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Yersiniose

Synonyme: Yersinien-Enteritis, Pseudoappendizitis, Yersinien-Gastroenteritis, Yersinien-Enterokolitis
Englisch: yersiniosis

1. Definition

Die Yersiniose ist eine Infektionskrankheit, die durch Infektion mit den Bakterienarten Yersinia enterocolitica und Yersinia pseudotuberculosis hervorgerufen wird.

2. Erreger

Yersinien sind weltweit verbreitete Erreger. Während Yersinia pseudotuberculosis häufiger in Osteuropa und Russland vorkommt, wird eine Yersiniose in Europa am häufigsten durch die Serotypen 0:3 und 0:9 von Yersinia enterocolitica ausgelöst.

Die Erreger sind im Tierreich weit verbreitet. Erregerreservoir sind Tiere (vor allem Schweine) und infizierte tierische Produkte wie rohes Fleisch (vor allem Schweinefleisch) Milchprodukte und Trinkwasser. In Deutschland werden etwa 1 % der infektiösen Durchfallerkrankungen durch Yersinien verursacht.

Eine relevante Eigenschaft der Yersinien ist, dass sie sich nicht nur im körperwarmen Milieu, sondern auch bei Kühlschranktemperaturen (4-8 °C) vermehren können. Die Übertragung erfolgt durch orale Aufnahme der Erreger.

3. Klinik

Die Yersiniose weist unterschiedliche Verlaufsformen auf. Prinzipiell besteht ein Zusammenhang zwischen dem Erkrankungsalter und der Verlaufsform. Die Inkubationszeit zwischen der Infektion und Manifestation der Yersiniose beträgt etwa 10 Tage.

3.1. Yersinien-Gastroenteritis

Die Yersinien-Gastroenteritis tritt bevorzugt bei Kleinkindern auf. Sie verläuft als Diarrhö mit Flüssigkeitsverlust und wird vorwiegend von Yersinia enterocolitica hervorgerufen.

3.2. Pseudoappendizitis (Lymphadenitis mesenterialis)

Die Pseudoappendizitis bei Yersinien-Infektion zeigt sich meistens bei älteren Kindern und Jugendlichen. Es kommt zu einer Lymphadenitis mesenterica, d.h. einer Schwellung und Entzündung der Lymphknoten im Bereich des Mesenteriums, häufig auch mit Lymphknotenkonglomeraten um die Appendix vermiformis herum.

Die Klinik mit abdominalen Beschwerden und Fieber kann einer Appendizitis zum Verwechseln ähnlich sein. Häufig ist zudem der Nachweis einer Raumforderung um die Appendix in der Sonographie möglich. Deshalb erfolgt nicht selten eine Appendektomie mit nachfolgender Diagnosestellung aus entfernten Lymphknoten.

3.3. Enterokolitis

Die Yersinien-Enterokolitis verläuft als bakterielle Gastroenteritis vom Penetrationstyp. Dies bedeutet, dass die Yersinien die Schleimhaut des Kolons durchwandern und im lymphatischen Gewebe der Submukosa (Peyer-Plaques) zu einer Entzündung führen.

Dabei kommt es zur Diarrhö und kolikartigen Bauchschmerzen, die 10-14 Tage andauern, gelegentlich aber auch in eine chronische, nach symptomfreien Intervallen wiederkehrende Diarrhö- und Schmerzsymptomatik übergehen.

3.4. Komplikationen

Bei Immunsuppression kann es zu einer Sepsis durch Yersinien kommen. Häufiger ist jedoch eine reaktive Arthritis, die bevorzugt HLA-B27-positive Erkrankte betrifft und Wochen bis Monate nach der Erstinfektion auftritt. Auch das Auftreten eines Reiter-Syndroms bestehend aus der Trias von reaktiver Arthritis, Urethritis und Iritis ist möglich.

Septische Verläufe sowie das Entstehen einer Osteomyelitis oder von Leberabszessen sind bekannt (insbesondere bei Immunschwäche).

4. Diagnostik

Anzustreben ist der direkte Erregernachweis durch Bakterienkultur. Der Erregernachweis kann aus einer Stuhlprobe, mesenterialen Lymphknoten und/oder Blut (Sepsisverdacht) erfolgen. Nach 48 h Inkubation zeigt sich ein Wachstum auf:

Gutes Keimwachstum besteht auch auf einigen Salmonella-/Shigella-Selektivmedien. Die Vermehrungsfähigkeit ist bis 4 °C erhalten, daher ist eine Kälteanreicherung aus kontaminiertem Material möglich.

Ein Erregernachweis ist auch durch den spezifischen DNA-Nachweis aus den genannten Untersuchungsmaterialien per PCR möglich.

Serologische Nachweismethoden umfassen die Bestimmung des Titers spezifischer Yersinia-Antikörper für die häufigsten Serotypen von Yersinia enterocolitica. Beweisend ist ein deutlicher, je nach Labormethode unterschiedlicher Titeranstieg.

5. Therapie

Die Therapie der Yersiniose ist bei Verlaufsformen mit Diarrhö in der Regel symptomatisch und erfolgt durch Rehydratation und weitere supportive Maßnahmen.

Eine Antibiotikagabe erfolgt bei schweren Verläufen mit drohender Sepsis. Zum Einsatz kommen in der Regel Fluorchinolone, z.B. Ciprofloxacin (1 g/Tag p.o. oder 800 mg/Tag i.v. für 5-7 Tage) oder Cotrimoxazol (1.920 mg/Tag p.o. oder i.v. für 5-7 Tage).

Liegt eine Bakteriämie vor, wird Ceftriaxon (2 g/Tag i.v. für 7-14 Tage) oder Ciprofloxacin (1 g/Tag p.o. oder 800 mg/Tag i.v. für 7-14 Tage) gegeben.[1] Bei Therapieversagen einer Fluorchinolon-Therapie kann alternativ Doxycyclin eingesetzt werden.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

6. Quellen

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