Linksverschiebung
Definition
Unter einer Linksverschiebung versteht man in der Hämatologie das vermehrte Auftreten von unreifen neutrophilen Granulozyten bzw. Granulozyten-Vorstufen im Differentialblutbild. Sie ist eine Form der Kernverschiebung.
Abgrenzung
In der Epidemiologie bezeichnet der Begriff der Linksverschiebung das vermehrte Auftreten einer alterassoziierten Erkrankung bei jüngeren Bevölkerungsgruppen.
In der Physiologie kann auch die Linksverschiebung der Sauerstoffbindungskurve gemeint sein.
Hintergrund
Bei einer Linksverschiebung sieht man neben den reifen segmentkernigen Granulozyten andere Zellformen der Leukopoese. Dazu zählen:
- stabkernige Granulozyten
- Metamyelozyten
- Myelozyten
- Promyelozyten (selten)
- Myeloblasten (sehr selten)
Auch im normalen Blutbild ist ein geringer Anteil stabkerniger Granulozyten vorhanden. Eine relevante Linksverschiebung besteht erst, wenn ihr Anteil an allen neutrophilen Granulozyten 5 % überschreitet.
Von einer mittelgradigen Linksverschiebung spricht man beim Auftreten von Myelozyten, von einer schweren Linksverschiebung beim Auftreten von Promyleozyten im Blutbild.
Pathogenese
Die Linksverschiebung ist durch eine beschleunigte Freisetzung der noch unreifen Zellen aus dem Knochenmark bedingt – meist infolge eines hohen Verbrauchs, z.B. im Rahmen einer Infektionskrankheit. Man spricht deshalb auch von einer reaktiven Linksverschiebung. Darüber hinaus kann eine pathologische Linksverschiebung auf ein myeloproliferatives Syndrom hinweisen.
Eine Linksverschiebung kann mit einer normalen, erhöhten (Neutrophilie bzw. Leukozytose) oder erniedrigten Zellzahl (Neutropenie bzw. Leukopenie) einhergehen. Eine Neutropenie weist darauf hin, dass ein erhöhter Zellverbrauch stattfindet, der nicht mehr durch die Neubildung im Knochenmark kompensiert wird.
Ursachen
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