Nitrofurantoin
Handelsnamen: Furadantin®, Nifuretten®, Nifurantin® u.a.
Synonym: Furadoxyl
Englisch: nitrofurantoine
Definition
Nitrofurantoin ist ein antibiotisch wirkender Arzneistoff, der speziell für die pharmakologische Therapie von bakteriellen Harnwegsinfekten und Blasenentzündungen eingesetzt wird. Von besonderem Vorteil ist das äußerst breite Wirkungsspektrum.
Chemie
Es handelt sich um ein Derivat des 2-Nitrofurans. Andere chemische Bezeichnungen sind (E)-1-[(5-Nitrofurfuryliden)amino]imidazolidin-2,4-dion oder (E)-N-(5-Nitro-2-furfuryliden)-1-aminohydantoin. Die Summenformel lautet C8H6N4O5. Bei Zimmertemperatur liegt Nitrofurantoin als gelblicher Feststoff vor. Der Schmelzpunkt liegt bei rund 268 °C.
Nitrofurantoin hat eine molare Masse von 238,16 g·mol−1.
Indikation
Nitrofurantoin wird als Mittel der ersten Wahl bei einer unkomplizierten Harnwegsinfektion eingesetzt.[1]
Eine Langzeittherapie ist aufgrund der Nebenwirkungen nicht zu empfehlen. Das Arzneimittel wirkt gegen Harnwegsinfekte, verursacht durch Nitrofurantoin-empfindliche Erreger wie Enterokokken, Staphylokokken, Escherichia coli oder andere Enterobakterien. Gegen bestimmte Bakterienstämme wie beispielsweise Providencia, Pseudomonas aeruginosa und Proteus ist Nitrofurantoin aufgrund einer primären Resistenz wirkungslos.
Anwendung
Wirkungsmechanismus
Die genaue bakterizide Wirkung von Nitrofurantoin ist bisher noch nicht geklärt. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Wirkstoff in mehrere Stoffwechselschritte der Bakterien eingreift (Hemmung der Proteinbiosynthese, Bildung von Strangbrüchen in der DNA).
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen können in einigen Fällen beträchtlich sein. Wichtig ist die Unterscheidung nach Häufigkeit.
Häufige Nebenwirkungen
- gastrointestinale Beschwerden
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- verringertes Hungergefühl
- Juckreiz
- Nesselsucht
Gelegentliche Nebenwirkungen
- "Nitrofurantoin-Pneumonie" mit Fieber, Husten, Atemnot, Lungeninfiltrationen und Eosinophilie; Lungenfibrose möglich[2][3]
- Tremor
- Angina pectoris
- Haarausfall
Seltene Nebenwirkungen
- Erhöhter Hirndruck
- Euphorie
- Depression
- cholestatischer Ikterus, chronisch-aktive Hepatitis, Autoimmunhepatitis, Leberzellnekrosen[2]
- Parästhesien an Händen und Füßen
- Optikusneuritis (v.a. bei Menschen mit Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Vitamin-B-Mangel und Anämie)
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen bestehen z.B. mit:
Kontraindikationen
Folgende Gründe sprechen u.a. gegen den Einsatz von Nitrofurantoin:
- Schwangerschaft
- Stillzeit
- Frühgeborene und Säuglinge bis zum 3. Lebensmonat
- Polyneuropathie
- Lungenfibrose
- Neuritis
- Oligurie
- Niereninsuffizienz
- Leberwerterhöhung
- Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel
Quellen
- ↑ S3-Leitlinie Umkomplizierte Harnwegsinfektion 2017, abgerufen am 19.11.2021
- ↑ 2,0 2,1 Nitrofurantoin: reminder of the risks of pulmonary and hepatic adverse drug reactions. MHRA 26.04.2023, abgerufen am 11.06.2023
- ↑ Master V, Malik H. Chronic Nitrofurantoin-Induced Lung Injury. N Engl J Med 2023
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