällen liegen eine aseptische Meningitis oder eine Pankreatitis vor.

6. Diagnostik

Die Diagnose wird anhand der klinischen Befunde, einer histologischen Untersuchung und der Labordiagnostik gestellt.

6.1. Histologie

In der histologischen Untersuchung zeigt sich ein Ödem der Dermis. Darüber hinaus liegt typischerweise eine dichte Infiltration der Dermis mit neutrophilen Granulo­zyten vor. In der Regel sind die obere und mittlere Dermis betroffen, in manchen Fällen die Subkutis.

6.2. Labordiagnostik

Typischerweise liegen ein Anstieg der Blutsenkungsgeschwindigkeit sowie ein erhöhtes CRP vor. Weitere charakteristische Laborbefunde sind eine Leukozytose mit Neutrophilie und Linksverschiebung.

Darüber hinaus kann bei einigen Patienten die alkalische Phosphatase erhöht sein. In manchen Fällen sind die Transaminasen erhöht. Bei malignen Grunderkrankungen liegt in 30 bis 50 % der Fälle eine Anämie vor. Weitere mögliche Laborbefunde sind eine Proteinurie und Thrombozytopenie.

7. Differentialdiagnosen

Mögliche klinische Differentialdiagnosen des Sweet-Syndroms sind beispielsweise:

8. Therapie

Die Therapie setzt sich aus einer topischen und einer systemischen Therapie zusammen. Zur externen Therapie werden unter anderem wasserhaltige hydrophile Salben und Zinkoxidschüttelmixturen eingesetzt. Darüber hinaus können mittelstark wirksame Glukokortikoid-Lotionen verwendet werden.

Für die systemische Therapie kommen in erster Linie Glukokortikoi­de zum Einsatz. Nach dem Be­ginn der Behandlung kommt es in der Regel zur schnellen Bes­serung der Allgemeinsymptome sowie der Hautveränderungen. Alternative Medikamente, die zur Behandlung verwendet werden können, sind Acetylsalicylsäure, Kaliumiodid und Indometacin. Darüber hinaus wurden Therapieerfolge mit Dapsone, intravenösen Immunglobulinen und Ciclosporin A beschrieben.

9. Prognose

Die Prognose des Sweet-Syndroms ist gut. Auch ohne eine Therapie heilen die Hautveränderungen in der Regel innerhalb von Wochen bis Monaten ab. Durch eine Therapie verbessert sich die Symptomatik meist schnell. 50 % aller Patienten weisen im weiteren Verlauf ein Rezidiv auf.

Bei Patienten mit dem Medikamenten-induzierten Typ heilen die Hautveränderungen meist innerhalb von 3 bis 30 Tagen nach Absetzen des ursächlichen Medikamentes ab.

10. Quellen

11. Literatur

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