M-Zelle (Immunologie)
Latein: Epitheliocytus microplicatus
Englisch: M cell, microfold cell
Definition
Eine M-Zelle ist eine speziell modifizierte Epithelzelle, die eine wichtige Rolle in der Entwicklung und Funktionalität des Immunsystems spielt. Als solche kommt sie in den Tonsillen und in der Wand des Ileums vor.
Auch die midmyokardiale Zellen des Herzens werden abgekürzt als M-Zellen bezeichnet.
Histologie
Die M-Zelle unterscheidet sich in ihrer Histologie und ihren morphologischen Gegebenheiten deutlich von den sie umgebenden Epithelzellen. Auch bestehen große Unterschiede zum zellulären Gewebe des Follikel-assoziierten Epithels (FAE). Die vom Darmlumen abgewandte Seite der M-Zelle (basale Seite) ist gekennzeichnet durch zahlreiche, verschieden große Einbuchtungen, die mikroskopisch klar nachweisbar sind. Diese Einkerbungen dienen als Kontaktstelle, über welche die M-Zelle mit benachbarten Strukturen wie den zu den Peyer-Plaques gehörenden B- und T-Lymphozyten, den Makrophagen und Dendritischen Zelle interagiert. An der zum Darmlumen hingerichteten Seite – der apikalen Membran – finden sich zahlreiche kleine Falten, sogenannte Mikroplicae. Mikroskopisch ähneln diese Falten bisweilen dem Buchstaben M, weswegen die M-Zelle ihren Namen hat. Mikrovilli besitzt die M-Zelle (im Gegensatz zum umgebenden Darmepithel) nur sehr wenige und diese sind dann kürzer und dünner.
Lokalisation
M-Zellen sind Bestandteil des Follikel-assoziierten Epithels (FAE). Diese überzieht die Peyer-Plaques und alle Tonsillen. Das gesamte FAE besteht aus Zylinderepithelzellen, mukösen Becherzellen und eben M-Zellen. Letztere machen etwa 15 % am gesamten FAE aus. M-Zellen finden sich somit im Epithel des Ileums und allen Tonsillen.
Funktion
Die M-Zellen haben eine sehr wichtige Bedeutung für das Immunsystem und sind ein elementarer Teil des MALT-Systems (Mucosa Associated Lymphoid Tissue). Sie befinden sich in den Peyer-Plaques und somit im sogenannten darmassoziierten lymphatischen Gewebe (GALT). Darüberhinaus sind M-Zellen Bestandteil der Tonsillen und gehören ebenfalls zum nasenassoziierten lymphatischen Gewebe (NALT).[1]
Zentrale Aufgabe der M-Zelle innerhalb der Immunreaktion ist die Aufnahme von Antigenen über die apikale Membran. Dies geschieht durch Endozytose der Fremdpartikel. Die M-Zelle wirkt nun als eine Art Transportsystem der Antigene. Nach erfolgter Phagozytose des Partikels schleust sie diesen durch den Zellkörper und gibt ihn an ihrer basalen Seite an nachgeschaltete Zellen des adaptiven Immunsystems weiter. M-Zellen sind in der Lage, folgende Antigene aufzunehmen:
- Bakterien
- Viren
- Pilze
- Makromoleküle
- kleine Parasiten
Wie der genaue Transport durch den Intrazellulärraum der M-Zelle sowie die anschließende Weitergabe an das adaptive Immunsystem im Detail funktioniert, ist noch nicht genau geklärt und derzeit Gegenstand intensiver Forschung. Am wahrscheinlichsten gilt die Tatsache, dass innerhalb der M-Zelle ein Transport in speziellen Vesikeln hin zur basalen Membran stattfindet. Ob in diesem Rahmen eine Prozessierung der Antigene stattfindet, ist ebenfalls noch unklar.
Impfung
Oral aufgenommene Impfstoffe werden ebenfalls von den M-Zellen aufgenommen.
Quellen
- ↑ Lydyard et al. BIOS Instant Notes in Immunology, Bios Scientific Publishers, 2000