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Yersinia enterocolitica

1. Definition

Yersinia enterocolitica ist ein gramnegatives Bakterium, welches sowohl beim Menschen, als auch beim Tier zusammen mit Yersinia pseudotuberculosis die Yersiniose verursacht. Beim Menschen verursacht der Prokaryont noch eine Reihe weiterer Erkrankungen.

2. Merkmale

Das gramnegative Bakterium besitzt eine stäbchenförmige Gestalt und bildet zu keiner Zeit Sporen. Es lebt sowohl unter aeroben Bedingungen, als auch fakultativ anaerob. Der Mikroorganismus ist bezüglich des Enzyms Katalase positiv, bezüglich der Cytochrom-c-Oxidase negativ.

Yersinia enterocolitica kann unter bestimmten Bedingungen Eisen verwerten. Voraussetzung ist, dass das Eisen Hämin- oder Hydroxamat-gebunden vorliegt. Das Bakterium verfügt über eine monotriche bis peritriche Begeißelung und vermehrt sich am effektivsten in einem Temperaturbereich von 26 bis 28° C. Als psychrophiles (Kälte liebend) Bakterium vermehrt sich Yersinia enterocolitica auch bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Yersinia enterocolitica ist bei 37 °C unbeweglich, bei 22 °C jedoch beweglich (Auswanderung aus Stichkanal in einem halbfesten Agar).

3. Vorkommen

Yersinia enterocolitica findet sich im GI-Trakt von Nutztieren, insbesondere bei Schweinen, seltener bei Rindern.

4. Übertragung

Die Übertragung erfolgt durch direkte Aufnahme des Erregers, also v.a. durch den Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Schweinefleisch. Weitere Infektionswege sind Rohmilch oder kontaminiertes Wasser.

5. Pathogenese

Der Erreger wird über M-Zellen in die Submucosa des terminalen Ileums aufgenommen. Er vermehrt sich dort vor allem im lymphatischen Gewebe der Peyer-Plaques und in den mesenterialen Lymphknoten (Tropismus zum lymphatischen System). Wichtiger Pathogenitätsfaktor sind Effektorproteine, die mithilfe eines Typ-III-Sekretionssystems in Makrophagen mikroinjiziert werden. Diese Proteine werden als Yersinia Outer Proteins (YOPs) bezeichnet. Sie wirken u.a. als Hemmstoffe von Rho-GTPasen, welche beispielsweise an der Strukturierung des Aktinskeletts beteiligt sind. Es resultiert eine Hemmung der Phagozytose und die Apoptose der Makrophagen.[1]

6. Klinik

Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 10 Tagen entwickelt sich eine Enteritis oder Enterokolitis mit folgenden Symptomen:

1-3 Wochen nach der Infektion kann es, insb. bei Patienten mit HLA-Typ B27, zu immunologischen Kreuzreaktionen kommen:

7. Labordiagnostik

7.1. Direkter Erregernachweis

Der Erregernachweis erfolgt durch Kultivierung von Biopsiematerial oder Stuhlproben bzw. per Blutkultur. Die Probe wird direkt auf ein Festmedium ausgeimpft, z.B. Blutagar, MacConkey-Agar, GCG-Agar oder CIN-Agar. Die Erreger werden bis zu 48 Stunden bei 25 bis 28 °C bebrütet.

Darüber hinaus kann man Yersinia enterocolitica molekularbiologisch durch den Nachweis verschiedener Virulenzgene (z.B. virF, yadA, yst, ysc) mithilfe der RT-PCR identifizieren. Für diese Untersuchung sind spezielle Testkits verfügbar.

7.2. Indirekter Erregernachweis

Ein serologischer Nachweis der Yersinia-Antikörper ist ebenfalls möglich. Mittels Agglutinationsreaktion kann zudem eine Serogruppentypisierung erfolgen. Es sind über 60 O- und 44 H-Antigene bekannt. In Europa treten häufig O:3, O:9, seltener O:5 auf. In den USA ist auch der Serotyp O:8 verbreitet.

8. Therapie

Infektionen mit Yersinia enterocolitica verlaufen i.d.R. selbstlimitierend. Eine Gabe von Antibiotika ist meistens nicht nötig. Bei schweren Verläufen empfiehlt sich die Gabe von Chinolonen, Cephalosporinen oder Tetrazyklinen.

9. Meldepflicht

Nach dem Infektionsschutzgesetz sind Infektionen mit Yersinia enterocolitica meldepflichtig.

10. Referenzen

  1. Trosky J., Orth K., Liverman A.: "Yersinia Outer Proteins: YOPS" Wiley Online Library, 2007

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