Antazidum
Synonym: Antacidum
Definition
Als Antazidum werden basische Substanzen bezeichnet, die nach Einnahme die Säure des Magensaftes neutralisieren und damit zur Linderung von Sodbrennen und epigastrischen Schmerzen beitragen.
Substanzen
Es handelt sich um basische Salze von Magnesium, Aluminium und Calcium:
- Aluminiumhydroxid (Al(OH)3)
- Magnesiumhydroxid (Mg(OH)2)
- Calciumcarbonat (CaCO3)
Gängig sind auch Kombinationen und Komplexverbindungen aus Aluminiumhydroxid (lange Wirkung) und Magnesiumhydroxid (schneller Wirkungseintritt) wie zum Beispiel:
Die Kombination bietet zudem den Vorteil, dass die obstipative Wirkung des Aluminiumhydroxids durch die laxierende Wirkung des Magnesiumhydroxids kompensiert wird.
Die Anwendung von Natriumhydrogencarbonat als Antazidum ist kontraindiziert, da nach einer schnellen Wirksamkeit der pH-Wert des Magensaftes stark ansteigt wodurch reaktiv hohe Mengen Gastrin ausgeschüttet werden. Folge ist eine ausgiebige Übersäuerung des Magensaftes, also das genaue Gegenteil des Therapieziels.
Des Weiteren sind Kombinationspräparate mit Alginat auf dem Markt.
Wirkprofil
Antazida wirken rein symptomatisch und werden daher zwischen den Mahlzeiten eingenommen, wenn die puffernde Wirkung der eingenommenen Mahlzeit abklingt. Angewendet werden Antazida daher bei funktionellem Sodbrennen und zur Schmerzlinderung bei Refluxkrankheit. Bei der Behandlung des Ulcus ventriculi haben Antazida durch Verfügbarkeit besser wirksamer Alternativen nur noch geringe Bedeutung.
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Obstipation. Sie treten insgesamt selten auf.
Sehr selten kommt es zu allergischen Reaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz, Schwellungen oder Schock.
Bei längerer Anwendung und hoher Dosierung von Antazida treten Veränderung des Mineralstoffhaushalt auf. Dazu zählen – abhängig von der jeweiligen Zusammensetzung des Antazidums:
- Hyperkalzämie
- Hypermagnesiämie
- Hypophosphatämie
- Anstieg des Serumaluminiums
- Einlagerungen von Aluminium im Nerven- und Knochengewebe
Wechselwirkungen
Antazida können die Bioverfügbarkeit bestimmter eingenommener Medikamente (z.B. Doxycyclin, Eisen) herabsetzen, da Komplexe mit den eingenommenen Substanzen gebildet werden. Medikamente sollten daher frühestens 2-3 Stunden nach Einnahme von Antazida eingenommen werden.
Kontraindikationen
Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz dürfen keine Antazida einnehmen. Durch die eingeschränkte Nierenfunktion kann es leichter zu Verschiebungen des Mineralstoffhaushaltes kommen. Zudem wird eine Nephrolithiasis begünstigt. Darüber hinaus dürfen die Antazida nicht bei bestehender Hypophosphatämie eingenommen werden, da sie durch die Einnahme verstärkt würde.